Geistige Nahrung

"Gute Pferde erwärmen sich während des Essens."

Ausspruch aus dem 2. Jahrh.


Wenn wir an Essen denken, dann sprechen wir über Brot, Gemüse, Körner usw., und jedermann weiß, daß das Verarbeiten der Nahrung unserem Organismus Energie gibt. 

Dennoch gibt es Menschen, die durch die Nahrung kaum Energie erhalten, was beweist, daß in der Einheit: Geist, Seele und Körper etwas nicht in Ordnung ist. 

Neben körperlicher Energie geben bestimmte Nahrungsbestandteile auch geistige Energie, zu verstehen in Denkkraft und emotionaler Kraft. 

Es bedarf keiner Erörterung, daß es hierbei um vollwertige Nahrung geht. 

Wenn wir über geistige Nahrung sprechen, dann meinen wir meistens: Nahrung, die uns spirituell stärkt, oder die uns spirituell weiser macht und wir meinen fast nie eine Nahrung, die Denkkraft und emotionale Kraft gibt. 

Doch gibt es eine Übereinstimmung zwischen körperlicher Nahrung und geistiger Nahrung; beide haben den Zweck, uns Energie zu geben, eine Kraft, die uns zu Taten anspornt, oder zu Gedanken, zu Kraft, zu guten Emotionen. 

Hungern kann man in zweierlei Hinsicht: geistig und körperlich. 

Jede dieser Entbehrungen entzieht uns Energie und Wärme und vermindert unser Interesse, sowohl für irdische als auch für geistige Ziele. 

In der alternativen Heilkunde wird es deutlich, daß ein direkter Zusammenhang zwischen geistigem und körperlichem Hunger besteht. 

Es gibt Bedürfnisse, die nicht durch körperliche Nahrung befriedigt werden können. 

Das geistige Hungergefühl kann körperliche Störungen verursachen, wie es auch der körperliche Hunger tun kann. 

Wenn der Körper gut ernährt wird und die geistigen Bedürfnisse dennoch stark vorhanden bleiben, entstehen körperliche Beschwerden. 

Es ist somit wichtig, daß ein Mensch körperliche und geistige Nahrung erhält. 

Auch hierin besteht eine Übereinstimmung zwischen körperlicher und geistiger Nahrung. 

Der Mensch ißt, so wie er ist, und dies wirkt sich sowohl auf die körperliche als auch auf die geistige Nahrung aus. 

Wie man niemandem körperliche Nahrung aufdrängen kann - ausgehend von der einen oder anderen prinzipiellen Regel -, so kann man ebenfalls niemand geistige Nahrung aufdrängen - ausgehend von der einen oder anderen Überzeugung. 

In beiden Fällen würde die Nahrung schlecht verdaut werden und es könnten Beschwerden entstehen. 

Es gibt zahllose Menschen, die von körperlicher oder geistiger Nahrung ernsthaft krank werden. 

Um ihnen zu helfen, muß in beiden Fällen die Art der Nahrung geändert werden. 

Von einer einseitigen Veränderung hat man nicht viel, denn es kann höchstens nur eine vorübergehende Besserung eintreten. 

Nun, welche Bedingungen kann man im allgemeinen an eine geistige Nahrung knüpfen? 

Sie muß uns innerlich befriedigen, d.h. wir müssen, wie das Sprichwort von den Pferden sagt, davon warm, befriedigt, reich werden. 

Es ist dasselbe, was eine gute Mahlzeit tut. 

Sobald man sich nicht mehr befriedigt fühlt, taugt die Nahrung weiterhin nicht mehr für uns. 

Mystische Nahrung nährt die Emotionen, intellektuelle Nahrung schärft das Denken. 

Dennoch braucht weder die eine noch die andere Nahrung spirituelle Reichtümer beschaffen. 

Man kann sich genauso gut mystisch befriedigen an Musik, Entspannung, Kunst usw., oder intellektuell an Büchern, Studien, Gesprächen. 

Geistige Nahrung muß mehr tun als dieses. 

Man muß sich dadurch innerlich aufgebrochen, erweitert, wachsen fühlen. 

Eine ausschließlich intellektuelle Studie schwächt die Emotionen, aber auch umgekehrt. 

