Was erwartet uns nach dem Tod?

In einer Zeit wie der unseren, wo wir durch allerlei Entdeckungen und Ereignisse fast gezwungen werden, etwas tiefer über das Leben nachzudenken, sind Sterben und Tod Erscheinungen, die viel von ihrem Tabu verloren haben. Wir, die Lebenden, werden ständig konfrontiert mit dem Tod durch die Vergänglichkeit um uns herum. 

Wir leben inmitten von Sterben und Tod. 

Die Angst vor dem Tod quält uns, wenn wir uns in unserem Bewußtsein weigern, das Sterben anzunehmen. 

Die Unwissenheit über das Jenseits macht die Angst noch größer. 

Wenn wir uns jedoch bewußt und nach Einsicht suchend in die Ereignisse, die mit Sterben und Tod zusammenhängen, vertiefen, wird die Angst verschwinden. 

Jede Art von Unwissenheit hält uns ab von Vertiefung des Bewußtseins, und je beschränkter unser Bewußtsein ist, desto vielfältiger werden die Formen der Angst sein. 

Geburt und Sterben sind zwei Ereignisse, die mit einer Sphäre im Jenseits in Verbindung stehen. 

Es gibt eine Übereinstimmung: Die Geburt findet statt durch eine dunkle Öffnung, die in das Leben führt, und der Gestorbene geht durch ein dunkles Tunnel in eine neue Form des Lebens über. 

Die Art des Lebens bestimmt das Sterben, und die Art des Sterbens bestimmt den Zustand, in dem sich der Gestorbene nach seinem Tod befindet. 

Das Bewußtsein als übriggebliebenes Individuum, das Seelenbewußtsein, welches mit dem astralen Körper durch die Silberschnur verbunden ist, muß die Zwischenphase, ehe es absolut vom Stoff befreit ist, durchleben. 

Alle Medikamente, Beeinflussungen, magische Rituale und dergleichen, die den Sterbenden beherrschen, können seinen klar bewußten Übergang behindern. 

Es gibt Medikamente, die mehr als nur die körperlichen Organe beeinflussen, wie Drogen, Betäubungsmittel, Weihrauch, usw. 

Das Wichtigste ist, daß die inneren Sinne, wo nun die äußeren verschwinden, hell und wach sind. 

Die Gefangennahme in magische Rituale beraubt diesen Sinnen die Möglichkeit zur Wachsamkeit. Jeder Gebrauch von geweihten Ölen oder geweihtem Wasser ist eine Bemühung, das Bewußtsein und die Seele in eine bestimmte Richtung zu drängen.

Hilfe ist nur möglich, wenn der Sterbende von Gedanken umringt wird, die ihn emportragen zu Dem Licht. Die Gedanken müssen neutral sein: Das Licht. 

Das Herz oder die gefühlsmäßige Bindung bestimmt den Weg, den der Sterbende einschlägt. 

Die einzige Bindung, die standhält, geht vom Herzen aus.

Einsicht oder Kenntnis, sowie Liebe, sind bei dem Übergang entscheidend. 

Sterben ist: loslassen. 

Das ist eine Lebenskunst, die während des Lebens geübt werden muß. Es ist kein Losreißen, sondern ein Loslassen aus dem Herzen heraus. 

Die Liebe zum Licht und unsere Einsicht über dieses Licht bestimmen, wohin wir kommen. Es ist ein sich-Nähren mit Licht. 

Wenn wir bewußt gelebt haben, dann sind diese beiden Besitztümer des Bewußtseins deutlich im Augenblick des Sterbens in uns vorhanden. 

In unserem täglichen Leben werden wir mit der Vergänglichkeit konfrontiert, es ist wie ein sich-Gewöhnen an das Sterben. 

Wie stehen wir den vergänglichen Dingen gegenüber? 

Der Ausspruch: "Die Liebe ist stärker als der Tod", hat eine sehr tiefe Bedeutung. Es handelt sich nicht um emotionale Verbindungen, sondern um das wirkliche Liebhaben. 

Die Liebe zu dem Geist zieht die Seele unmittelbar, ohne Mittler, zu dem Geist. 

Im Leben muß sich der Mensch bewußt werden von dem Unsterblichen, dem Individuum in ihm, dem Wiederhersteller oder Heiler, oder dem Ewig Lebenden. Im Augenblick des Todes wird dies ausschlaggebend sein. 

Wenn er dieses Bewußtsein entwickelt hat, wird sein Sterben und sein Übergang leicht sein. Bewußtsein und Seele, die miteinander das Individuum, den astralen Körper, bilden, scheiden sich ab aus dem Kopf. 

Das Aufsteigen der Seele zum Haupt, die Einheit von Herz und Haupt, wie viele Lehren unterweisen, ist im Augenblick des Todes vollzogen. 

