"Der Duft des Lotus steigt auf vom Altar Deines Dienstes, Herr."
Dem selbstgenügsamen Menschen ist es vielleicht unmöglich, einzusehen, daß er das Opfer seiner Ursünde, seiner kosmischen Struktur, seines Charakters, seiner angeborenen Blutstriebe sein sollte.
Neben den ihm eingeätzten Kennzeichen, zu denen die Ursünde gehört, besitzt jeder Mensch aber auch freimachende Gaben, d.h. Kräfte, die ihn von dem kosmischen Stempel, von seinem Charakter, seinen Eigenschaften befreien können.
Diese Gaben kommen jedoch aus der Seele. Eine aktive Seele wird demnach mehr für den Menschen tun können als eine schlafende Seele, die sich willenlos von der Persönlichkeit mitschleifen läßt.
Die fatalistische Lebensauffassung, die für einige religiöse Gruppen und für einige Völker so charakteristisch ist, schließt die Möglichkeit einer Erneuerung mit Hilfe von Seelenaktivität aus.
Karma, Reinkarnation, Astrologie, Schicksal, alle diese Begriffe fallen weg, wenn die Seele in der Lage ist, die Führung im menschlichen Leben in die Hand zu nehmen.
Aus einer kosmischen Zeichnung kann man das Schicksal eines Menschen ziemlich genau ablesen, vorausgesetzt, daß die Seele nicht eingreift.
Der Mensch ist das Ergebnis einer Vergangenheit, in eine Form gegossen, in die die kosmischen Schwingungen ihre Merkmale eingravierten. Eine Reihe von Formgebungen machten den Menschen zu einem Faß voll von Erinnerungen, Eindrücken, Erfahrungen, Kennzeichen.
Diese Behauptung beruht nicht auf Glauben, sie ist sehr leicht wahrzunehmen. Bei der Formgebung des Selbstes des Menschen, seines Ichs, spielt der Mond eine entscheidende Rolle; er ist der unentbehrliche Gefährte der Erde inbezug auf das Wachstum, die Formgebung, obwohl seine Impulse für die Seele destruktiv sind.
Bekanntlich ist der Mond ein sterbender Planet, d.h. die Fohatkraft, die beseelende Schwingung ist im Begriff, sich aus dem Mond zurückzuziehen, dennoch ist die Strahlung des Mondes für die Erde und für das emotionale Ich des Menschen äußerst fruchtbar.
Seine sterbende Kraft enthält ein Element, in dem seelenlose Menschen (und damit meinen wir auch okkult ausgerichtete Menschen, die sich auf Wille und Gefühl, auf intellektuelle Schulung und auf Hochmut gründen) phantastisch gedeihen.
Ein Mensch, der stark erdgebunden ist, lebt von der Mondkraft.
Auf den Gräbern der Toten wachsen das Gras und die Pflanzen üppig, die entbundenen Schwingungen nähren den Lebenssaft, während andererseits Leichengift auch tödlich sein kann.
Hierin findet man die beiden einander entgegengesetzten Wirkungen des Mondes und darum werden die, welche unter seiner Strahlung geboren sind, in sich entgegengesetzt sein, wachsend, sammelnd, aufhäufend und gleichzeitig häufig destruktiv, vergiftend.
Der Mond wirkt anziehend und abstoßend, wie die Gewässer der Erde es sehen lassen, und darum ist ein Mondtyp so häufig gegen sich selbst eingestellt, obwohl er sich auf der anderen Seite hegt und pflegt.
Keiner trägt eine größere Maske als der Mondmensch, der fast ununterbrochen Theater spielt und sich hinter seinem Image verbirgt, sehr oft für andere, und manchmal auch für sich selbst unauffindbar. Der Mond bewacht die Erde und gleichzeitig saugt er sie aus, entzieht er ihr den Lebenssaft, um sich selbst damit zu nähren.
Man darf die Rolle des Mondes in der Kosmologie nicht unterschätzen, denn neben der Sonne nimmt er einen bedeutenden Platz ein, weil er am Aufbau des menschlichen Wesens aktiv beteiligt ist. Das Wachstum des Embryos und des noch unbewußten Kindes vollzieht sich unter der Einwirkung des Mondes.