Es ist bekannt, daß sowohl der Intellekt als auch die Emotionen eine Einheit sein müssen, also vollwertig zusammengehen müssen. 

Sowohl intellektuelle Höhepunkte als auch mystische Ekstasen können Unausgeglichenheit in der Persönlichkeit und in dem Organismus hervorbringen. 

Der Mensch sucht fast immer seinen mystischen oder intellektuellen Hunger zu befriedigen. 

Also bestimmt seine Unausgeglichenheit die Wahl seiner Nahrung. 

So sehen wir überall mit Erstaunen die Wahl eines Mitmenschen. 

Jeder beurteilt etwas von seiner eigenen inneren Situation heraus. 

Der Mensch ist ein Unikum und kann auch als solcher entgleisen mit ganz persönlichen Fehlern. 

Der Höchste Quell oder Gott hat mit dem Verhältnis zwischen Nahrung und Wahl nichts zu tun. 

Niemand kann zu Ihnen sagen: Sie haben eine gute Wahl getroffen. 

Ihre innere Disharmonie oder Harmonie bestimmt Ihre persönliche Wahl und aus Ihrer Wahl kann Ihr innerer Zustand, Ihr Wohlsein abgelesen werden. 

Wir verwechseln Psychologie oder Psychotherapie oft mit geistiger Nahrung. 

Wir leben in einer Zeit, wo der jahrhundertelange Hunger als eine mächtige Kraft nach außen drängt und ein ganzes Pantheon von Psychologen, Psychotherapeuten und mehr oder minder religiöse Versorger notwendig macht. 

Die Rechnung für die Mißstände wird immer nach vollbrachter Tat präsentiert, nicht eher. 

Die meisten von uns sind emotionell und intellektuell manipuliert, durch Suggestionen deformiert, und befinden sich in einer verwirrenden Situation, wo Psychotherapie und Religion um den Vorrang kämpfen. 

Hierbei ist ein helles, spirituelles, objektives Denken und Fühlen unmöglich. 

Ein Mensch schenkt Gehör einem inneren Bedürfnis, einem instinktmäßigen Trieb nach Nahrung dem, das hungert. 

Und was hungert? 

Das Herz? 

Die Seele? 

Der Intellekt?

Wer weiß genau zu sagen, was in ihm um Nahrung bittet? 

Haben wir es je klar begriffen wie wir beschaffen sind? 

Wie das Verhältnis ist zwischen Geist (oder Denken), Seele und Körper? 

Wissen wir je genau was in einem gegebenen Augenblick in uns spricht: 

Die Seele, der Intellekt oder der Körper? 

Kennen wir unsere Seele, kennen wir unsere Gedanken, kennen wir unseren Körper? 

Die Praxis beweist, daß wir nicht so sehr über diese drei informiert sind. 

Meist lassen wir uns beeinflussen, ohne zuerst die eigene Stimme anzuhören, sei es die der Seele, sei es die des Denkens, sei es die des Körpers.

Sonst würden wir die geistige Nahrung zu uns nehmen, die diese drei aneinander schmiedet und diese drei auf ihre eigene Weise befriedigt, also nährt. 

Die alten Griechen oder Ägypter gingen damit besser um. 

In unserer Zeit der Computer verhungert die Emotion oder das Herz, und dieser Mangel wird angefüllt durch alle möglichen Kurse, Tai Chi, Yoga, Meditation, mystische Zeremonien. 

Daher schießen die Kurse wie Pilze aus dem Boden. 

Es besteht ein Hunger an emotioneller Nahrung. 

Dies beweist, daß der Mensch unausgeglichen ist, daß unsere Zeit die Unausgeglichenheit stimuliert und zwar in vielerlei Hinsicht.

Auch die Umweltverschmutzung greift die Nahrung von Körper, Seele und Geist an. 

Ein gestörter Organismus kann sich nicht mehr orientieren, er sucht einseitige Befriedigung. 

Dasselbe gilt für die Natur oder die Erde. 

Ein gestörter Erde-Organismus kann sich nicht vollwertig ernähren, er sucht einseitige Werte. 