Das Erfahrungsbewußtsein - etwas zu "erfahren" - gibt es dann nicht mehr; das Seelenbewußtsein ist nun die Summe dessen, was in der Seele aufgezeichnet wurde. 

Das Sterben ist nicht schmerzlich, es ist eine Befreiung.

Wenn der Mensch dies nicht so erfährt, bedeutet das, daß er sich an Scheinwerte, an zeitliche Formen klammert. 

Den Zustand, sich mühsam loszumachen von Scheinwerten, wie: Position, Ehre, Geld, Gut, geliebte Formen, wird er in seinem Leben bereits gekannt haben. 

Das Sterben ist normal, wie die Geburt normal ist. 

Er, der zu sterben weiß, wird ebenfalls gewußt haben, zu leben.

Der schwarze Tunnel oder der Durchgang, durch den der Gestorbene gehen muß, ist nichts anderes als eine Phase in der Zwischensphäre: zwischen dem Verschwinden seines Erfahrungsbewußtseins im Stoff wie auch seiner Aura und dem innerlichen Bewußtsein. 

"Alles war pechschwarz um mich", sagen die "klinisch Toten"; es ist jenes, was ein Baby mit seinem Bewußtsein erfährt, wenn es durch die körperliche Pforte seiner Mutter tritt. 

Da Zeit jedoch nicht besteht, sind alle Eindrücke "nach dem Tod" starke Impulse, die nicht in Zeitdauer ausgedrückt werden können. 

Die Zwischensphäre ist eine getreue Kopie dieser Sphäre, jedoch nur als Spiegelbild. Sie ist lediglich als zeitliche Wohnung gedacht. 

Alle "klinisch Toten" verweilen da und können in ihren Körper zurückkehren, weil "ihre Zeit noch nicht gekommen ist." 

Diese Rückkehr in den Körper kann erschwert werden durch Unwissenheit, Medikamente, Bewußtseins- oder Gedankentrübung. Angst vor dem Leben ist auch solch eine Behinderung. 

Die Zwischensphäre ist noch nicht das sogenannte Jenseits, sondern nur ein Vorhof dorthin. In der Zwischensphäre warten die sogenannten Prüfungen und die Retrospektion. 

Der Rückblick ist das Erste, dem der Verstorbene Folge leisten muß, weil die Summe dieser Retrospektion in sein Bewußtsein eingraviert wird. Dieser Schlüssel wird zu dem Zuhause in dem Jenseits. 

Deshalb muß man dreimal vierundzwanzig Stunden nach dem Tod mit der Bestattung oder Einäscherung warten; das ist wichtig für die Reinkarnation. Man sieht sein Leben als eine beschleunigte Diaprojektion an sich vorüberziehen, während das Bewußtsein das Schlechte und/oder das Gute aufzeichnet. Augenblicke, die vorbeigingen, ohne sie richtig gebraucht zu haben, Augenblicke, wo der Mensch egozentrisch handelte, und Augenblicke, die er auf die rechte Weise nutzte.

Egozentrizität wird immer als das "Schlechte" angesehen, weil Egozentrizität an die Scheinwelt bindet, an unser Bestehen. Egozentrizität ist mit jeder Form der Ursünden verbunden: Eifersucht, Zorn, Wollust, Geiz, Hochmut, Gier, Lauheit. 

Alle Taten und Gefühle, die diese Egozentrizität mindern, sind bleibende Werte, und somit ausschlaggebend. Es sind die Urtugenden. 

Diese Taten oder Gefühle können eingeteilt werden in zwei wertvolle Triebfedern: 

1. Die Gnosis oder Kenntnis aus dem Herzen, die Einsicht, das Urwissen.

2. Die Liebe.

Diese beiden Gaben stärken das Individuum. 

Die Emotion gehört zu dem Körper. 

Während der Retrospektion, die der Gestorbene allein durchleben muß, werden die Farben seines ätherischen Körpers zurück-gebracht zu dem wesentlichen Wert seines Bewußtseins, also: überwiegend blau, gelb oder rot. 

Wenn die stoffliche Sinneswirksamkeit schwächer wird, wie das Denken, die Gefühle, der Schmerz, nehmen die Farben ab. 

Gelb bedeutet: Einsicht, Kenntnis 

Blau bedeutet: Weisheit 

Rot bedeutet:  Empfindsamkeit, Liebe. 

Der Farbton einer jeden der drei Farben zeigt die Verbindung mit der Liebe auf. In Wirklichkeit muß von diesen drei wesentlichen Werten der Grundton vorhanden sein. 

Die Farben müssen eins werden, was jedoch noch bei fast keinem Menschen der Fall ist.


