Erklärungen zum Glauben füllen zahllose Heilige Schriften, Dogmen und Vorträge, und dennoch ist der Glaube ein Geheimnis geblieben. Im Neuen Testament 1. Kor. 13, 13 können wir lesen: "So bleiben denn diese drei: Glaube, Hoffnung und Liebe....."
Da dies ein Ausspruch von Paulus ist, können wir annehmen, daß er auf einer Erfahrung außerhalb des Wissens der historischen Jesusgestalt beruht; denn Paulus kam von den orphischen Ritualien und Mysterien.
Glaube, Hoffnung und Liebe sind die ersten drei Gaben, mit denen der Mensch seinen Weg zur Einweihung oder zum inneren Wissen beginnt. Sie gleichen somit dem Fundament, das der Hermetische Tarot (1) durch die Karten Eins, Zwei und Drei wiedergibt:
1. der Magier = der Glaube;
2. die Hohepriesterin = die Hoffnung;
3. die Herrscherin = die Liebe.
Aus diesen drei Gaben, Phasen oder Karten kann der ganze Weg des geistigen Pilgers entwickelt werden. Jeder einzelne von ihnen kämpft um dieses alles entscheidende Fundament, obwohl er es in Wirklichkeit als Anlage bereits seit seiner Geburt besitzt; besitzt er es aber nicht, dann wird er in seinem Leben auch niemals eine hohe Spiritualität erreichen. Denn aus seiner Veranlagung heraus ist der Mensch spirituell orientiert oder hält nichts davon: Er ist also entweder ein gefallener Lichtsohn oder ein rein natürlicher Mensch.
Alle gefallenen Lichtsöhne besitzen anlagemäßig das Dreieck aus Glaube, Hoffnung und Liebe, durch das sie alles verwirklichen können, was sie wollen; es kann sie befreien von Zweifel, Unkenntnis, Unwissenheit, Verzweiflung und jeder instinktmäßigen Hemmung.
Der Glaube ist der magische Ruf, den der Mensch in die abstrakten Sphären aussendet, auf den immer eine Antwort erfolgt. Das vom Menschen geliebte Bild wird Wirklichkeit.
Glaube ist identisch mit Magie; sobald die Hoffnung und die Liebe ihm zur Seite stehen, ist eine magische Handlung vollbracht. Jeder gläubige Mensch ist ein Magier und kann mit dem Magier des Tarot verglichen werden, einem unbewußten Magier, beherrscht durch den hebräischen Buchstaben Aleph, was Ochse oder Rind bedeutet. (2)
In der Geschichte der Menschheit kann man verfolgen, daß der Glaube imstande war, mächtige Bauwerke zu errichten, Menschen zu beseelen und zu Höchstleistungen anzuspornen, aber auch Menschen zu vernichten, schier Unmögliches möglich zu machen im Guten wie im Bösen. Die Welt würde ganz anders aussehen, wenn dieser Glaube, diese erste Phase, die Eins der Tarot-Arkana (3), auf die richtige Weise vom Menschen gehandhabt würde - wenn er wie der Magier darauf warten würde, bis Hoffnung und Liebe diesen Glauben in die richtigen Bahnen lenken, bis seine Stunde gekommen ist, wie die Bibel es ausdrückt (Joh. 2,4).
Der Glaube des Menschen ist der Grund, auf dem der Mensch steht; ganz gleich woran oder warum er glaubt, ohne diesen Glauben wird er sich verloren fühlen.
"Euer Glaube wird euch bewahren" (1. Petr. 1,5) in jeder Hinsicht, sei es vor dem Bösen oder auch vor der Seele, sei es vor Krankheit und Untergang. Er bewahrt und beschützt jeden; er kann jeden bewahren und beschützen im "Ring bis hierher und nicht weiter!" (4)
Der Glaube an Luzifer, auch Satanael (5) genannt, sichert Ihnen seinen Schutz.
