"Die minderwertigste Sklaverei ist, Sklave von sich selbst zu sein."
Seneca
Niemand liebt es, in Sklaverei zu leben und ruft nach Freiheit, aber so mancher vergißt, daß es eine Sklaverei gibt der eigenen Emotionen und Denkbilder.
Dies kann sehr leicht auch in dieser Zeit der Umweltverschmutzung geschehen.
Obwohl wir viele beängstigende Umstände aus dem Mittelalter vernichtet haben, so sind doch andere Ängste an ihre Stelle getreten.
Und die beste Methode für viele ist die Flucht vor der Angst, die Flucht vor dem, was man sieht, oder sehen könnte.
Ich bin davon überzeugt, daß verschiedene religiöse oder esoterische Denkbilder ausschließlich für eine Flucht vor der Wirklichkeit gebraucht werden.
Wirklichkeit ist oft schwer zu akzeptieren oder zu verarbeiten.
Man muß ein starker Mensch sein, um die Wirklichkeit sehen zu können.
Die Wirklichkeit in sich selbst, seinen Umständen, seiner Zukunft.
Vor allem in dieser Zeit, wo das Lebensmilieu dermaßen angegriffen wird, daß uns - vor allem in Europa - kein fröhliches Zukunftsbild wartet.
Dann kann man zweierlei tun: fliehen in die Mystik, Symbolik, falsche Hoffnung, oder die Realität sehen und Maßnahmen ergreifen.
Ersteres ist leichter als das zweite.
Die Flucht ist eine schöne Vermummung.
Wir sind zu fliehen gewöhnt: hinter Masken, in Hobbys, in Literatur, in schöne Versprechungen.
Wodurch werden die Menschen veranlaßt, sich zu weigern, die Realität zu sehen?
Die Angst vor dem Verlust von etwas, das sie liebhaben, ist häufig die Ursache.
Wir haben mehr lieb als wir denken, obwohl wir uns den Mund voll nehmen mit geringschätzigen Bemerkungen über die Materie.
Man baut sein Leben auf mittels der Dinge und Menschen, die man liebhat.
Man baut sich ein Zuhause inmitten der Dinge, die man liebhat.
Das Wort "Zuhause" bezieht sich nicht so sehr auf ein Haus oder ein Grundstück, sondern vor allem auf die Sphäre.
Es ist die Sphäre, die unser Zuhause baut, jenes, wobei und worin wir uns Zuhause fühlen und das bedeutet, wo wir uns sicher fühlen.
Das Gefühl der Sicherheit ist ein instinktives Bedürfnis, und innerhalb dieser Sicherheit vollzieht sich dann unsere Entwicklung, unser Wachstum, unser vorsichtiges nach Außen-schauen.
Wir lassen uns selten aus unserem Versteck locken, in allen Bedeutungen des Wortes.
Daher versagen viele Lehren, sobald sie Konsequenzen fordern.
Jene, die alles verbrannten und sich in einer Sekte verbargen, fühlten sich nicht sicher und suchten Sicherheit.
Jedes Tier in der Wildnis sucht Sicherheit.
Jedes Tier flieht in seiner Angst zu seinem sicheren Ort.
Nun, diese Störung des Sicherheitsbedürfnisses sieht man z.B. deutlich während eines Krieges, wo Menschen alles verlieren und derart entarten, daß auch ihr Charakter angegriffen wird.
Auch hier sind es wieder die starken, innerlich mutigen Persönlichkeiten, die dennoch gut daraus hervorgehen.
Haben Sie sich wohl einmal gefragt, was ein Mensch fühlt, durch welch tiefe angreifende Erfahrungen er geht, wenn er z.B. für seine Überzeugung verbrannt wird, wenn er völlig losgerissen wird von seiner Sicherheit?
Haben Sie sich wohl einmal gefragt, woran er sich dann festhält?