Da der Mensch durch sein unsterbliches Individuum, den astralen Körper oder die Seele, mit dem Ewigen, dem alles Überwindenden, verbunden wird, ist das Maß seines Glaubens und Vertrauens in das Licht oder den Geist ausschlaggebend, inwiefern ihm in der Zwischensphäre geholfen werden kann, denn Barmherzigkeit ist dort vorhanden. 

Seine Vorstellung vom Licht, die er während seines Lebens hatte, wird ihm im Jenseits behilflich sein. Deshalb sieht jeder Verstorbene dasjenige oder denjenigen als Licht an, was ihm hier vertraut war, z.B. ein Jesuswesen oder ein Buddhawesen. 

Es ist völlig unwichtig, mit welchem Namen man seinen Glauben oder sein Vertrauen bezeichnet, zu welcher Organisation man gehört, es geht nur darum, WAS das Herz denkt. 

Wer sein Herz verbunden hat mit dem Licht, oder dem Geist, oder welcher Form von Unsterblichkeit auch immer, dem wird geholfen. 

Für alle anderen, die Zweifelnden, die Ungläubigen, im Sinne von Abweisung, kommt die Hilfe als eine Überraschung, und sie müssen erst zu erkennen lernen. 

Was ich erfahre, ist die Summe meiner Lebenspraxis. 

Das Erkennen ist eine Lektion in der Zwischensphäre. 

Was man hier versäumt hat, muß man in der Zwischensphäre nachholen. 

Das verlangsamt die Reise zu dem schließlichen Zuhause des Toten. 

Es verursacht einen Aufenthalt für den erdgebundenen Menschen, der z.B. immer noch mit dem Zählen seines Geldes beschäftigt ist.

Unwissenheit und Unglaube, sowie jede Form von Egoismus, entfernen den Gestorbenen von jedem überwältigenden Ereignis des Lichtes, der Wahrnehmung mit den inneren Sinnesorganen. Man nimmt dann nur graue Dinge wahr. Graue Gruppen, die auf den Boden blicken. 

Gleiches sucht Gleiches. 

Das Versäumen von Taten der Nächstenliebe oder der Liebe, der Bereicherung durch direkte Kenntnis oder Herzkenntnis, verursacht, daß der Gestorbene einer Reihe von Erfahrungen ausgesetzt wird, u.a. der Erscheinung von sogenannten Gespenstern, Göttern oder Torhütern. 

(Siehe das Tibetische Totenbuch)

Die innere Unwissenheit zaubert ihm all diese "Götter" vor, die da sind Wissenschaft, Kenntnis oder auch Erfahrungen, die er versäumt hat, zu erkennen. 

In dieser Zwischensphäre erkennt er noch nicht den Zustand des Nichtvorhandenseins des Erfahrungsbewußtseins und des Vorhandenseins des innerlichen Bewußtseins. 

Er erkennt mit dem stofflichen Bewußtsein. Ein Beweis davon ist, daß er in logischen Ausdrücken "erzählen" kann, was mit ihm geschehen ist. 

Das innerliche Bewußtsein läßt sich nicht in Begrenzungen fassen, wie Worte, Zeit, stoffliche Begriffe.

Er hat die "Pforte zur Geburt" verfehlt, im Gegensatz zu dem "klinisch Toten", der gewissermaßen "das Sterben" mitmachte, das Entfliehen des Erfahrungsbewußtseins und die Geburt des inneren Bewußtseins. 

Der in dem Leben bereits zum Bewußtsein gekommene Mensch geht an all diesen Erscheinungen ruhig vorbei. 

Deshalb ist "Selbsterkenntnis", das Kennenlernen der innewohnenden Götter und Dämonen, eine Bedingung für ein bewußtes Leben, hier und im Jenseits. 


Das Lichtwesen oder der geistige Helfer ist immer ungeformt, kommt von innen, und ist nicht der Herr Soundso. 

Die bereits Gestorbenen, die noch in der "Zwischensphäre" weilen, können nicht helfen, da sie selbst unfähig waren, ihr "Zuhause" zu erreichen. 

Die Hilfe kommt von "Gestorbenen,  die ihr Zuhause bereits erreicht haben". Sie können sich gewissermaßen den gerade Verstorbenen mittels ihrer inneren Sinne nähern. 

Sie "warten" immer auf der anderen Seite der Zwischensphäre (Ephesus).

Ein Kontakt mit den Toten, wie dies auf verschiedene Weise versucht wird, ist ein Kontakt mit den Verstorbenen in der Zwischensphäre. Dort ist ebensoviel Lug und Trug möglich wie hier, weil sie bevölkert wird von den Projektionen der dort verweilenden Gestorbenen.

