Pentagramm - Besinnung


"Auch ein Weg von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt."


Jeder, der sich einer geistigen Kraft bewußt werden will - und das haben wir in der heutigen Zeit bestimmt nötig -, wird täglich zu einer Besinnung kommen müssen. 

Als ausgerichtet suchende Menschen kann man dies tun mit Hilfe der Grundzeichnung der katharischen Einweihung und der Grundzeichnung von Mensch und Mikrokosmos. 

Ein Mandala ist ein Bild, das zur Besinnung drängt und den Menschen gleichzeitig beschirmt. Während einer Besinnung oder Meditation muß der Mensch sich gegen ungewollte und unerbetene Einflüsse abschirmen. Ein meditierender oder sich besinnender Mensch hat sich vollständig übergeben, wenn es gut bestellt ist. D.h. es fehlt ihm in dem Augenblick die notwendige Abwehr gegen fatale Beeinflussung, weil meditative Besinnung nun einmal eine vollständige Übergabe verlangt. 

Deshalb haben soviele Mühe mit einer solchen Konzentration. Die Angst oder der Unwille, der Argwohn und der Hochmut bieten immer Widerstand im Augenblick der Übergabe an eine höhere Macht.

Deshalb die Beschirmung durch ein Mandala, das das Denken des Menschen innerhalb der Grenzen des sogenannten Guten oder des vorgeschriebenen Verhaltens einer bestimmten Lehre hält. 

Das Pentagramm-Mandala verbindet den Menschen mit dem Einweihungsgebet der Katharer. 

Jeder kann in Gedanken ein Pentagramm zeichnen. Dabei muß er sich auf eine solche Weise mit diesem Pentagramm vereinigen, daß er, nach Verlauf einiger Zeit, das Gefühl hat, sich darin zu befinden. Das ist die Mandala-Besinnung.

Ihr Ziel ist: Vereinigung mit einem höheren Schwingungsfeld, Reinigung, Bewußtwerdung und auch die Erlösung vom Ego als der Zwangsjacke der Seele. 

Eine Mandala-Besinnung macht den Menschen nicht heilig, aber sie führt ihn, bei wiederholter Praxis, zu innerer Ruhe und einer inneren Sicherheit. Geborgen innerhalb des Pentagramms, wird er sich anderer Gedanken bewußt, fallen vielerlei Sorgen und Ängste, Bedenken von ihm ab. 

Die Reinigung der Sinne, als Begleiterscheinung dieser Besinnung, hält das Denken beschäftigt, bis dieses leichter in der Lage ist, sich dem Umfaßtwerden durch das Pentagramm zu übergeben. 

Da die westlichen Menschen unaufhörlich beschäftigt sind mit Arbeiten oder "Tun", ist es verständlich, daß das "Nicht-Tun" oder das "Still-Sein" immer mehr gesucht werden. Arbeiten hält den ganzen Menschen beschäftigt; zu vieles Arbeiten ist ein Übermaß an Sonnentriebkraft, die die Mondkraft oder die Einkehr dann vernichten kann.  

Ein Zuviel an Einkehr, ein "zu introvertiert sein", führt zu spirituellem Egoismus mit einem Verlust an Energie und einer Abneigung gegenüber altruistischem Handeln. 

Überspannte, überarbeitete Menschen werden nur geheilt durch Einkehr, Stille, das Wiederfinden des inneren Mondes oder der Seele, um mit deren Hilfe das Übermaß an Energie oder Sonnenkraft auffangen und verarbeiten zu können. 

Man braucht sich nicht fortwährend auf seine Fehler zu konzentrieren und sich ständig mit korrigierenden Handlungen anzustrengen; doch muß man sehr wohl achtgeben auf die ausgewogene Gegenwart von Sonne - altruistisches Tun nach außen - und Mond - innere Stille für das Wachsen von Körper, Seele und Geist. 

Das Pentagramm-Mandala ist der sichere Hafen, in dem sich der Mensch ungestört übergeben kann an das Sich-Aufladen seiner Seele; außerdem hat es den Vorteil, daß in dem Pentagramm der Mensch seinen Gedanken freien Lauf lassen kann, ohne daß diese in das geistlose Denken abirren. 

Das also, wovor sich manch einer fürchtet: Sich allen möglichen fragwürdigen Einflüssen auszusetzen, wird durch das Pentagramm-Mandala vermieden.

Das Pentagramm-Mandala wird gleichzeitig eine Wiederbelebung des uralten katharischen Rituals sein: ein Ritual, bei dem nicht gesungen wurde, das nur vollzogen wurde durch lange Stillen und dem gelegentlichen Aussprechen eines Gebetes. 

Der Mensch bereitet sich auf die Besinnung vor durch ein intuitives Gebet.