Wir können es fast täglich im Radio usw. hören: er hält sich fest an seinem Gott, welche Vorstellung er auch von ihm haben mag.
Manche halten sich fest am kirchlichen Gott, andere an der in ihnen vorhandenen Kraft.
Wenn man fliehen muß, weil die Wirklichkeit den sicheren äußeren Ort angreift, kann man den Ort verlegen.
Nur zu fliehen, weil man innerlich nirgendwohin eine Verbindung hat, weil man innerlich keine Kraft besitzt, weil man nicht imstande ist, für sich selbst eine Sphäre aufzubauen, wo man wachsen kann, diese Flucht führt nirgendwo hin.
Denn Sicherheit beginnt in einem selbst, sie ist wie das Gewebe einer Spinne, sie wird von innen aufgebaut.
Wenn man dies erkennt, kann einem jeder sichere Ort auf Erden genommen werden, denn man wird immer imstande sein, irgendwo anders denselben Ort aufzubauen.
Die Flucht vor der Wirklichkeit ist eine hauptsächlich psychologische Reaktion; wir haben wegen dieser Reaktion allerlei Möglichkeiten zur Flucht geschaffen, einschließlich vieler Formen von Religionen und dergleichen mehr.
Dennoch kommt immer der Augenblick, wo wir gezwungen werden, allein zu stehen, ohne unsere Bekleidung: unsere Philosophie, unsere materiellen Werte, unsere akzeptierten spirituellen Auffassungen.
Es sind Prüfungen, die die Menschen erhalten, um sie zu testen, oder sie bereit zu machen für Aufgaben.
Jemand, der keinen Wert für das große Ganze hat, wird nicht geprüft. Durch die Prüfungen können viele abfallen und dann bleiben - wie es immer schon gewesen ist - die Einzelnen übrig, die die Geschichte schreiben.
Die Menschen, die die Realität aufzeichnen, sind niemals jene, die sich mit Symbolik bekleidet haben.
Die Blattseiten der Menschheit wurden immer nur von jenen umgeschlagen, die mit der Realität umgingen.
Realität ist, daß ein großer Teil unserer Erde eine eingreifende Veränderung erfahren wird, um aufs neue leben zu können.
Die Lebensmöglichkeit von vielen muß sichergestellt werden.
Es gibt keine einzige Gottheit, die dies aufhalten wird, denn das Ziel aller Gottheiten, ob kosmisch, mystisch und dergleichen, ist die Erhaltung der Lebensfähigkeit der Erde.
Es ist ein Ziel, das Rettung bedeutet für andere Lebenswogen als die irdische, und daher werden es auch die anderen Lebenswogen sein, welche mehr Weisheit besitzen, um Ursache und Wirkung des kosmischen Systems zu ergründen, die eingreifen werden.
Denken Sie nicht an allerlei Ufo-Geschichten, denn hier ist die Rede von einer kosmischen Reaktion, einem "wenn das eine kaputtgeht, muß das andere eingreifen", genauso wie es in einem menschlichen Organismus geschieht.
Eine solche Umwendung ist nicht zurückzudrängen, weder durch Gebete, noch durch Philosophien, noch durch Proteste.
Der Kosmos, ein Organismus, reagiert im erforderlichen Augenblick auf eine Notsituation, und dann wird nur dem endgültigen Ziel gedient.
Für diesen Kosmos ist es einfach eine Wiederholung dessen, was bereits mehrere Male geschehen ist, es ist ein Automatismus.
Wie auch bei dem Menschen ein Automatismus Sicherheit sucht.
Was ist Sicherheit?
Ruhe!
Was ist Ruhe?
Problemlos fortfahren zu können mit dem, was man denkt, tut und ist.
Fragen wir uns auch, ob solch eine Ruhe gut für uns ist?
Ob es nicht viel besser wäre, die sogenannte Ruhe abzubrechen?
Nein, das wollen wir uns nicht fragen.
Denn ein Abbruch bedeutet Konfrontation und Konfrontation bringt Probleme mit sich.
