Alle, die den Pfad der Verwirklichung oder den achtfachen Pfad betreten, sind Menschen mit einem Tatverlangen. Diese Menschen werden von innen her von einer bestimmten Feuerkraft gedrängt, und sie werden sehr oft die magischen Typen genannt.
Sie sind es, die die Lehren in die Tat umsetzen und keine Zeit mehr mit angenehmen Betrachtungen vergeuden wollen. Es kann vorkommen, daß solch ein Mensch, von einem intensiven Verlangen gedrängt, voreilig zur Praxis der Lehren übergeht, ohne das Wesen des achtfachen Pfades zu verstehen.
Dann entsteht eine okkulte Magie, eine gewaltsame Verwirklichung, und der Mensch beschädigt sich selbst.
Wir finden auf dem Pfade der Verwirklichung häufig solche Menschen, Kandidaten, die, von einem inneren Verlangen getrieben, zu frühzeitig nach der Verwirklichung greifen.
Darum bezeichnet man diesen achtfachen Pfad als gefährlich. Man läuft hier längs des Abgrundes vom Mißverstehen, von der falschen Magie, von der "Alles-oder-nichts"-Praxis.
Ein jeder, der diesen Pfad betritt, wird ununterbrochen geprüft. Er wird nicht mehr so mit Leichtigkeit lügen und heucheln können wie auf dem siebenfachen Pfad, und er wird sich nicht mehr in die Philosophie hinwegträumen können, die keine Taten verlangt; sondern dieser Kandidat wird vielmehr für jede Unwahrheit und jede Heuchelei bestraft.
Diese "Strafe" dürfen Sie nicht als eine Kasteiung ansehen, sondern als den Vollzug des gerechten Gesetzes des Verwirklichungspfades.
Dieser Pfad verlangt den Einsatz unseres wahren Seins, unseres wirklichen Wesens, und jeder falsche Einsatz, vom Ich her, wird mit einer schmerzlichen Reaktion bestraft, durch die der Kandidat korrigiert wird.
Deshalb ist dieser Pfad für die Starken und für die Mutigen, aber auch für die Seelenbewußten, denn auf keinem einzigen anderen Weg sind die Resultate so freudevoll und so erhaben!
Wenn sich der Mensch des Verwirklichungspfades auf das Licht der Lichter richtet, den höchsten Bronn der Weisheit, den er kennt, dann benutzt er ein Ritual, sei es innerlich, sei es durch das laut gesprochene Wort.
Rituale waren im Laufe der Jahrhunderte Anlaß zum Schreiben vieler Bücher und zum Sprechen unzähliger Worte. Die magischen Weltreligionen gründen sich ausschließlich auf die Kraft eines Rituals. Die Religionen, die kein Ritual mehr verwenden, sind dazu verurteilt, unterzugehen in der Äußerlichkeit und der Kraftlosigkeit.
Einzig das Ritual bestimmt die Macht einer Religion. Ohne das Ritual ist die Religion zu einem Vereinswerk geworden. Um den Menschen des achtfachen Pfades auf ein Ritual einzustellen, ist es erforderlich, daß sich das Ritual über jeglichen Ritus, von welcher Religion er auch kommen mag, erhebt.
Der Kandidat dieses Pfades ist religiös, und deshalb zieht ihn ein ritueller Dienst an; aber er hat mehr als genug von jeglicher Art mystischer, emotioneller oder scheinheiliger Schaustellung.
Wenn man ihn also in das Geistfeld der Befreiung emporziehen will, dann muß der Ritus die Schwingung dieses hohen Lebensfeldes besitzen. Wenn nicht, dann wendet sich der Kandidat voller Hohn ab, und sein Zynismus kennt keine Grenzen mehr, denn in dem Ritual findet er nicht die Schwingung, nach der er sucht, die ihn anzieht, und vor allem, die ihn von sich selbst befreit!
Dieser Mensch will befreit werden, jetzt, auf diesem Pfad, in diesem Leben, in diesem Augenblick, und sei es auch nur für einen Augenblick, er will, wie es heißt: Gott sehen!
Nichts ist schwieriger, als mit diesem Menschen zu arbeiten, nichts ist gewagter, als diesen Menschen vor ein Ritual zu stellen; denn er ist bis an die Grenze seines Toleranz-Vermögens gekommen, er hat alles auf sich genommen, was er vor seinem inneren Tribunal verantworten konnte, - bis er die Grenze des Zulässigen überschritten fand, weshalb er innerlich das "Halt !" ausrief, um danach, mißtrauisch und zögernd, wenngleich verlangend, aufs neue mit einer folgenden Phase zu beginnen.
Dieser Kandidat hat ein scharfes Erkennungsvermögen, da er das Licht als eine innere Erfahrung kennt und seine eigenen Reaktionen darauf durchlebt hat.
