"Ergriffen zu sein, ist atmen mit seinem Herzen."
"Unser ärgster Feind verbirgt sich in unserem Herzen."
Lateinisch, 1. Jahrhundert vor Chr.
Wir sind vertraut geworden mit dem Wort Yoga, obwohl es im Westen auf verschiedene Arten ausgelegt wird. Yoga übersetzt man als Übung; im Osten sagt man "Einspannen", das Einspannen der Sinne, so wie man ein Pferd vor den Wagen spannt.
Yoga hat also in jeder Hinsicht mit Disziplin, Festmachen oder Zwingen zu tun.
Wenn das Pferd nicht will, MUSS es den Wagen ziehen, gezwungen durch Kandare und Geschirr; wenn der Mensch nicht will, MUSS er Yogaübungen machen, um eines bestimmten Zieles willen.
Wenn uns auch in der Schule das Französisch zuwider war, MUSSTEN wir die Vokabeln lernen, sonst hätten wir eine schlechte Note bekommen.
Yoga kann durch Übung zu einer Art Gewöhnung werden, wodurch der Körper sich schließlich übergibt - wie es scheint.
Wenn das Pferd kein Entrinnen sieht, läßt es sich einspannen und träumt indessen von der Weide.
Dasselbe tut der Mensch, wenn er etwas tun MUSS, dem er geistig zu entrinnen trachtet.
Das Vorstellungsvermögen, ebenso der Traum, sind Mittel, um ein Gleichgewicht zwischen Geist und Körper herzustellen.
Es ist begreiflich, daß strenger Yoga den Menschen scheinbar verändert.
Aber er gibt keine Kontrolle über seinen Geist, d.h. über Herz und Seele, die vielleicht völlig andere Dinge wünschen.
Es ist eine Fiktion, der Mensch könne seinen Geist zwingen; das wäre eine Beleidigung für den Begriff: Geist.
Man kann seinen Körper - einschließlich sein Denken terrorisieren, nötigenfalls scheinbar auch sein Herz.
Aber man gewinnt nie völlig Einfluß darauf, weil das Herz protestieren würde durch ein Entrinnen in seine Wunschbilder.
Und wenn dies nicht möglich sein sollte, reagiert der Körper durch Krankheit.
Vor dieser Zeit war das Herz krank, so wie die Seele des Menschen krank wurde.
Wenn ein Teil des menschlichen Organismus gezwungen wird anderen Regeln zu folgen, als denen, die angeboren sind, reagiert er durch ein Versagen seiner Funktionen.
Noch mehr Zwang würde nur die Situation verschlimmern.
Dieses Versagen des menschlichen Organismus nennt man mit einem schönen Wort: Kulturkrankheiten.
Daraus geht hervor, daß unsere Kultur oder unsere Bildung nicht mit dem menschlichen Wesen harmonieren.
Sie harmonieren ebenfalls nicht mit anderen Geschöpfen, wie Tieren, Pflanzen und Mineralen, was jeder bemerken kann.
Es taugt also etwas in unserem Zusammenleben nicht.
Nun, um dies zu beheben, wurde eine Art Yoga-Methode erfunden, die im Westen enorme Formen angenommen hat.
Der Yoga der Verpflichtungen wegen, wodurch sich das menschliche Wesen scheinbar verändert, mit allen damit verbundenen Konsequenzen.
Yoga ist nämlich Üben, bis man sich daran gewöhnt hat.
Dasselbe kann man aber auch umgekehrt tun.
Wenn man jahrelang verkehrte Gewohnheiten angenommen hat, kan man zurück-üben, um die alten, besseren Gewohnheiten wieder anzunehmen.
Auch dies geschieht täglich.
Das nennt man heilsamen Yoga.
Wenn jemand gestreßt ist, muß er üben, entspannt zu werden.
In Wirklichkeit ist es eine verkehrte Welt.
Wenn man sich nicht mehr spontan entspannen kann, so ist dies bereits eine Krankheitserscheinung.
Dem menschlichen Wesen wurde zu lange Gewalt angetan.
Gewalt ist in jeder Hinsicht schlecht.
Gewalt ist die Folge einer extremen Notsituation, auch in der Natur.
Lang anhaltende, verkappte, systematische Gewalt ist fatal und sorgt für schleichende, tödliche Erkrankungen von Körper und Seele.