Aber Wachstum, innerliches Wachstum, geht immer mit Widerständen einher.
Jede Pflanze erfährt Widerstand ehe sie blühen kann.
Jeder Mensch wird Widerstand begegnen, will er weiser werden, will er Schönheit zum Vorschein bringen.
Widerstände sind Prüfungen.
Es sind Widerstände, die aus den Umständen hervorgehen und nicht die, die ein eigensinniger Mensch uns entgegenbringt.
Um Widerstände überwinden zu können, muß man gut fundiert stehen.
Schauen Sie nur auf die Pflanzen.
Das "Erden" ist wichtig, und daher sucht jeder Mensch Sicherheit, er sucht einen Boden.
Er fürchtet den Gegenwind.
Wer steht gut geerdet?
Jene, die ein Haus haben, die ein Stück Land besitzen, die Geld haben?
In der Krise, die auf uns zukommt, gilt dies alles kaum, denn die Angst unterminiert alle materiellen Werte. Sich zu erden, ist eine Frage von Einsicht, Weisheit und Realitätssinn.
Weisheit kennt Realitätssinn.
Jeder große Philosoph oder Botschafter war realistisch.
Der Realismus steht dicht bei den inneren Erwägungen des Menschen.
Er kann die Dinge begreifen.
Und wenn ein Mensch etwas begreift, kann er reagieren.
Daher ist es notwendig - will man Menschen helfen -, daß man ihnen die Realität vor Augen hält, so daß sie selbst Entscheidungen treffen können.
Nochmals, intellektuelle Lehrsätze verwirklichen nichts.
Realisation bringt Veränderung, sofern man es will.
Um die Realität in all ihren Aspekten erkennen zu können, muß man Einsicht und Weisheit besitzen, denn die Realität wird von dem unsichtbaren Motor getrieben.
Bekämpfung der Symptome, wie jeder weiß, hat keinen Sinn.
Man muß die tiefste Ursache finden und sich darauf basieren.
Die tiefste Ursache der Realität liegt in zwei Tatsachen: die Erhaltung der Schöpfung und die Triebfeder des Menschen.
Sie stehen allzu oft in Widerspruch miteinander, was zu den bekannten Mißständen führt.
Wir sind nicht eins mit der kosmischen Energie, nicht eins mit der Schöpfung, wir sind abgetrieben von unserer motorischen Kraft.
Wir parasitieren auf der Energie, die wir noch besitzen und fügen ihr nichts hinzu, oder besser gesagt, wir machen keine bedeckte Energie frei.
Ehe wir dies tun, fliehen wir bereits.
Junge Menschen machen Energie frei, um eine gute Basis zur Flucht zu schaffen.
Ältere Menschen sind oft zu müde, um noch ans Fliehen zu denken und befriedigen sich mit Philosophie.
Spirituelles Suchen ist notwendig, um Weisheit zu erlangen, und Weisheit ist notwendig, um Lösungen zu bieten.
Die einfachste Lösung ist immer: die Realität sehen und Veränderungen anbringen, wenn es sein muß.
Das kommt der Weisheit zugute und dem Menschen selbst.
Nochmals, um dies zu können, muß ein Boden vorhanden sein.
Dieser Boden wird gebildet durch das spirituelle Suchen.
Das Suchen muß jedoch einmal aufhören - in der guten Bedeutung des Wortes -, um daraus wachsen zu können.
Das Suchen ist dann nichts anderes als das innere Erwachen.
Wenn das Erwachen und Weiterwachsen nicht aus dem spirituellen Suchen hervorgegangen ist, so ist das spirituelle Suchen wertlos gewesen.
Jeder Mensch muß innerlich wachsen, und dieses Wachsen bringt Veränderungen mit sich, wie Weisheit, die Mut zeigt und Weisheit, die Verständnis gibt und Lösungen bringen kann.