Wenn der Mensch wüßte, wie magisch er in seinem Glaubensbekenntnis ist, würde er mit dieser so wertvollen Kraft etwas vorsichtiger umgehen. "Ich glaube an Jesus Christus.....", sagt der christlich-kirchliche Mensch.
Die Druiden der vorchristlichen Zeit sagten:
"Ich glaube an ein einziges Wesen....."
Das sind Bekenntnisse gläubiger Menschen. Aber weiß dieser Gläubige auch, was er da sagt, wenn er diese Worte ausspricht?
Weiß er, daß er sich in einem solchen Augenblick an das Gottesbild seines Meisters, seiner Autoritäten oder vielleicht seines Inneren übergibt?
Ich glaube.....
Es gibt wenige Menschen, die glauben, wenige Menschen, die aus ihrem Glauben die Magie schöpfen, weshalb sie im wahren Sinne des Wortes gar nicht glauben. Wer glaubt, was sein Meister oder dessen Lehre sagt, wirklich glaubt und für wahr hält, der ist wie Wachs in den Händen von Meister oder Lehre.
Der Glaube ist der Lautsprecher, aus dem man den Sender hören kann. Aus den Worten eines gläubigen Menschen erkennt man den Sender, den er eingestellt hat. Ist das nicht der Fall, dann handelt es sich nicht um einen Gläubigen. Magie trägt aus, was im Menschen ist, was hinter ihm steht und woraus er lebt und beseelt wird. Da ist der Glaube zu Magie und der Mensch ein Magier geworden.
Eine große Anzahl Menschen geht zugrunde, weil sie Glauben besitzen an teuflische Mächte, an verbrecherische Meister, an Betrüger..... kurz: Der Mensch kann wohl zugrunde gehen durch seinen Glauben, nicht durch seinen Unglauben. Unglaube ist ein zeitlicher Zustand, ein Zweifel, weil beispielsweise ein alter Glaube zerfallen ist. Aber jeder sucht sich wieder einen neuen Glauben, weil er als Anlage in ihm vorhanden ist. Niemand ist selbständig, jeder muß glauben: Das bringen die Unvollkommenheit des Menschen und seine Seelenerinnerung mit sich.
Die Natur glaubt an ihren Schöpfer als Folge eines instinktiven Wissens, weshalb sie sich zur rechten Zeit auf die Sonne ausrichtet, ihre Blütenkelche gegen Sonnenuntergang schließt, sich vom Tau erfrischen läßt und auch der Vogel seinen Weg unfehlbar zu seinem Ziel findet. Man kann es Unsinn nennen, diese angeborene Fähigkeit "Glaube" zu titulieren. Aber ist denn der Glaube etwas anderes als eine magische, instinktive, im besten Sinne intuitive Veranlagung?
Vielleicht kann die Wissenschaft eines Tages herausfinden, warum die Natur ihrem eigenen Rhythmus folgt, und entdeckt dann, daß dies von der Zusammensetzung der Hormone und Vitamine, von chemischen Formeln oder Instinkten abhängt.
Gut! Aber ist denn der Mensch etwas anderes als ein chemisches Laboratorium, in welchem mit mehr oder weniger Erfolg ein Experiment ausgeführt wird?
Der Glaube ist ein chemisches Fundament, das in seiner Anlage - Sie können auch "Programm" sagen - entweder spirituell oder ausschließlich natürlich-instinktiv ist. Die Erforschung und Entwicklung dieses Fundamentes bringt den Menschen spirituell und materiell zur Entfaltung.
Gerade weil einige große Führer der Menschheit wußten, daß der Glaube eine mächtige, magische Gabe ist, wetterten sie gegen die organisierten Religionen, um zu verhindern, daß Religion mit Glaube verwechselt würde. Doch an sich besteht da keine Gefahr. Der Glaube existiert sowohl innerhalb als auch außerhalb organisierter Religionen und Bekenntnisse!