Auch in unsere Religionen schleichen sich diese systematischen Gewaltanwendungen ein als eine Art Yoga, "das Einspannen der unwilligen Pferde".
Es geht sogar so weit, daß man sich dermaßen daran gewöhnt hat, daß man vergißt, daß es so etwas gibt wie Spontaneität, Freiwilligkeit, Liebe.
Die freiwilligen Anstrengungen treten heute wieder durch eine Notsituation in den Vordergrund.
Man muß sich selbst beschäftigen, weil es zu viel Zeit gibt.
Das ist ein Gezwungenwerden durch die Umstände.
Es ist ein Urgesetz, daß die Umstände einen zwingen, wenn man nicht freiwillig geht.
Nun zwingen die Umstände einen großen Teil der Menschheit zurück auf den Weg der Harmonie mit sich selbst, der Natur und dem Geist; nur weil unser Zusammenleben zerrüttet ist durch Zwang, Muß, ungesunde disharmonische Tätigkeiten oder Verhaltensweisen.
Alles geht immer gut, bis es einem völlig aus der Hand gleitet.
Und dies kann man auf allen Ebenen sehen.
Selbst in seinem eigenen Leben.
Man ist dermaßen desorientiert, daß man weitermacht bis zu einer Bruchstelle.
Manchmal wartet man sogar auf die Bruchstelle und protestiert dann gegen die Folgen, die dies mit sich bringt.
Der Yoga des Herzens besteht dann darin, daß er Methoden des Entrinnens anwendet, spontan, wie auf Eingebung.
Wenn das Herz dies nicht mehr kann, ist man bereits krank, dann steht man an dem Punkt, an dem man nicht mehr genießen, nichts Schönes mehr finden, keine Möglichkeit des Entrinnens sehen kann, weil einen nichts mehr interessiert.
Es ist ein Tiefpunkt in dem menschlichen Bestehen und eine Ursache für Unglücklichsein, und für noch viel mehr.
Ein alter Mensch wird dann auf den Tod warten, ein junger Mensch wird schwer depressiv werden.
Es ist nämlich immer das Licht, der Lichtblitz, der einen rettet, einen aufweckt, einem Aussicht gibt, einen Horizont vorzaubert.
Innerliche Lichtlosigkeit bringt nichts anderes mit sich als das Warten auf den Tod, oder geistiges Wegsinken.
Der Yoga des Herzens ist ein geistiger Yoga des Lichtes.
Das Licht zieht das Herz zu sich, um den Menschen zu trösten.
Es ist eine Möglichkeit, die dem Menschen aus Liebe und Gnade, eingeboren wurde.
Diese kann ihm nur genommen werden, wenn er durch den Yoga der Gewalt sich selbst beschädigt.
Und das tut er leider.
Wenn es Beschädigungen gibt, dann kann man die eingeborenen funktionellen Handlungen nicht mehr vollbringen.
In der Natur und auch im Menschen selbst folgt automatisch die eine organische Funktion auf die andere. Es ist ein kompliziertes, sehr feines Getriebe von Rädchen, die ineinander greifen.
Wenn man ein Rädchen beschädigt, kann es nicht funktionieren, so daß die folgenden Handlungen entweder unmöglich werden oder sich verformen und andere nachteilige Folgen entfesseln.
Hier kann dann nur ein geistiger Eingriff angewandt werden, also eine psychische Hilfe, die man durch einen Freund oder eine Freundin oder durch seinen Glauben erhalten kann.
Ein Freund oder eine Freundin sind oft heilsamer als ein geschulter Fachmann, weil die Freundschaft eine Äußerung der Liebe ist.
Und Liebe heilt sehr viel - wenn nicht alles -, wenn ihr die Kenntnis dabei hilft.
Kenntnis und Liebe sind unentbehrlich, um ein harmonisches Bestehen aufzubauen, das heilsam für Körper und Seele ist.
Das Fehlen eines der beiden oder von beiden macht den Menschen aussichtslos, unglücklich oder krank - was fast dasselbe ist.
Die Alchemie hatte recht, als sie sagte, daß die Kenntnis der Natur den Menschen zum Finden des Goldes bringt.
Geistiges Gold wohlverstanden.