Der Boden für diese Weisheit liegt in ätherischen Werten; es ist ein Boden, der mit einem mitgeht und mit einem mitwächst.
Wir sind mehr als Pflanzen, wir haben unsere Wurzeln im Himmel, nicht wahr?
Und dieser Himmel kann unangetastet bleiben, so daß wir weder Furcht noch Unsicherheit zu fühlen brauchen.
Es geht nur darum: haben wir genügend Vertrauen in diesen Himmel?
Haben wir genügend Einsicht, um zu wissen, daß der Himmel unser Boden ist?
Haben wir dies nicht, dann sind wir noch Sucher, Sucher nach Sicherheit, Sucher nach irdischer Sicherheit.
Denn jemand, der spirituell sucht und meint, etwas gefunden zu haben, verändert sich von einem irdischen Geschöpf in ein himmlisches Wesen, d.h. seine Kenntnis, seine Weisheit, sein Realitätssinn haben einen kosmischen Ausgangspunkt.
Ein kosmisches Wesen ist niemals ein Sklave, es ist ein Individuum, wie jeder Stern individuell ist.
Er ist kein Sklave seiner Emotionen, sondern er ist der Herrscher über die Erde, also über seine irdischen Emotionen und Triebe.
Ein junger Mensch kann soviel Weisheit durch sein spirituelles Suchen gesammelt haben, daß seine Einstellung kosmisch wird.
Er geht aus von dem Großen Gegebenen: Wir sind ein minimaler Teil des Kosmos. Dieser Kosmos ist notwendig für die verschiedenen Lebenswellen und darin muß ich meinen Teil ausführen.
Es geht nie um uns selbst, es geht immer um das Ganze.
Das Ganze, das geführt wird von den Einzelnen, möglicherweise von Ihnen und mir, denn das Ganze hat keine Seele; der Einzelne hat eine Seele.
Das Ganze ist eine blinde Masse, die Anweisungen folgt.
Ein jeder spirituelle Sucher hat die Möglichkeit, solch ein Individuum, solch ein führendes Individuum zu werden, eine individuelle Seele, die entscheidet, die bremst oder anfeuert, die verändert oder stabilisiert.
Das Untergeordnete folgt ihm.
Die Erde, unsere Erde, ist dem Himmel untergeordnet, der Himmel beschließt, die Energie beschließt.
Die Erde gehört zu einer Zwei-Einheit: Himmel - Erde, wie auch wir zu einer Zwei-Einheit gehören: Geist - Seele.
Man kann es so vergleichen: unser Himmel, unser Geist, führt unsere Erde, unsere Seele.
Ein spiritueller Sucher sucht den Geist, angespornt durch seine Seele.
Wenn die Seele den Geist gefunden hat, dehnt sie sich aus zu einem himmlischen Wesen, zur Geist-Seele in einem.
Das ist eine uralte Gegebenheit, die unantastbar bleibt.
Sie ist sehr reell und bildet vor allem die Stimulanz zur gänzlichen Veränderung, zur Veränderung unseres Zusammenlebens, zur Veränderung unserer Umgebung.
Der Geist unserer Seele unterscheidet sich vom Geist einer anderen Seele, denn er ist immer in Übereinstimmung mit unserer Seelenqualität, aber es bleibt UNSER Geist, UNSER Himmel.
Und der Himmel, denken Sie daran, behütet, schenkt Licht, bricht aber auch ab, wenn es nötig ist.
Die Zeit ist sehr nahe, daß wir unserem "Himmel", unserem Geist, begegnen können.
Wenn nicht, bleibt die Leere und die Angst.
Die Zeit wird uns alles lehren.
Halten Sie die Augen offen, hören Sie auf die inneren Warnungen und fällen Sie eine Entscheidung.
Für sich entscheiden zu lassen, geht immer schief.
Möge unser aller Entscheidung gut sein, wahrlich gut.
Dann bleibt der Himmel unser Boden und unser Schutz.