Wenn der Organismus Durst hat, sucht er Wasser, wenn er beengt ist, sucht er Luft, wenn er kalt ist, sucht er Feuer, wenn er Hunger hat, sucht er feste Nahrung und wenn er geistig hungert, sucht er Äther, ätherischen, ungreifbaren Nährstoff, der Beseelung schenkt. 

Für die Erde, unsere Mutter Erde, gelten diese Regeln gleichfalls. 

Das Tragische ist, daß mit den Elementen auch der Äther verunreinigt wird. 

So können wir annehmen, daß wir auch unsere geistige Nahrung entbehren werden müssen. 

Die Menschen verunreinigen nicht nur die Luft, das Wasser und die Erde, sie verunreinigen auch den Äther. 

Die Verunreinigung des Äthers geschieht auch durch unsere Gedanken und unsere Gefühle, selbst wenn sie verborgen sind. 

Der Äther reinigt sich auf natürliche Weise - ohne den Menschen dazu zu gebrauchen - auch durch den Mond und den Tau. 

Die Sonne stärkt den Äther, nährt den Äther, der Mond reinigt ihn. 

Die Nachtzeit ist unsere Reinigungszeit, und wenn alles gut verläuft, natürlich! 

Die Sonne wie auch der Mond sind jedoch mit abhängig von der Luft, der Luft, die wir krank machen! 

Durch eine allgemeine Umweltverschmutzung entkräften wir somit die Quellen die nähren und reinigen, und so gelangen wir in einen Teufelskreis, dem wir nur durch einen wirksamen Eingriff, einen umfassenden Eingriff, entkommen können. 

Wir nähren uns des Nachts durch unsere Atmung mehr mit Äther als tagsüber. 

Müde aufzustehen bedeutet, daß wir die Ätherkraft entbehrt haben: sei es durch schlechte Luft, sei es durch eine Überaktivität des Denkens oder der Gefühle. 

Der Reinigungsprozeß kann deshalb nicht stattfinden und wir können somit unsere Kraft nicht wiederfinden. 

Es gibt Möglichkeiten, die reinigenden oder nährenden Ätherkonzentrationen zu sammeln, zu bündeln. 

Dies kann durch Menschengruppen geschehen. 

Die Art oder Qualität des Äthers ist jedoch ausschließlich von der Art der Menschen abhängig. 

Niemand kann etwas aufrufen oder ausstrahlen das er selbst nicht besitzt. 

Die Ätherkonzentrationen nennen wir ein Feld, manchmal ist es ein Kraftfeld, manchmal ein vernichtendes, manchmal ein erwürgendes Feld. 

Aber immer ist es eine Kraftbündelung. 

Jeder Mensch der konzentriert mit etwas beschäftigt ist, strahlt Äther aus. 

Dieser Äther ist in Übereinstimmung mit dem was er tut, denkt oder fühlt. 

Wenn man mehrere Menschen zusammenbringt, dann wird solch ein Feld stärker und einer der da hineinkommt, badet sich darin, zu seinem Verderben oder zu seiner Wiederherstellung, oder - was auch geschieht - es gleitet an ihm ab, es tut ihm nichts. 

Etwas das uns nichts tut, hat keine einzige Verbindung mit uns und ist für uns ungefährlich. 

Ob es uns "nichts tut", kann beurteilt werden nach unseren Gefühlen und unseren Gedanken danach, oder manchmal nach unseren körperlichen Beschwerden einige Tage oder Wochen danach. 

Dann wird die Rechnung präsentiert. 

Das Inhalieren solch eines ätherischen Feldes hat nämlich Folgen in unserem Organismus. 

Der eine Mensch ist empfindsamer, verwundbarer als ein anderer. 

Dies ist abhängig von seiner eigenen Ausstrahlung, seiner eigenen Ätherkraft, die abwehrt, reinigt, unantastbar bleibt. 

Es wird eine ganze Menge ätherischer Kraft auf uns ausgestrahlt, selbst durch Bilder. 

Unsere Augen absorbieren, können aber auch abwehren. 

Wir leben in der Zeit der Bilder: Computer, Fernsehen, Reklame überfluten uns mit Bildern. 

Wir wachsen mit Comic strips auf. 

Die Bilder nähren oder entkräften uns durch die Augen. 

