Nach unserer vorigen Ausführung über den siebenfachen Pfad werden Sie begriffen haben, daß das gute Ende nicht in der Siebenheit verborgen liegt und daß diese Siebenheit, dieser siebenfache Pfad, nur der Beginn eines möglichen spirituellen Aufstiegs ist. Der siebenfache Pfad bringt den Pilger bis an den Jordan, bis dorthin, wo dieser Strom das alte Land von dem neuen trennt. Sie können bemerken, wie gerade auf diesem siebenfachen Pfad viele Halluzinationen geboren, viele Entschuldigungen gefunden und viele scheingnostische Praktiken erdacht werden! Und warum? Weil das Durchschreiten des Jordans nur von einigen vollbracht werden kann, obgleich viele davon träumen, darüber philosophieren und meditieren. Dicht vor dem Wasser ist das Ufer voll von Menschen, die sich krampfhaft am alten Land festklammern, obwohl sie den Jordan sehen und obwohl sie begreifen, daß sie durch ihn hindurch müssen. Sie können sogar von Zeit zu Zeit, wenn die Atmosphäre hell genug und ihr Bewußtsein offen ist, das Neue Land schauen. Aber niemand kann für sie den entscheidenden Schritt tun; den entscheidenden Schritt muß jeder für sich selbst unternehmen. Hier findet man wirklich die Phase des Grenzlandes, in der viele beisammen sind, doch in der man einsam bleibt. Es ist noch keine Gemeinschaft gebildet, da noch nicht feststeht, wer den Fuß wirklich in den Jordan setzen wird. Es gibt noch Erwägungen und Scheinbewegungen. Niemand weiß positiv, wer von allen diesen Menschen wirklich in den Jordan hineingehen wird. Eine Gemeinschaft kann in diesem Grenzland nicht gebildet werden, da innerlich (Sie müssen das begreifen) auf der Basis der Seelen-Einheit noch keine Gemeinschaft besteht. Dort, wo Herz und Haupt noch nicht vereinigt sind, besteht noch Unausgeglichenheit und Disharmonie. Jemand, der von seinem Herzen oder von seinem Haupt noch zu Dummheiten verführt werden kann, kann nicht beginnen, den Jordan zu durchwaten. Solch ein gefährlicher Durchzug muß mit der richtigen Einstellung, mit einer guten Dosis Mut und Einsicht begonnen werden. Es ist nicht verwunderlich, daß die, welche die Erfahrung des siebenfachen Pfades gesammelt haben, Verdruß erfahren und unbegreifliche Torheiten gesehen haben. Denn diese Vorbereitung durch den Siebengeist zertrümmert den Menschen seiner Ich-Gebundenheit nach; aber dem steht gegenüber, daß der Tröster ihn von Zeit zu Zeit das Neue Land sehen läßt. Die Schmerzen, die das Ich jedoch auf diesem Pfad erfährt, werden einst ein Ende nehmen. Jene, die über die Notwendigkeit dieser Schmerzen dem Ich nach sprechen, müssen gut bedenken, daß diese Schmerzen nicht mit einem Kampf auf Leben und Tod zwischen vielen Ichen, wodurch die Wunden heftiger denn je bluten werden, verwechselt werden dürfen. Solch ein Streit erschwert unnötig diesen siebenfachen Pfad, und das hat zur Folge, daß der Pilger schließlich nichts anderes mehr tut, als sich auf solch einen Streit vorzubereiten und sich darin zu üben. Das ist auch einer der Stillstande in dieser Phase: das vollständige Sichverlieren im Streit von Ich zu Ich, und gleichzeitig in der Vorstellung zu leben, damit beschäftigt zu sein, den schmerzlichen Ich-Tod zu sterben. In Wirklichkeit wird dadurch das Ich gestärkt, seine Regungen und Gaben verschärft. Es gibt unzählige Manöver auf diesem Ufer des Jordan, den Menschen daran zu hindern, mit dem Durchgang zu beginnen. Sich in den silbernen Strahlen des Mondes hegend, läßt dieser Pilger seine Blicke über die Landschaft des Jordan schweifen und bildet sich ein, in dem Neuen Land zu sein. Einbildung, verführende Manöver und der alles vernichtende Fanatismus fesseln diesen Pilger an seinen siebenfachen Pfad, auf dem er einmal als ein