Er ist ein Kenner, ein Wissender, einer, der weiß, was er sucht, und jede spirituelle Begegnung einer gewissenhaften Untersuchung unterwirft. Der Prüfstein für diesen Menschen ist das Ritual, wie seltsam das vielleicht auch klingen mag.
Für ihn ist ein Ritual eine Verbindung mit einem höchsten Wesen, wodurch ein Schwingungsfeld ausgebreitet wird, in dem die Seele oder der Kandidat zur Heiligung und Reinigung aufgenommen wird. Aus dieser Aufnahme folgt notwendigerweise die Verwirklichung des spirituellen Ziels.
Deshalb müssen in dieser Phase der Verwirklichung die rituellen Dienste stark und vor allem erhaben sein, will der Kandidat ein Resultat buchen auf seinem Weg. Und dieser Kandidat weiß das! Deshalb sind seine inneren Sinneswerkzeuge scharf auf die rituellen Dienste eingestellt, in denen er sein Ziel weiß. Viele glauben, daß der Rosenkreuzerpfad nur aus einem Studium besteht und nur gebildet wird durch Stunden intensiven Studierens der Rosenkreuzer-Philosophie.
Nichts ist weniger wahr.
Jene, die so denken, sind keine wahrhaften Rosenkreuzer und keine wirklichen Alchimisten.
Der wahre Pfad beginnt mit Gott.
Die, welche dies nicht annehmen wollen, werden noch lange Jahre suchen müssen, bevor sie durch harte Erfahrung zu dieser Erkenntnis kommen.
Gott ist der Kern des geistigen Vibrationsfeldes, der die Seele zu sich ziehen will.
Gott ist das Licht der Lichter, Gott ist der Motor des Universums, Gott ist der Vater, der Sohn und der Geist.
Gott ist in allen und alles!
Man nennt Ihn Gott, da Sein Name unaussprechlich ist. Seinen Namen wollen die Menschen des achtfachen Pfades ausdrücken durch die Schwingungen des Ritus. Sie versuchen, sich Ihm zu nähern durch eine Vibration, durch eine Schwingungszahl, die über dem naturgebundenen Schwingungsfeld liegt.
Man muß erfahren, daß das Ritual die Grenzen des irdischen Lebensfeldes zerbricht, man muß über sich selbst hinaussteigen, und alle Behinderungen müssen zurücksinken in das niedere Atemfeld, in welchem man an die täglichen Sorgen gefesselt bleibt.
Wenn ein Ritual innere Ruhe schenkt oder eine unirdische Freude, die der Mensch nicht greifen kann mit seinem Verstand, oder eine innere Stille, in der er sich von Bedrängnissen befreit fühlt, kurzum, wenn er bewußt weiß, daß er sich in dem Reinen Lebensfeld der Seele befindet - und sei es auch nur für einen Augenblick -, dann besitzt das Ritual die Kraft, den Pilger in die Verwirklichung hineinzuführen.
Denn solch ein Augenblick der Erhabenheit ist Verwirklichung. Verwirklichung ist kein Streit, kein heftiger Angriff mit dem Schwert in den Händen und kein Ringen, um die Seelenkraft zu behalten.
Verwirklichung bedeutet: das Seelenlicht in sich selbst zu verwirklichen, damit der Streiter-in-Ihnen die Arbeit verrichten kann.
Wenn man den Pfad der Verwirklichung vollbringen will, dann werden die kurzen Augenblicke der Erhabenheit verlängert werden und sich ausweiten müssen zu einem bleibenden LebensZustand. Diese Erhabenheit muß für den Pilger die eine Wirklichkeit sein während jeden Tages und während jeder Stunde seines Lebens.
Das ganze Leben eines spirituellen Menschen muß ein Ritual sein.
Festgesetzte Stunden für ein Ritual sind Hilfsmethoden, um den Menschen aus seinem Alltagstrott zu ziehen; der Mensch des Verwirklichungs-Pfades jedoch macht aus seinem Weg ein langes, durchlebtes Ritual, eine erhabene Schwingung, in der die Stille regiert, in der die Seele spricht, in der das Lebensfeld der Befreiung verwirklicht oder ausgebreitet wird.
In den vorhergehenden Phasen hörte man wohl einmal sagen: "Ich bin nicht religiös,
ich habe genug von Riten und Kirchenmethoden!"
Auf diesem Pfad kennt man diese Aussprüche nicht, denn der Rosenkreuzer-Kandidat hat seinen Fehler eingesehen und ist zurückgekehrt zu Gott, ist zurückgekehrt zu dem Licht der Lichter als zu seinem einzigen Ausgangspunkt, als zu dem einzigen Beginn, in dem auch das Gute Ende verborgen liegt.