Der Glaube macht aus dem Menschen einen Magier: einen "Ochsen" (2), der sich aus der Rinderherde befreit, oder ein "Rind", das sich in der Herde zufrieden fühlt, die von einem Hirten mit einem Stock geführt wird, ganz gleich ob in der Form von Krummstab oder Geißel!
Nun geht es noch um die Frage: Worauf richtet sich Ihr Glaube?
Woran glauben Sie, was glauben Sie?
Was tun Sie mit ihrer magischen Kraft, die gleich einer Eins ist: eine schöpferische Macht, die Basis eines Dreiecks, das dessen andere beiden Seiten beseelen, befruchten und zum Leben bringen kann: die Hoffnung und die Liebe?
Ohne Glauben gibt es keine Hoffnung und bleibt ihre Liebe unvollkommen, kann sogar zu Haß werden.
Qualität und Essenz des Glaubens bestimmen die Frucht, die Glaube und Hoffnung als Repräsentanten des männlichen und weiblichen Prinzips hervorbringen. Der Glaube ruft die Hoffnung auf. Zusammen bilden sie eine Macht, gleich den ersten beiden Karten des Tarot: dem Magier und der Hohepriesterin. Sie werden entweder vom Toren, der Null des Tarot, dem Ewigkeitsprinzip0 getragen, oder dieses ist nicht potentiell vorhanden, so daß sie auf dem natürlichen Ichinstinkt basieren.
Doch gehen Glaube und Hoffnung immer zusammen; jeder gläubige Mensch erhofft etwas. Glaube allein kann sich nicht ausdrücken; er sucht einen Acker, ein Lebensfeld, um sich darin niederzulassen: ein Ziel, ein Objekt, einen Menschen, eine Sphäre.
Wenn Sie an nichts mehr glauben - und manchmal hört man Menschen so reden -, dann sind Sie auf der Suche nach Ihrem Glauben und haben eigentlich sich selbst verloren: Sie haben die erste Karte des Tarot, den Magier des Einweihungsweges verloren. Solche Menschen sind ruhelos, beklagenswert, aber ihr Zustand ist zeitlich, weil sie um jeden Preis glauben wollen.
Unsere heutige Gesellschaft, die von der Wissenschaft, der Religion und der Ichzentralität inspiriert wird, ist dazu verdammt, auseinandergerissen zu werden durch eben diese drei menschlichen Ausdrucksformen. In Wirklichkeit sind sie drei Kinder eines Vaters: des Glaubens. Die Wissenschaft glaubt an die Wissenschaft; der Glaube drückt sich in der Religion aus; die Ichzentralität aber glaubt an den Menschen selbst. Wer gegen eine dieser drei Ausdrucksweisen auftritt, setzt sich umsonst ein. Er bemüht sich, seinen eigenen Glauben an die Stelle einer dieser drei Formen des Urglaubens zu setzen.
Der Glaube drückt sich durch den Lebenszustand, das Bewußtsein des Menschen aus. Dummheit und Ichzentralität machen aus diesem Glauben eine rücksichtslose Waffe. Man sollte aber nicht gegen Waffen kämpfen, sondern gegen denjenigen, der sie in der Hand hält. Sobald Sie Ihren Glauben austragen und er sich durch ein sich entwickelndes Bewußtsein verfeinert, vergeistigt, verändert sich etwas in Ihnen, in Ihrer Umgebung, in Ihrem Denken.
Der Glaube kann heilen, kann krank machen; er kann überwinden, kann den Menschen vernichten. Dennoch zucken viele Menschen geringschätzig mit den Schultern beim Wort Glaube, weil sie nicht wissen, was er in Wirklichkeit ist. Vor einem Magier hat man Ehrfurcht, Achtung, Angst, aber für einen gläubigen Menschen hat man nur ein mitleidiges Wort übrig, wenn nicht gar Verachtung.