Der Spiritismus, die Erscheinungen, das Leid und die Freude, stehen im Verhältnis zu dem, was man sucht. 

Die Kontakte sind immer zum Teil, weil die in der Zwischensphäre verweilenden Gestorbenen noch nicht vom Erfahrungsbewußtsein befreit und im innerlichen Bewußtsein noch nicht wiedergeboren sind. 

Daher sind die Durchgaben oft unvollkommen. Daraus resultiert auch die Ohnmacht zu vernünftigem Denken, zu stofflichem Denken. Das intellektuelle Vermögen nimmt ab, bleibt aber teilweise intakt, wenn der Gestorbene sich an den Stoff bindet. Doch es verschwindet im Laufe der Zeit. 

Dann verbleibt ihm nur seine wahrhafte Bindung, seine Liebe und seine Einsicht. 

Die Seele löst sich, wenn der astrale Mensch bewußt wird. 

Eine ungenügende Einsicht hält den Gestorbenen in der Zwischensphäre fest und ist gleich einer Bindung an eine der egozentrischen Äußerungen.


Der Tod ist Leben in dem Ungesehenen und die Bewußtwerdung des innewohnenden Individuums. Tod ist eine Gnade, eine Möglichkeit zur Eröffnung der Rechnung und zur Vertiefung der Einsicht mittels der Retrospektion und das Konfrontiertwerden mit der Essenz.

Alle Gebete für den Verstorbenen üben einen Einfluß auf ihn aus, wenn sie mit Liebe gesprochen werden. Die Gebete vermögen: 

1. sein Bewußtwerden in der Zwischensphäre zu erschweren, oder günstig zu beeinflussen; 

2. ihn zu zwingen, in der Zwischensphäre zu bleiben, indem sie seine Emotionen steigern, seine Angst, seinen Zweifel; ihn zurückzurufen durch den Gram der Hinterbliebenen; 

3. ihm beizustehen während der Retrospektion und ihm zu helfen, schneller Einsicht zu erhalten. 

Die Intensität und die Beweggründe des Gebetes sind ausschlaggebend. 

Eines steht fest: Die nur gewohnheitsmäßig gesprochenen Gebete von einer organisatorischen Hierarchie wirken wie ein Gefängnis.

MUSIK

Musik ist eine Kunst, die zu der Zwischensphäre hindurchdrängt, sie kann als ein Strom dienen, auf dem die Seele treibt. 

Einen instrumentalen Lärm zu machen, wie es u.a. im Hinduismus üblich ist, verhindert, daß sich die Seele willenlos mittreiben läßt auf den "Stimmen und Klängen" der vor ihr erscheinenden dämonischen Götter. 

Er macht sie "taub" für ihre Sphärenmusik. Das ist jedoch nur ein vorübergehender Zustand.

Es geht darum, sich in diesem Leben bewußt zu werden von dem innerlichen Individuum, bewußt zu werden von seinen eigenen Beweggründen, Gedanken und Handlungen. 

Dann ist die Art des Todes nicht wichtig. 

Das Sterben ist ein Austausch der Bewußtseinszustände. 

Die Angst davor ist eine Reaktion des Körpers oder der Vergänglichkeit, die weiß, daß sie endlich ist. 

Diese tief verwurzelte Angst vor der Loslösung liegt in der Tatsache, daß man das Vergängliche nicht als solches akzeptieren will. 

Der "klinisch Tote" bezeugt: Befreit zu sein vom Körper bedeutet eine unmittelbare Behebung der Schmerzen. Also ist auch die Einäscherung nicht schmerzhaft, wie manche behaupten. 

Die Seele und das innerliche Bewußtsein treten unmittelbar in dem Augenblick aus dem Körper aus, wenn die lebensnotwendigen Körperfunktionen aufhören. Von diesem Augenblick an ist der Körper ein leerer Sack. Und so ähnlich sieht man es auch an. 

Der Körper ist uns "fremd" geworden. 

Wir haben ihn nicht lieb. Nur jene, die emotional und somit egozentrisch an der Vergänglichkeit hängen, wollen den Körper aufs neue besitzen. 

Sie erfahren die Loslösung vom Körper nicht als Befreiung, sondern empfinden sie als einen Mangel. 

Niemand braucht den Tod zu fürchten, im Gegenteil: Er ist die Konfrontation mit dem wahrlich Ewigen in uns. Aber wenn man hier vor sich selbst flieht, wird solch eine Konfrontation nur schmerzlich sein. 

Also: 

WER BIN ICH? 

WAS HAT DAS LEBEN FÜR EINEN SINN? 

Wenn wir in diesem Leben eine Antwort darauf wissen, ist das Hinübergehen nur ein Verlegen der Akzente.

©1970-2013 Henk und Mia Leene