Man erlebe die Einweihung wie die Katharer in der Grotte von Bethlehem. Es spielt keine Rolle, wann und wo man sich besinnt, wohl aber daß man es tut.

Der Katharismus wie auch das Druidentum maßen dem negativ-empfänglichen Lebensaspekt eine große Bedeutung bei, weil sich die positiv-austragende Seite durch die Erfahrungen korrigiert, während das Negativ-Empfängliche niemals korrigiert wird, sondern nur zu Wachstum oder Vernichtung führen kann.

Im Negativ-Empfänglichen, das als Mond oder Jungfrau symbolisiert wird, wird zuallererst versucht, Reinheit zu verwirklichen.

Die Urbasis ist Reinheit, im weitesten Sinne, also auch der Ausschluß von Angst, intellektuellen Erwägungen, Hochmut. 

Die reine schwarze Jungfrau, wie die Katharer die Empfänglichkeit darstellen, ist der Beginn aller Wiederherstellung. 

In der Welt lebend, schwarzgefärbt durch die niedrigsten Schwingungsfelder, muß die Seele zuallererst wagen, empfänglich zu sein, so wie sich der Mensch durch die Seele leiten lassen muß, um zu einer reinen Übergabe an den Allerhöchsten kommen zu können. 

Das Einschließen aller Farben in das jungfräuliche Schwarz ist wie das Sich-Freimachen von allen Lebenseindrücken im Augenblick der Übergabe. 

Zu einer schwarzen Jungfrau zu werden, obwohl man die Verführungen, die Schönheit und die Kraft aller Farben kennt, alle Facetten des Lebens kennt, ist die Aufgabe für die Seele, die gefallen ist in die schwarze Erde, ihren zweiten Mutterschoß. Das Abgelenktwerden oder das Widerstreben gegen die intensive Vereinigung mit der Goldenen Mitte oder mit dem Geist ist wie die Unfähigkeit, Abschied nehmen zu können von einem der farbigen Aspekte des Lebens, das seinen Reflex im Wesen des Menschen zurückließ. 

Dagegen zu kämpfen, nützt nichts. 

Es gibt nur eine Auflösung: das Aussprechen des individuellen intuitiven Gebetes und sich hineinstellen - in Gedanken - in das Pentagramm. 

Ein Ritual wird durch den inneren Menschen ausgeübt. Jeder Mensch kann ein Ritual aufbauen durch die Anwendung eines Mantrams - intuitives Gebet - und eines Mandalas- einbildende Form. 

Die Katharer wußten, daß die sieben Ursünden überall anwesend sind in der Natur und im Kosmos; denn sie lehrten, daß Luzifer bei seinem Fall die sieben Ursünden als leuchtende Funken in seinem Schweif mitnahm. Jeder von diesen Funken nahm einen Planet zur Wohnung, und ihr Licht strahlt seit jener Zeit herab auf die Erde. 

Das sich "Sündig"fühlen ist jedoch der Beweis der Abwesenheit von Sonnenkraft; das sich Hochmütigfühlen ein Mangel an Mondkraft.

Ein Ritual - durch den Gnostiker zelebriert - verbindet den betreffenden Menschen mit dem Licht, das "außerhalb der Sünde ist". 

Jedes ausgesprochene und von innen her dargebrachte Ritual reinigt also die Seele von jeder Sünde oder den Flecken der Ursünden. 

Da der Mensch jedoch ein Abbild des Kosmos ist, wohnt die Ursünde nicht nur in ihm, sondern auch um ihn herum. 

Also wird auch keine äußerliche Ausübung oder irgendein Zeremoniell ihn von der Ursünde reinwaschen können, nur er selbst kann - durch ein intuitives Gebet und eine entsprechende konzentrierte Vereinigung - diese Ursünde vertreiben. 

Ein Rückfall in die Ursünde ist nur möglich, wenn das gehaltene Ritual versagt hat in bezug auf Ausübung, Intensität und Aufrichtigkeit. 

Auf diese Weise bereiteten sich die Katharer auf die Parfaitschaft vor. Andererseits unterwiesen sie alle, die hören wollten, und sie wollten ihrerseits gern unterwiesen werden.

Auch hier eine ausgewogene Sonne-Mond, positiv-negative Wechselwirkung. 

In der Nachfolge der Gnostiker wird also der innerlich wachsende Gnostiker zwei Dinge bekennen:

1. altruistisches Verhalten;

2. tägliche, sehr intensive Besinnungen. 

Ein altruistisches Verhalten kann unbegrenzte Formen annehmen unter dem Einfluß der geistigen Bewußtseinsentwicklung des betreffenden Menschen. 

Wenn die innere Besinnung praktiziert wird, fragt der Mensch - nach dem Verstreichen einiger Zeit - niemals mehr, "was für Früchte sein Verhalten abwirft", sondern er tut, was die in ihm wachsende Seele ihm zu tun auferlegt.