Desillusionierter erwachen wird, weil er dann entdeckt, daß sein Neues Land nur eine Fata Morgana war, ein vom Mond gespiegelter Reflex. Wenn wir uns dennoch zu einer Gemeinschaft zusammenfügen und festentschlossen den ersten Schritt in den Jordan setzen, können und dürfen wir uns nicht einbilden, weiter zu sein als jene auf dem siebenfachen Pfad. Wir dürfen uns nichts mehr einbilden, denn diese irreführende Einbildung haben wir mit dem siebenfachen Pfad hinter uns gelassen. Wir werden jetzt den achtfachen Pfad betreten müssen, der das alte Land von dem Neuen Land trennt. Jetzt kann der Geist in uns selbst, der auf dem sechsfachen Pfad entdeckt wurde, Bindung mit dem Geist, der oben ist, bekommen. Dazwischen liegt eine Kreuzigung, eine Durchkreuzung, was viele gerne vergessen wollen. Wir wissen, daß Ihnen wohl einmal gesagt wurde, daß der achtfache Pfad, so wie ihn Buddha einst gelehrt hatte, ein verkehrter, ein okkulter Pfad ist. Wir möchten das kurz erklären: Der wahrhafte achtfache Pfad folgt notwendigerweise auf den siebenfachen Pfad in der Aneinanderreihung von Phasen, die der Krönung durch den zehnfachen Pfad voraufgehen. Der achtfache Pfad ist für alle Spiritualisten der am heißesten ersehnte Pfad, da er die Verwirklichung bringt. Der siebenfache Pfad interessiert nicht so viele, weil niemand eine Vorbereitung begehrt; alle verlangen nach der Verwirklichung, nach dem Neuen Land, nach dem Geist selbst, nach der Krönung. Und jede Phase, die man meint überschlagen zu können, überschlägt man. Doch auf dieser Jakobsleiter zu den Himmeln kann keine einzige Sprosse überschlagen werden. Es gibt eine Sprosse auf dieser Leiter, auf der man, dem vollen Bewußtsein nach, mit dem Einsatz all seiner Möglichkeiten und sehr positiv von dem einen Land nach dem anderen klimmen und von dem einen Bewußtsein in das andere übertreten muß. Das Spiel des siebenfachen Pfades ist dann aus, begreifen Sie? Das Schauspiel ist vorüber, die Maskerade beendet. Jede Unaufmerksamkeit und jede Unwahrheit bringt den Tod des Ertrinkens und die Gefahr, der neuen Natur nach zu sterben oder die neue Natur zu beschädigen! Darum warnte man Sie vor diesem achtfachen Pfad. Inmitten der Vorbereitungen stehend und sich der Struktur des Neuen Landes nur vage bewußt, kann und darf der Pilger niemals den achtfachen Pfad betreten; tut er es dennoch, unzulänglich vorbereitet oder im ganzen unvorbereitet, dann ist das ein sicherer Tod; dann treiben die Fluten des Jordan ihn in das Tote Meer. Die Praxis des Zuges durch den Jordan kann nur vollzogen werden, wenn der Pilger begriffen hat, daß nun der Augenblick der Gemeinschaft angebrochen ist, und wenn er eingesehen hat, daß er jetzt Abstand von seiner falsch ausgetragenen Individualität nehmen muß. Alle Lehren, die Sie möglicherweise über Gruppeneinheit, über das Gruppeninteresse und über die Notwendigkeit einer Gruppe empfangen haben, waren nur Vorbereitungen. Die Praxis dessen liegt nicht auf dem siebenfachen Pfad, weil dort die Gruppe in Grüppchen auseinanderfällt, die allerlei Manöver ausprobieren, deren Methoden die Gruppe binden. Diese haben alle nur eines gemeinsam: Die Verweigerung des Durchgangs. Sie alle entschuldigen ihre Weigerung aus verschiedenen Gründen, und ihre Zeit geht mit dem Suchen von Entschuldigungen, Reden und Ausflüchten vorüber. Von Zeit zu Zeit werden diese Pilger nahe an das Wasser des Jordan herangeführt, manchmal so dicht heran, daß sie die Materie des Wassers erfahren; kaum angekommen, packt sie die Angst, und sie wehren sich mit Händen und Füßen. Dies gehört alles zum siebenfachen Pfad: Der Tröster bringt Balsam, aber nur, um die wirklichen Wunden dieses Pfades zu heilen; für andere Wunden ist er