Wer beherrscht seinen Blick, wer beherrscht das rechte Auge, die Sonnenkraft, oder das linke Auge, die Mondkraft? 

Das Auge steht geradewegs in Verbindung mit der Seele, mit dem Denken, mit dem Herzen. 

Wenn beide Augen aufeinander abgestimmt sind - d.h. daß das eine nährt und das andere die Nahrung reinigt -. strömt Harmonie in die Seele. 

Daher ist das Sehen sehr ermüdend. 

Die Augen sind intensiv aktiv und bekämpfen sich manchmal. 

Das eine kann nicht nähren und das andere kann nicht reinigen. 

Die Augen inaktiv zu halten, wie beim unbewußten Sehen, ist außerordentlich anstrengend. 

Wenn die Augen zufrieden sind, Frieden haben, dann werden Denken, Herz und Seele genährt. 

Daher schenkt das Betrachten von Schönheit, wie es die Griechen taten, Harmonie dem ganzen Wesen. 

Geistige Nahrung tritt durch die Sinne nach innen: 

Die Atmung und der Geruch; 

die Augen und das Sehen; 

das Fühlen und die Haut; 

der Geschmack und die Zunge; 

die Seele und der Äther. 

Der Äther befindet sich sowohl in dem Geruch, als auch in dem Sehen, dem Fühlen und dem Geschmack. 

So sitzen wir fest in den fünf Elementen, die uns umringen, und die wir alle zusammen verderben. 

Unsere Sinne sind von den Elementen abhängig, sie sind aber auch Diener des Organismus und hoffentlich auch Diener des Geistes oder der Seele. 

Dies ist ein Wachstumsprozeß. 

Sinne werden verändert durch gute geistige Nahrung, durch stärkende Elemente, durch innere Reinigung, durch Aufbrechen von dem, das lebenslang verborgen war. 

Die gute geistige Nahrung tut etwas in uns. 

Ist dies nicht der Fall, dann besteht keine oder kaum eine Verbindung zwischen der angebotenen Nahrung und uns selbst. 

Etwas das verzehrt wird, macht seine Kraft frei, und - wie das Sprichwort sagt - erwärmt uns. 

Wenn dies nicht geschieht, kann es zwei Hindernisse geben: entweder sind wir nicht imstande, die Nahrung zu verzehren, also ist sie nicht für uns, oder es ist minderwertige Nahrung und wir sind aus dem einen oder anderen Grund nicht imstande, sie zu verweigern. 

Sehen wir doch ein, daß wir die Nahrung bestimmen und nicht umgekehrt. 

Die Nahrung ist unserer Auswahl untergeordnet. 

Man kann sich nur verändern, heiligen, reinigen, innerlich bereichern, wenn man die Nahrung zu sich nimmt, die zu dem geistigen Verdauungsmechanismus paßt. 

Kein einziger unheiliger Mensch kann sich heilig essen, aber Heilige ernähren sich wohl anders, ihre Wahl bestimmt ihre Nahrung. 

Wieviele leben und ernähren sich nicht sozusagen "über ihren Stand" und verändern nichts? 

Das einzige ist, daß sie einen Lebenszustand aufrechterhalten müssen, der nicht zu ihnen paßt, mit allen damit verbundenen Folgen. 

Geistige Nahrung ist nicht bestimmend für uns, wir sind bestimmend für die geistige Nahrung. 

Wir bestimmen was wir nehmen aus der angebotenen Verschiedenheit heraus und wir bestimmen ob wir einverstanden sind mit dem Eingriff in die Elemente, die so notwendig sind für das Überleben von Geist, Seele und Körper. 

Es ist unsere eigene Wahl, ob wir beschließen in der Masse unterzugehen und abzuwarten ob wir es schaffen, oder uns aufzurichten und das Heft in die Hand zu nehmen. 

Die Wehrhaften sind immer jene, die innere Kraft besitzen, die objektiv fühlen, die hell denken, die innerlich gereinigt sind, somit aufgebrochen sind. 

Die Wahl, wie diese auch ausfällt, liegt bei uns. 

Dies ist der vielgepriesene freie Wille. 

Möge unsere Wahl uns Segen bringen!

©1970-2013 Henk und Mia Leene