Dennoch ist es gerade der Magier, der den Glauben als Waffe hantiert, sei es gegen sich selbst oder gegen andere, sei es auch zur Erschließung eines Weges.
Der Glaube ist wie das "A", das Alpha. Der Klang des "A" steht in Zusammenhang mit dem Herzen, der Sonne im menschlichen Organismus. Der Glaube wird entweder eine Ego-Sonne oder eine Geistsonne. Er beherrscht das Herz; viele Wissenschaftler sind ungläubig in ihrem Kopf, aber gläubig in ihrem Herzen. Darum können sie der Wissenschaft dienen und erfolgreich sein. Ihr Herz steht hinter ihrem Streben. Wo Ihr Herz, Ihr Glaube ist, da ist Ihr Lebensziel, da liegt Ihre Wirklichkeit, Ihr Menschsein, Ihr Charakter.
"Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz", heißt es im Evangelium. (Matth. 6,21)
Viele Menschen wissen nicht recht, was sie glauben; andere wollen nicht glauben; denn das sei "kindisch" und unselbständig, meinen sie. In Wirklichkeit aber macht den Menschen nichts stärker und selbständiger als der richtige Glaube. Aber bei einem weisen Menschen ist es ähnlich wie bei dem Magier des Tarot:
Er handelt nicht, noch nicht, sondern lauscht und wartet ab. Kein unweiser Mensch bringt das fertig!
Der unweise Mensch macht sofort von seinen instinktiven Fähigkeiten Gebrauch und wird zerstörerisch magisch, also fanatisch. Es braucht uns nicht zu wundern, daß es viele Menschen gibt, die ihren Glauben nicht kennen, die suchend hinter einer Doktrin herlaufen, die tastend einem Weg folgen und blindlings alles ausprobieren, aber nicht wissen, wo und was ihr Glaube ist.
Nach seiner Veranlagung ist jeder Mensch ein Magier, was nicht geleugnet werden kann; denn dann würde der Betreffende seine Vorstellungskraft negieren - nicht seine produzierende, sondern seine schöpferische Kraft, die der Mensch entweder von Luzifer oder vom Geist empfängt! Sie kommt zu ihm über den Glauben!
Man kann sagen: Ich glaube nicht an den Teufel, nicht an Satan, nicht an einen Gott! Dann glauben Sie eben an den Menschen, der sowohl Teufel als auch Gott sein kann. Oder Sie glauben an Geld und Gut, an die Wissenschaft.
Sind das nicht auch Ausdrucksweisen von Luzifer oder dem Geist?
Dazwischen gibt es nichts. Nur der Mensch ist Zwei in sich: Natur und Geist. Aber er muß seine Wahl treffen, um wirklich MENSCH sein zu können: entweder ein natürlich instinktiver Mensch oder ein Geistseelenmensch.
Solange man es noch mit zwei Parteien hält, ist man noch unentschieden, weder Tiermensch noch Gottmensch: dann ist man ungläubig. Ein solcher Mensch glaubt weder an die Wohltaten der Naturinstinkte noch an die Kraft des Geistes im Menschen.
Wer wegen allerlei selbstgeschaffener Probleme herumjammert, ist ungläubig. Wie viele Menschen dieser Art findet man gerade unter den Esoterikern und den wissenschaftlichen Zynikern!
Es sind suchende Menschen, hört man sagen. Doch wonach suchen sie? Wer an den Geist glaubt, sucht nicht weiter auf allen möglichen unsinnigen Wegen nach diesem Geist, sondern horcht, ob man Seine Schritte hört, ob man den Klang der Stimme der Hohepriesterin, der Hoffnung, auf sich zukommen hört.
Ein wirklich gläubiger Mensch, der sich seiner Glaubenskraft bewußt ist, kann niemals ein ruheloser Mensch sein, der hierhin und dorthin eilt; denn Magie - Glaube - verstärkt sich nur in Unbeweglichkeit, durch Konzentration. Gibt es überhaupt einen Menschen, der Magie betreiben kann ohne Konzentration, ohne die intensive innere Stille des Lauschens und Wartens auf den richtigen Augenblick?