Jeder Mensch trägt viel von den Mondkräften in sich, er trägt sein Leichengift in sich, seine negative Abhängigkeit, seinen Drang zum Wachstum, seine Neigung zum Reflektieren.
Solange man auf der Erde lebt, an das Sonnensystem gebunden ist, lebt man notgedrungen aus der Mondkraft.
Im Erwachsenenalter wird dies weniger, weil man dann bewußter lebt (wenigstens ist dies so beabsichtigt) und sich nicht von den kosmischen Impulsen mittreiben läßt. Diesen Impulsen ein "Halt" zuzurufen, heißt immer, sich vom Joch des kosmischen Gesetzes, des Erdgesetzes freizuarbeiten, aber dann muß an dessen Stelle ein anderes Gesetz treten, eine Ordnung, der man sich übergibt.
Die Einwirkung des Mondes ist bei dem Krebs-Typ deutlich erkennbar, der so sehr von den beiden Mond-Merkmalen bewegt wird: anziehen, alles "nach Hause" bringen, aufhäufen, in einem sicheren Hafen unterbringen und sich auf diese Weise mit Erinnerungen füllen, das Wiederholen und Reflektieren von Ereignissen und auf der anderen Seite das Abstoßen, das Abweisen von beseelender Kraft, weil man fürchtet, daß die eigenen "Schätze" gestohlen werden könnten.
In solch einem Augenblick lebt der Mensch aus dem giftigen Atem des Mondes, er vergiftet sich selbst und weist dadurch Wiederherstellung, Erneuerung, Heilung ab. Dennoch sehnt er sich mit seinem ganzen Wesen nach Wiederherstellung und Erneuerung und darum sucht er unwillkürlich in seiner Umgebung bei jenen Menschen einen Halt, die stets mit einer solchen Erneuerung beschäftigt sind, innerlich, äußerlich.
Er weiß, daß Erneuerung ihn retten kann, und darum findet er Aufmunterung in Veränderungen, Beweglichkeit, Freude.
Der Mond ist ein sterbender Planet, und da keine einzige Schöpfung ihre Sterbestunde ohne Widerstand annehmen kann und ganz bestimmt nicht ein Mond-Typ oder der Mond, der gerade auf Wachstum und Formgebung gerichtet ist, versucht er, sich dieser Stunde zu widersetzen, indem er bemüht ist, Fohat, Lebenskraft, Bewegung auf eine andere Weise, bei seinen Nächsten zu finden.
Der Mond tut dies bei dem Erdplaneten, der Mondmensch tut dies bei seinen Nächsten oder einfach mit Hilfe seiner Umstände.
Die Ursünde des Mondes ist die Trägheit.
Man verstehe hierunter nicht unmittelbar jene banale Trägheit, die man gemeinhin mit dem Wort verbindet.
Trägheit ist eine Folge des Mangels an Bewegung, an innerem Aufgebrochenwerden, an Energie, die aus der Bewegung oder der Reibung geboren wird. Das Fohat oder die elektrisch spirituelle Beseelung vertreibt unmittelbar die Trägheit.
Der Krebs-Mensch mit seiner stark gefühlsmäßigen Einstellung und seinem Bedürfnis an intuitiver Beseelung sehnt sich nach Fohat, weil er dadurch sein ganzes Mondbewußtsein, seinen instinktiven gefühlsmäßigen Drang auf eine eventuelle Hilfe, auf eine Erlösung richten kann.
Es ist ein instinktiver Drang aus Not, aus Angst: Angst vor dem Sterben, wie man dies bei dem Mond wahrnehmen kann.
Auch hierbei denke man nicht an die horizontalen banalen kleinen Ängste vor der Sterbestunde, obwohl auch diese manchmal als Begleiterscheinung auftreten, der Krebs-Mensch möchte sich an einen Lichtimpuls festklammern, weil davon sein Leben abhängt.
Er hält diesen fest, wie ein Krebs, weil er sich hierdurch selbst beschirmt, sich selbst rettet. Wieder ist es die Angst, die im Hintergrund ihre Rolle spielt.
Die Trägheit kann für den Menschen verhängnisvoll werden, wenn er sich von ihr übermannen läßt, denn sie ist giftig, so wie die Schwingungen des Mondes für die Seele giftig sind.