Er ist nicht mehr a-religiös, weil Religion ursprünglich bedeutet: die Bindung mit Gott. Er scheut vor der wiederhergestellten Seelenbindung mit Gott nicht mehr zurück, sondern erkennt das Licht als seinen Meister an, und er weiß jetzt, daß jede Religion in der Welt nur ein Schatten der wahren Religion ist. Dieser achtfache Pfad, der "Pfad der Vollkommenheit", wie die Universelle Lehre ihn nennt, beinhaltet dann auch die "Rückkehr zu Gott", wie man es orthodox sagen kann.
Für diese Rückkehr hat der Kandidat Mut nötig, und er verwirklicht diese Rückkehr nur, wenn er das Ritual dieses Pfades kennt - und vor allem wiedererkennt.
Denn diese rituelle Bindung führt ihn zu Gott, führt ihn zu dem Licht.
Erkennt er dieses Licht, diesen Gott, dann nimmt er das Ritual an; erkennt er das Licht nicht, dann wendet er sich festentschlossen ab.
Die Schwingungen, die das Ritual aufruft und die die Kandidaten wiedererkennen und vor allem beantworten, sind imstande, in anderen das Licht freizumachen.
Dieses Licht, diese Schwingungskraft, wird aus dem Herzen durch das Blut geführt und bewirkt einen Genesungsprozeß, manchmal auf ganz andere Weise als der Mensch es selbst vermutet. Es heilt ihn, d.h., es befreit ihn von negativen, erdgerichteten Einstellungen, damit er ein besserer Durchlaßkanal für das Licht der Lichter werde.
Es paßt ihn an die Vibration eines Höheren Lebensfeldes an, und dadurch entstehen Reaktionen in dem kranken Menschen, in dem Kandidaten.
Diese Reaktionen erfährt er manchmal als Genesung, aber manchmal als eine Zerbrechung; jedoch immer führen sie ihn auf den richtigen Weg.
Deshalb merkt der Kandidat auf diesem Pfad, wie mit ihm und an ihm gearbeitet wird. Nicht die Belehrungen bearbeiten ihn, sondern das Ritual arbeitet in ihm, - das ist der Unterschied zu allen vorigen Phasen.
Jene, welche Gott oder das Licht der Lichter nicht als die höchste Macht annehmen wollen, als die einzige Richtschnur auf diesem Weg und auf der Erde, werden diesen Pfad nicht gehen können, da mit ihnen noch nicht gearbeitet werden kann, denn sie sind zu der Verwirklichung noch nicht bereit. Sie stehen noch in dem:
"Ich will dies nicht, und ich will das nicht,
ich will keinen Ritus, und ich halte nichts von einem Bibelwort, und ich kann keine religiösen Texte vertragen" usw.....
Sie spielen noch mit dem Gedanken an den Weg-zurück, aber sie suchen Aufschub in dem: "Morgen kann ich mich auch noch entscheiden!"
Nun, - und wir sprechen jetzt zu allen, die mit dem Pfad der Seelenbefreiung ernst machen wollen - Sie haben sich entschieden!
Die Schwingungen, die zu diesem achtfachen Pfad gehören, berühren solch einen Menschen und zwingen ihn durch die Pforte, obwohl er in der Freiheit steht.
Wenn der Mensch sich, durch einen inneren Drang gezwungen, mit dem Ritual dieses Pfades verbindet, kommt es in ihm zu einer Reaktion. Er verändert sich, er wird verändert, und manchmal hat er selbst nichts damit zu tun.
Die Verwirklichung berührt ihn. Der Pfad der Verwirklichung schreibt seine Lehren in ihn, bis die Lehren so scharf in seinem Herzen, Blut und seiner Seele aufgezeichnet sind, daß die Schwingungen dieses Pfades aus ihm aufsteigen, während er in der Welt arbeitet, während er seine tägliche Aufgabe ausführt, während er schläft und während er wacht, während er bittet und während er leidet.
Er wird gleichsam eins werden mit den erhabenen Schwingungen des Lichtes, er wird dann Licht, gleich wie die Alten bezeugten, und wie die Weisen lehrten.
Dieses nun ist die Verwirklichung, dieses ist die Umsetzung, und dieses ist die Transfiguration, über die auf dem siebenfachen Pfad so vielfach gesprochen wurde.
Der Pilger wird stets stärker, stets intensiver mit den Schwingungen des Lichtes konfrontiert werden; aber er wird auch, wenn er auf dem Pfad weitergeht, immer erhabenere Schwingungen suchen und ertragen können.
Er geht weiter, er kommt höher, er besteigt den Berg, auf dem alle Form stirbt.
Immer wieder wird er ein Stück des Bergpfades hinter sich lassen, bis er zu dem Punkt gelangt, an dem alle irdischen Schwingungen verstummen, auf dem alle Gegensätze zusammenfließen, an dem die Dämonen vor dem Lichte knien und in dem alle stoffliche Form aufgelöst wird.