Alle Ketzerverfolgungen, fanatischen religiösen Exzesse sind das Resultat der Konzentration eines Glaubens, einer Magie, und bilden die Frucht der Verbindung zwischen Glaube und Hoffnung, zwischen dem Magier und der Hohepriesterin, der Imagination. Dann sieht man die Liebe wie eine Explosion daraus hervorgehen, in all ihren Höhen und Tiefen, bis zum Haß in all seinen Perversitäten!
Unendlich oft ist die Wurzel degenerierter Liebe der Haß. Unsere ganze Welt ist ständig der Schauplatz solcher Explosionen, solcher Früchte, die unaufhörlich aus den vielen Formen des Glaubens und der Hoffnung erzeugt werden. Da diese Früchte meist mißgestaltet und abscheulich sind, wird die Menschheit von Elend und Jammer überspült, ist die Natur ein großes chaotisches Laboratorium, in dem die Elemente durcheinandergeworfen wurden.
Das brachte der Glaube des Menschen fertig, in all seinen Formen, in der Wissenschaft, in den biologischen Experimenten, in den Religionsformen. Der Mensch ist zum Opfer seines eigenen Glaubens geworden. Jeder ist das Resultat seines innewohnenden Magiers, der sich entweder auf das geistige Feld - die Null - oder auf sich selbst verläßt.
Viele Menschen glauben an Dinge, die sie nicht sehen.
Wie kommt das?
Weil jeder Mensch magisch veranlagt ist, aber es nicht weiß. Man kann ihm über den Glauben alles suggerieren.
Wie ist das möglich?
Weil sein magisch instinktiver Glaube nach diesen Dingen Ausschau hält. Von Psychologen wird gesagt, daß sie ihre Patienten zu allem bringen können. Und sie meinen wirklich "alles".
Ist das nicht beschämend?
Dabei geht es nur darum, wie weit der kräftigere Magier den unbewußten und dadurch schwächeren Magier manipulieren kann und wie der stärkere von der als Anlage im schwächeren vorhandenen, magischen, noch unbewußten Kraft Gebrauch macht.
Die Psychologie unterrichtet die Manipulation mit dieser als Anlage vorhandenen Magie, weshalb Psychologen immer wieder zu Kranken sagen: "Sie müssen einen Glauben suchen!"
Jeder unausgeglichene und dadurch wirklich kranke Mensch hat seinen Glauben verloren. Man kann einem Menschen seinen Glauben wohl zeitlich rauben, aber nicht auf die Dauer. Die Zwischenphasen, also die neurotischen Krankheiten, die zwischen Gesundheit und Geisteskrankheiten liegen, haben ihre Ursache im fehlenden Glauben.
Bringt jemand oder etwas diesem kranken Menschen Glauben bei, dann ist er schon auf dem Wege der Besserung, bleibt aber immer in der Qualität des Glaubens stekken, der ihm übertragen wurde, der dann seine neue Plattform, seine Ausgangsbasis bildet. So bringt die Psychologie den Menschen zurück zu seinem instinktiven Glauben, seinem Ego, was normal ist. Aus diesem Ego heraus beginnt dann das Ganze von vorn: das Abtasten der instinktiven Kräfte und möglicherweise - vor allem bei Neurotikern - wieder das Erwachen eines Glaubens an den Geist in der Welt, in den Menschen, in sich selbst.
Dann beginnt der alte Kampf wieder von vorn. Nicht umsonst findet man unter den spirituellen Suchern so viele Neurotiker, dagegen unter den instinktiv Gläubigen so viele unempfindliche Menschen. Eros (6), die verborgene geistige Schwingung, bringt Unruhe über den Menschen und zwingt ihn, seinen Glauben zu untersuchen, zu verinnerlichen und sich vor allem seines Glaubens bewußt zu werden, damit die Hoffnung keine "Päpstin" (7) wird wie im mittelalterlichen Tarot, sondern die Hohepriesterin des hermetischen Tarot von Memphis (1).