Versinkt der Mond-Mensch in "Trägheit", ein Nicht-Vorhandensein von Bewegung, in Eingeschlossensein, dann wird er vergiftet, so wie stillstehendes Wasser giftig wird.
Wassermenschen müssen in Bewegung sein, um ihrer Selbsterhaltung willen. In jedem Menschen lebt bisweilen der Wunsch, "träge" zu sein, dies ist ein verzerrtes Abbild jener unbeschreiblichen Stille, nach der der Seelenmensch Ausschau hält.
Die Mondkraft in dem Menschen schenkt ihm dann und wann das Bedürfnis, nachzusinnen, zum Wiederbeleben von Erinnerungen, zum Betasten des eigenen inneren Schatzes und zum sicheren Bewahrenwollen der wertvollen Dinge.
So wie jeder Mensch immer wieder vor die nahezu unüberwindliche Schwelle gestellt wird, die seine Ursünde darstellt, und die sich nur allzu oft unter viel Staub und Schutt verbirgt, so führt der Mondmensch im Grunde genommen einen unaufhörlichen Kampf gegen sein eigenes Ich, das konzentriert vorhanden ist in einer emotionalen Anziehung oder Abstoßung und das ihn überrumpelt, sobald er in Denken und Tun nicht mehr in Bewegung ist.
Keiner empfindet die eigene Schwäche deutlicher als der Krebs-Mensch; daher sein Theaterspielen, sein Panzer.
Er fürchtet sich vor der eigenen Schwäche und steht dadurch in direktem Gegensatz zum Sonnenmenschen, welcher sich eigentlich vor der eigenen Kraft fürchtet.
Im Kielwasser eines Menschen, der Tatendrang besitzt, befinden sich viele Mondmenschen, weil das ihre Rettung ist, wie sie meinen.
Adepten, Meister, dynamische Führer ziehen viele Mondmenschen an, weil diese ein Verlangen nach Lebenskraft haben, einerlei, von welcher Art diese Lebenskraft ist.
Trägheit ist ein Aspekt des Sterbens; das Sterben inbezug auf Autonomie und Seelenaktivität. Ein träges Kind ist nicht ganz und gar wach, dem Geist, der Intelligenz nach, in aktiver, nach außen tretender Tat.
Trägheit ist keine Dummheit, sondern ein Schlummer, der durchbrochen werden muß, wenn das wahre Wesen des Kindes (des Menschen) nach außen treten soll.
Diese Trägheit kann eine Form der Angst vor der Konfrontation mit der Wirklichkeit sein; aus diesem Grunde verbergen sich Mondmenschen hinter ihrer Maske, ihrem Panzer, in ihrer Höhle, in Selbstbetrug.
Um aus dieser Unbewußtheit der Seele auszubrechen, unter der jeder Mensch leidet, muß eine Tat verwirklicht werden. Ohne diese Tat wird der Schlummer nicht aufgehoben. Man spricht auch über den Mondschleier, der über das Seelenbewußtsein gefallen ist.
Trägheit bedeutet, sich zu weigern, diesen Schleier aufzuheben, nötigenfalls läßt man, weil man weiß, daß das Unvermeidliche geschehen muß, diesen Schleier durch die Umstände oder von einem Mitmenschen wegziehen, so daß auch die Konsequenzen auf den anderen oder auf die Umstände abgeschoben werden können.
Leider ist aber auch dies ein Teil des Spiels, des Maskenspiels, denn keiner kann für seinen Mitmenschen die Aurora, den Tagesanbruch, das Erwachen, verwirklichen. Die entscheidende Tat muß immer vom Menschen selbst kommen.
Die Sünde der Trägheit sucht Unterstützung bei der Sünde von Venus, der Wollust, und in der Sünde Saturns, dem Geiz.
Erstere knüpft bei der emotionalen Seite des Mondes an, letztere beim Anhäufen, dem Sammeln von Schätzen.
So wie Trieb (Zorn) und Eifersucht beweglich sind, so neigen Wollust, Trägheit und Geiz zum Stillstand. Venus betrachtet sich wollüstig im Spiegel, dem Mondmetall, und sie wird von Trägheit übermannt, wenn sie ihre eigene Schönheit sieht.
Man darf sich den Pfad zu den göttlichen Höhen nicht allzu einfach vorstellen, nicht umsonst ringt der Mensch bereits viele Leben lang, um den Gipfel der Ersterbung zu erreichen.