So wie nach und nach die Seele - dadurch, daß sie altruistisch tätig ist - Hunger nach Nahrung hat und diese während der Besinnung aufnimmt. Hierdurch fallen also alle komplizierten Methoden, Übungen, Lehrsysteme fort. 

Die Urbasis der Reinheit - die bescheidene, schwarzjungfräuliche Empfänglichkeit - wirkt sich immer nach außen, im Verhalten aus. 

So wie der Mond vollkommen natürlich das Licht der Sonne wiedergibt, ohne sich zu fragen, wie und warum er dies tut. 

Und so wie die Sonne den Mond trägt, so trägt die altruistische geistige Arbeit den Mond oder die Seele und umgekehrt. 

Der Mond kann der Sonne nicht zum Vorwurf machen, daß sie strahlt, und die Sonne kann dem Mond nicht vorwerfen, daß er ausschließlich durch sie Licht in der Dunkelheit verbreitet. 

Das Unabhängige trägt das Abhängige, und das Abhängige zeugt vom Unabhängigen. 

So auch der geistige Mensch. Der individuelle geistige Mensch beschirmt, umhegt und trägt, was abhängig ist, und das Abhängige verbirgt sich in seinem starken Glanz. 

Das ist ein überall anwesendes Gesetz, das manchmal mißbraucht, doch niemals aufgehoben werden kann.

Wo sich das Unabhängige oder das Individuelle vom Abhängigen oder Dienenden trennt, da entstehen Disharmonie, Unausgeglichenheit und Mißstände. Das Abhängige tritt nach außen im Glanz des Unabhängigen oder Starken, während des Rituals. 

Darum muß jeder geistige Mensch dafür sorgen, daß das Starke, das Unabhängige, das rein Geistige anwesend ist, um das Abhängige, das Schwache, die sich entfaltende Seele zu umfangen. 

Eine konzentrierte Geistkraft ist die unmittelbare Folge eines inneren Rufs der Seele oder des intuitiven Gebetes. Dieses kann niemals scheitern, wenn aufrichtig und von innen her gebetet oder verlangt wird. 

Die individuelle rituelle Mandala-Ausübung gemäß dem Ritus der Katharer schenkt jeder Seele Weisheit. Die Weisheit, um die Erfahrungen während seines altruistischen Tuns zu begreifen.

Das Ausbleiben von Taten zwingt zum Gebrauch von Worten. Worte sind Mittler zwischen Lehre und Tat; altruistische Taten inspirieren zu einschneidenderen Lehren und edleren Worten. 

So wie jeder Mensch den äußeren Stempel seiner inneren Verbundenheit trägt, so wird auch die Praxis des Pentagramm-Mandalas dem Menschen einen äußeren Stempel aufdrücken. Dem entkommt keiner. Die Hand des innewohnenden Meisters modelliert sein Geschöpf. 

Darum ist es niemals nötig, sich zu fragen:

Wo stehe ich auf dem geistigen Pfad? 

Wird mir mein Vorhaben gelingen?

Wird es mir jemals gelingen, etwas zu erreichen?

Die Veränderung, die sich in dem und um den Menschen abspielt, wird erkennbar für ihn sein; eine solche Veränderung ist niemals Begrenzungen unterworfen. 

Der Mensch wächst und verändert sich, bis er die göttlich-geistige Unveränderlichkeit erreicht hat. Diese ist ein Aspekt der Vollkommenheit. 

Sogar in dieser göttlichen Unveränderlichkeit wird er keinen Stillstand kennen, denn nur das ewig Seiende kann sich die Vollkommenheit, die Fülle und Leere, dieser Unveränderlichkeit erlauben. 

Weil Es alles kennt.

Möge man darum, gemäß dem gnostischen Ritual, das Pentagramm-Mandala als beschirmenden Mantel und Konzentration nehmen, worin ein jeder sich wiederfinden, sich erkennen und sich reinigen kann.  

Hat man einmal ernsthaft und intensiv mit dieser Reinigung begonnen, dann wird alles Weitere von dem Menschen genommen und gelangt er von selbst in das große umfangende Mantram des ewig Seienden, das dann gleich einer Fontäne aufwallt aus dem Kelch des göttlichen Seelen-Lotus.

Um zu sein, muß man zu empfangen wissen. 

Und seiend oder tuend bewegt man sich der großen Leere oder dem Achten Tag entgegen, wo die Fülle der Schöpfung anwesend ist. 

Dann kann man sich freimachen aus dem leuchtenden Pentagramm, weil dann die Unveränderlichkeit einhergeht mit der Unantastbarkeit. 

Das ist das Gute Ende und gleichzeitig ein erneuter Beginn!

©1970-2013 Henk und Mia Leene