nicht geeignet, nicht für gewöhnlichen Stolz, für ein verbittertes Ich oder für die höllischen Schmerzen der Mißgunst. Alle diese Wunden werden vom Tröster nicht verbunden. Im Gegenteil, er wird sich von solchermaßen Verwundeten zurückziehen und sie einem anderen Heiler überlassen, der nicht aus dem Neuen Land kommt. Sie werden sich wahrscheinlich verwirrt fragen: Wie komme ich auf den achtfachen Pfad, den Pfad, vor dem ich gewarnt wurde? Nun, Kandidat, Sie sind auf diesen Weg gekommen, da Sie weiter gegangen sind. Dieser Pfad ist kein spezifisch buddhistischer Pfad; es ist ebenso der Pfad von Christus! Niemand hat deutlicher den Kreuzweg, die Verbindung zwischen Geist und Stoff, zustande gebracht als der Christus. Wenn man warnend über den achtfachen Pfad spricht, so ist das der falsche achtfache Pfad, der ohne Kreuzzug, ohne Kreuzigung, nur als eine Zusammenfügung von zwei Welten praktiziert wird. Aber so schreibt man seit alters her nicht die Ziffer 8, da ist immer die Durchkreuzung zwischen beiden Ländern. Vom Wasser des Jordan aus hat man zwar einen guten Blick auf das Neue Land, aber der Pilger auf dem achtfachen Pfad ist sehr beschäftigt und ist zu tätig, um seinen Blick über die Lande schweifen zu lassen. Er hat alle Hände voll zu tun, um seinen Mit-Pilgern zu helfen und um seine Mit-Jordangänger zu stützen, denn er weiß sehr gut, daß der einzelne untergeht und nach den unermeßlichen Wassern des Toten Meeres abtreiben kann. Darum ist dieser Pfad nicht für Meditation, für Philosophie, für Träumereien und das Mondsüchtig-Werden im silbernen Licht geeignet. Die Pforte des Saturn muß jetzt durchschritten werden. Saturn empfängt den Kandidaten hier mit all seinen Schrecknissen, d.h. für die Unvorbereiteten sind es Schrecknisse; aber für den, der sich bereit gemacht hat, bringt Saturn nur die Gerechtigkeit und die Fülle, wie Pythagoras sagt. Der Prüfungen sind viele, aber sie werden durchstanden. Nach dem Vollbringen dieses Pfades steht der Pilger vor der Fülle des Neuen Landes und schaut die wirkliche Achtheit: die acht sichtbaren Himmel, die acht Belohnungen der Intelligenz: Geistiges Erbe, Reinheit, geistige Macht, Überwindung, heilige Vorstellungskraft, Vollkommenheit, Führerschaft, Glückseligkeit. Das sind die acht Gaben dessen, der das Neue Land betritt, so lehrt die alte Universelle Lehre. Darüber hinaus wird er imstande sein, den acht Buchstaben umfassenden Namen Gottes auszusprechen, so wie dieser in dem höchsten Gebiet bekannt ist. Dies sind die Mysterien, die der Pilger des Neuen Landes vollbringen soll. Er überwindet die Zweigliedrigkeit der vier Elemente; er steht über dem Streit, der durch die Geteiltheit beider Länder entsteht. Er hat nun wahrhaft ein Land hinter sich gelassen. Dies ist somit die tiefere Bedeutung des achtfachen Pfades: das Gehen von dem einen Land ins andere, ohne in Irrtümer zu verfallen und ohne Selbstbetrug und Schein-Spiritualität. Es ist so, mutiger Kandidat: Es geht, in Gemeinschaft den Pfad wandelnd, keiner unter, oder wir gehen alle unter! Die, welche diesen Pfad verstehen, lassen niemals einen Mit-Pilger los, welchen Fehltritt er auch macht. Sie lassen ihn nur los, wenn dieser Pilger selbst zu erkennen gibt, allein weitergehen zu wollen. Und auch dann noch, wenn der Hilferuf solch eines Verirrten zu der Gruppe, zu der Gemeinschaft dringt, wird sich die Gemeinschaft wie ein Block, wie ein Körper, einsetzen, um den verirrten Pilger zu retten; denn in diesem Wasser des Jordan, in diesem Gebiet, bleiben alle verbunden. Sie mögen den Jordan in aller Freiheit durchschreiten, aber zu jeder Zeit, in welchem Augenblick auch, wird ein Gleicher da sein, der ihm beisteht. Die Freiheit dieser