Die vergiftende primitive Einstellung "wenn ich meine Sünden auf Jesus werfe" und "wenn ich nur auf die Gnosis gerichtet bleibe", ist der Boden, auf dem Trägheit, Wollust und Geiz üppig gedeihen. Dennoch trifft dieser Ausspruch im Prinzip zu.
Aber wie und wann ist man auf die Gnosis, auf Gott, gerichtet?
Und womit richtet man sich darauf?
Hierüber muß der Mensch einmal nachdenken!
Der Gedanke der Übergabe, der bei diesen Menschen im Mittelpunkt steht, kann nur zu leicht ausarten in: Bequemlichkeit, Theaterspielen, Heuchelei, während hinter all diesem ein zweites, a-spirituelles Leben verborgen wird.
Mondmenschen sind kräftig, weil sie sich mit Lebensschwingungen "aufblasen"; sie sind mächtig in negativem, absorbierendem Sinn. Nicht kräftig im Ausstrahlen, sondern mächtig durch Einwirken. Sei es, daß sie sich selbst dadurch vernichten, sei es, daß sie sich selbst von innen heraus hinaufziehen.
Ausstrahlende Typen äußern sich durch Sprechen und Tun, absorbierende Typen äußern sich durch Denken (grübeln), aufbewahren, annehmen. Ausstrahlende Typen sind magisch, häufig zwingend und dominierend, absorbierende Typen sind beeindruckend wegen des Undurchsichtigen, des Geheimnisvollen, das sie mit sich tragen können.
Das Fluidum des Menschen veranlaßt den einen zur Tat, den anderen führt es zum Nachdenken.
"Stille Wasser sind tief."
Dies ist inbezug auf den Mondmenschen, und vor allem inbezug auf den Wassermenschen ein wahres Wort. Tiefe Gründe verbergen Geheimnisse, Schönheit, Abgründe, aber auch monströse Wesen.
Eine Ursünde kann durch ihren Gegenpol aufgehoben werden, aber das heißt noch nicht, daß sie vollkommen vernichtet ist.
Trieb (Zorn) kann mit Hilfe von Stille, Selbstbeherrschung bezähmt werden, aber das heißt nicht, daß der Stachel des Triebes herausgerissen wurde, er wurde nur beherrscht.
Abgunst kann durch Gunst beschwichtigt werden, wodurch eine einstweilige Ruhe erreicht wird. Wollust kann durch Enthaltsamkeit, Zurückweisen gezügelt werden, wodurch eine künstliche Unbewegtheit entsteht.
Der Trägheit kann mit äußerer Bewegung und Veränderung begegnet werden, wodurch der Schein von innerer Lebenskraft geweckt wird.
Beherrschung ist eine Übung der Sinnesorgane, des Denkens, des Willens. Selbstbeherrschung, durch die die Ursünden verschleiert werden, kann erlernt werden. Die okkulten Lehren sind voll von solchen Übungen.
Aber in Wirklichkeit verändert sich innerlich nichts. Man deckt nur die Sünde zu.
Deshalb hat man bei solchen Menschen häufig das Gefühl, daß sie nicht "wahr" sind, daß sie in Plastik verpackt sind. Sie treten nach außen in einem Anstrich von Künstlichkeit und erwecken den Anschein von Weisheit, Ruhe, Liebe und ähnlichen edlen Gaben.
Es hat keine Umsetzung stattgefunden, sondern nur ein Gegenzug im Schachspiel des Lebens. Man kann sagen, daß "Remis" gespielt wurde!
Für eine Umwandlung, so wie Saturn in Christus verwandelt werden muß, hat man Seelenkraft nötig und keine Methode.
Anweisungen sind notwendig, um die Mauer niederzureißen, die rund um die Seele errichtet ist, aber wenn die Mauer einmal niedergerissen ist, dann weiß die Seele intuitiv und gewissenhaft, wie der Heimweg zu finden ist.
Und dies ist der Auftrag für jedes Menschenkind, ungeachtet seiner Art, seiner Behinderungen, seiner Gaben.
Wenn der Mensch dies einsehen kann, dann ist das eine Gnade, aber mit einer solchen Gnade muß gearbeitet werden, damit sie nicht ersticke oder entfliehe!
Wer dies weiß, arbeite weiter!