Das geschieht durch Schwingung, durch das Aufgehobenwerden, durch das Angefülltwerden mit den Schwingungen des Lichts. Verstehen Sie jetzt das Ziel einer spirituellen Genesung?
Es geht hier nicht nur um die Heilung von Kranken, sondern es geht auch um das Heilen und Heiligen von sogenannten gesunden Menschen!
Wer ist gesund? Doch nicht einer!
Wir sind alle krank, krank durch Mangel an Licht, krank, weil wir das Licht - Gott - verlassen haben und nicht zurückkehren wollten. Aus unserem krankhaften Verstand wurde ein anderer Gott geboren, ein Scheingott, ein dogmatischer Gott, ein alttestamentarischer Gott, ein philosophischer Gott, ein Gott, der alle unsere ichgerichteten Verlangen beantwortete und alle unsere Launen duldete, ein Gott, der uns in unserem Seufzen von: "ich mag das lieber, und ich will das nicht" entgegenkam, ein Gott, der uns das Lager bereitete, aber der uns niemals zu der inneren Verwirklichung drängte!
Dies Risiko verschwieg uns der Gott-des-Ichs. Mit diesem Gott, mit allen seinen Gestalten und allen seinen Schmeicheleien hat der Pilger des achtfachen Pfades gebrochen. Er ruft das Licht der Lichter an und weiß, daß er damit das Risiko der Verwirklichung eingeht. Er zerbricht, bewußt, den irdischen Rhythmus, auf die Weise, wie es alle alten Rosenkreuzer, Gnostiker und Alchimisten taten.
Er kehrt einfach bei sich selbst ein und sucht die Erste Schwingung, den Ersten Klang, das Erste Wort, die Eins, wie wir sagten. Darum kann man keinen zu diesem Pfad forcieren. Man erkennt die Vibration des Lichtes, oder man erkennt sie nicht. Man will diese innerlich besitzen, oder man verabscheut sie.
Man will zu dieser Schwingung zurückkehren, oder man will es nicht. Es gibt keinen Raum für Diskussion, man diskutiert nicht über das Licht der Lichter, und man nimmt seine Kraft nicht gefangen und zerkleinert und entkräftet sie nicht! Man erkennt die Kraft, oder man erkennt sie nicht.
Dieser Entschluß liegt immer bei dem Menschen oder bei der Seele. Das Licht ruft seine Söhne, die von seiner Rasse sind; und die, welche die Stimme nicht verstehen, können sich in Freiheit abwenden.
Es gibt keinen einzigen religiösen Führer, der die Seele dazu zwingen kann, das Licht wiederzuerkennen; tut er es dennoch, durch Gesetze und Methoden, dann beweist er seine spirituelle Ohnmacht und seine Armut. Dann beweist er, eine Menge von Anhängern zu suchen und nicht ausschließlich von dem Licht zu zeugen aus innerer Notwendigkeit und Menschenliebe.
Darum bleibt der Mensch des achtfachen Pfades immer frei, doch die Schwingungen des Lichts binden ihn, weil sie in seiner Seele Widerhall finden durch das Ur-Atom des Herzens, das aufs neue mit den Schwingungen des Lichts vibriert.
Dieses ist die Bindung auf der Basis des Göttlichen Willens, auf der Basis der Seelen-Sinnesorgane. Diese Bindung kann weder von Menschenhänden zerbrochen noch vom menschlichen Willen geschmiedet werden.
Diese Bindung, um auf die Einheit des Beginns zurückzukommen, diese Seelen-Verbindung, schafft die Einheit, die allen Verstand übersteigt und in der die Dämonen das Lob Gottes singen.
Wenn Sie also die spirituelle Verwirklichung erreichen wollen, Pilger auf dem Wege zu den Höhen, suchen Sie die Seele, die in Ihnen ist, und lauschen Sie auf ihr Verlangen.
Beantworten Sie dieses Verlangen, und verbannen Sie alle Scham, allen Wahn, alle Erwägungen des beschädigten Verstandes, und kehren Sie zu der Ersten Liebe zurück, die Gott oder das Licht genannt wird.
Bauen Sie auf diesem Fundament des Beginns den Tempel Gottes, in dem Ihre Seele eine Wohnung findet.
Und baden Sie sie in dem Duft der Rosen, der den Tempelraum erfüllt, damit Ihre Seele verwirkliche, was geschrieben steht:
"Das Königreich Gottes ist in Ihnen!"
Arbeiten Sie an diesem Königreich, und der Pfad der Erlösung wird für Sie eine freudevolle Realität!
Das Licht der Lichter sei Ihr Beginn und Ihr Ende.