Durchkreuzung des Jordan beschränkt sich immer auf das Gebiet des Jordan selbst. Der Pilger selbst hat das Land seiner Freiheit bestimmt! Er hat die Freiheit gesucht und gefunden; aber wegen seines eigenen Bewußtseinszustandes wird die Freiheit von den beiden Jordan-Ufern beschränkt und begrenzt. Er besitzt die Freiheit, zurückzukehren: zurück zum alten Ufer, wo die Menschen des siebenfachen Pfades ihren Streit streiten und wo hinter ihnen ein Land voller Leid und Unwissenheit wartet. Er besitzt die Freiheit, weiterzugehen zu dem Neuen Land; doch dann muß über den Jordan hinübergesetzt werden, er kann nicht nach links und nach rechts, denn um ihn herum ist der Jordan. Und er geht bestimmt nicht zurück, denn sein Weg der sieben Pfade hat ihm die innere Wahrheit geschenkt. Nun, Pilger des Jordans, wo ist Ihre Freiheit?! Gerade weil Sie das Hindurchgehen erwählt haben, sind Sie frei; und doch sind Sie gebunden, fühlen Sie das nicht? Es gibt kein einziges Gesetz mehr, das Sie bindet. Die alten Gesetze des Epheserlandes sind zerbrochen, die neuen Gesetze des Gotteslandes treffen Sie noch nicht, noch nicht! Gerade hier, inmitten des Jordan besitzen Sie die Freiheit; aber was tun Sie damit? Wir wissen, Kandidat, mit unumstößlicher Sicherheit, daß Sie die Freiheit benutzen, um den Jordan zu bekämpfen, um den Jordan zu überqueren und sich danach an die neuen Gesetze zu binden. Aus Freiwilligkeit gehen Sie, weil Sie gehen müssen, weil Sie den siebenfachen Pfad wirklich innerlich erfahren, die Berührungen des Neuen Landes wirklich eingetrunken und den Tröster als einen Abgesandten Gottes gesehen haben. Sie haben Ihre Freiheit in beide Hände genommen, und Sie werden die Freiheit, den göttlichen freien Willen, bittend und ringend zu dem Vater bringen und sagen: Hier ist meine Freiheit, Vater, hier ist mein freier Wille, den ich auf Deinen Altar lege! Um dieses zu vollbringen, um diesen Pfad durch den Jordan auszuführen, empfingen und nahmen Sie Ihre Freiheit. Darum lösten Sie sich von dem siebenfachen Pfad, in dem Moment, da Sie Ihre Füße in den Jordan setzten. Und der erste Schritt war mühsam. Die Berührungen waren heftig; aber inzwischen haben Sie auch das Ufer losgelassen, und Sie waten, schwimmen und ringen sich durch zu dem gegenüberliegenden Ufer. Keiner von Ihnen wird scheitern, keiner von Ihnen wird verlorengehen, niemand wird abirren oder von den Gefahren überwältigt werden, wenn Sie nur in Gemeinschaft gehen. Das ist die Bedingung für den verwirklichenden Glauben dieser Aquarius-Zeit. Das bewußte Individuum löst sich in Freiheit, Mut und Entschlossenheit von allen Grüppchen, um sich in einer Gemeinschaft wiederum aneinanderzuschließen, da es keine andere Möglichkeit gibt. Das ist nun das Ziel einer Gemeinschaftsarbeit: zusammen durch die Realität zu schreiten, uns gegenseitig aufrecht zu halten in dem Strom von lebendem Wasser, der uns umspült, und in den Unterströmen des Brackwassers, das unsere Füße umringt. Wir haben nicht vor unsere Gemeinschaft als die große Gemeinschaft der Auserkorenen zu sehen. Nein, wir sehen es weit umfassender: In dem Jordan, in der Verwirklichung, in der praktischen Ausführung des Kreuzzuges, finden wir Gemeinschaft mit denen, die sich in demselben Gebiet befinden. Es herrscht nur ein Gesetz in dieser Jordanphase: Liebet euren Nächsten wie euch selbst. In dieser Liebe ist jeder geborgen. Darum sagen wir zu denen, die unsere Gemeinschaft bevölkern: Hüllen Sie sich in das reine Kleid des Jordan-Pilgers. Halten Sie Ihr Haupt emporgerichtet, damit das Licht der Wahrheit Sie ständig erleuchte, und führen Sie die Praktik der höchsten Liebe aus, damit Sie und alle, die von Ihrer Rasse sind, leben werden.