Man kann nur auf die Suche nach dem Geist, nach innerlicher Einweihung und Gnosis gehen auf der Basis des bewußtgewordenen Glaubens; der bewußte Glaube führt als ein Magier den Menschen absolut auf den richtigen Weg. Er braucht nicht unruhig zu sein in der schlechten Bedeutung des Wortes, also an dem Glaubensgrund zu zweifeln. Man kann wohl an der Ausdrucksweise eines Glaubens zweifeln, aber man sollte ihn sich niemals rauben lassen oder gar versuchen, ihn zu zerstören, zu vernichten. Verbitterte Menschen vernichten langsam aber sicher ihren Glaubensgrund. Meist ist ein verbittertes Herz die Ursache für Leere, die zur Selbstvernichtung, Freudlosigkeit, Geistlosigkeit und oftmals zu ernster Degeneration führt.
Im Neuen Testament heißt es: "Prüfet aber alles, und das Gute behaltet!" (1. Thess. 5,21)
Diese Worte sind zu einer volkstümlichen Redensart geworden, aber sie sind dennoch eine uralte Mahnung an dich, spiritueller Mensch, das nicht zu verlieren, was du als Gabe mitbekommen hast: deinen Glauben, den festen Glauben an Wunder, was bedeutet, Dinge zu verwirklichen, die dem Ego unmöglich zu sein scheinen - den festen Glauben an das Heilen der Krankheiten und das Heiligen der Unheiligkeit durch den Geist, durch den geistigen Glauben oder die geistige Kraft des Magiers.
"Alle Dinge sind möglich dem, der glaubt!" (Mark. 9,23)
Wenn der Magier des ägyptischen Tarot nicht an das Kommen der Hohepriesterin glauben würde, mit der er in seiner Imagination eins werden muß, dann wäre der ganze Einweihungsweg für ihn unmöglich. Wenn der Glaube nicht die Hoffnung herbeiruft, glaubt man nicht, sondern vegetiert nur aufgrund des Echos einer Glaubenstat. Glauben kann man niemand aufschwatzen, sondern er ist im Menschen. Seine Taten, seine Worte, seine Gedanken beweisen, woran er glaubt und ob er dadurch mitwirkt an der Verdammung von Welt und Menschheit oder an ihrer Genesung und der Erweckung der Weltseele (8).
Niemand kann dem Menschen sagen, woran er glauben soll!
Folgen Sie dem Drang Ihres Herzens! Lauschen Sie mit Ihren inneren Sinnesorganen und warten Sie, bis Sie spüren, daß die Hoffnung, die magische Vorstellungskraft, auf den Ruf Ihres Glaubens näherkommt, und führen Sie die beiden zusammen: den Glauben und die geistige Imagination, und hegen und pflegen Sie dann ehrfurchtsvoll die Frucht, die diese beiden erzeugen; denn sie ist das Ziel ihres Lebens.
Lassen Sie sich alles nehmen, ohne darüber zu trauern, aber kämpfen Sie um Ihren Glauben; behalten Sie dieses Gut, das in Ihnen ist. Wenn nämlich ein Mensch wirklich das spirituelle Wesen ist, das er zu sein meint, dann ist sein Glaube eine schöne, kräftige Pflanze, die aus dem Samen in seiner Seele hervorsprießt. Sie selbst sind dann der Stein, aus dem das Haus "Sancti Spiritus" (9) gebaut wird - ein Haus, das nicht aus harter, geistloser Materie besteht, sondern aus der lebendigen MATER MATERIAE, die Ihnen die Hohepriesterin bringt: die Jungfrau-Mutter.