Weil die Urgesetze uns lehren, wie man leben muß, aber auch wie man die Bindung mit dem Kosmos instandhalten kann.
Paracelsus sprach von dem kleinen und dem großen Archäus - als der Seele und der Allseele.
Der kleine Archäus kann ohne den großen nicht bestehen, und wenn der kleine dahinsiecht, siecht all das Lebende mit ihm dahin, sowohl in dem als auch um das Geschöpf herum.
Man sagt, daß der Yoga darauf gerichtet sei, die Bindung mit der Allseele zu verstärken, wiederzufinden oder zu bewahren.
In Wirklichkeit tut er nichts anderes als einen krank gewordenen oder lichtlosen Menschen zu zwingen, sich auf das Licht zu richten.
Dies ist dann die beste Äußerung des Yoga.
Bis daß der betreffende Mensch bemerkt, daß er sich wiederherstellt durch das Wiederfinden des Lichtes und somit weiterhin freiwillig darauf gerichtet bleibt.
Yoga ist dann auch für manche eine gute Lösung bei Depressionen, wobei körperlich und geistig Schmutz weggeräumt wird durch intensivere Atmung, begleitet von Gedankenkonzentrationen auf leuchtende oder friedliche Bilder.
Alles steht und fällt mit dem Wegräumen des Schmutzes.
Das ist körperlich ein "MUSS", aber auch geistig.
Der geistige Schmutz verdunkelt das Licht, der körperliche Schmutz verdunkelt den Körper. Und nun ist es klar erkennbar, daß das eine nicht vom anderen getrennt gesehen werden kann.
In der alternativen Heilkunde ist bekannt, daß körperlicher Schmutz geistige Deformationen verursachen kann, daß aber geistiger Schmutz den Körper dermaßen zerrütten kann, daß ein normales Leben unmöglich wird.
Körper und Seele sind also wirklich nicht voneinander zu trennen.
Wenn man sich innerlich reinigt, nimmt man anders wahr, wird man heller, kann man näher seinem eigenen Wesen kommen, und das Bewußtsein fängt an, intensiver zu arbeiten.
Es ist dasselbe wie bei der Nahrung:
Man kann sich nicht heilig essen, aber Heilige essen wohl anders.
Man kann sich körperlich, organisch, völlig reinigen, aber das heißt nicht, daß man spiritueller wird.
Man wird so spirituell, wie es das Bewußtsein zuläßt.
Man wird wohl heller, man nimmt deutlicher wahr, und das ist bestimmt ein tüchtiger Schritt in die gute Richtung.
Innerliche Verunreinigung hält einen im Morast fest.
Die merkwürdige Tatsache tritt nämlich immer zum Vorschein, indem organisch gereinigte Menschen überempfindlich werden für körperlichen und geistigen Schmutz, also für giftige Worte oder giftige Nahrungsstoffe.
Dinge, die sie sonst nicht wahrgenommen hätten.
Je verunreinigter man ist, desto unempfindlicher wird man, körperlich und geistig. Und wir leben in der Zeit, in welcher Giftstoffe uns von allen Seiten bedrohen.
Widerstand dagegen baut man auf, indem man körperlich und geistig kräftiger wird. Das Immunisieren ist immer eine prozesmäßige Handlung; aber dabei muß ein gut funktionierender Organismus und eine gut funktionierende Seele vorhanden sein.
Wenn nicht, dann folgt unwiderruflich ein "break down". Solange das Herz geistig gut funktioniert, entrinnt es - als eine Verteidigung, denn es will unangreifbar bleiben.
Man darf nicht annehmen, daß das Herz neutral sei.
Kein einziges Herz ist neutral, Neutralität ist eine Yoga-Methode. Das Herz ist auf Liebe eingestellt.
Aber das soll nicht heißen, daß man alle Menschen liebhaben soll.
Das ist eine theoretische Gegebenheit, ein Yoga, der auf Zwang fußt, aus bestimmten theoretischen Einsichten.
Das Herz kennt nur EINE vollkommene Liebe, und die ist gerichtet auf das Licht, wie wir dieses Licht auch nennen mögen. Hat es dieses Licht nicht mehr lieb, dann ist es bereits geistig deformiert.
Denn das Herz eines jeden Geschöpfes wendet sich einem Lichtquell zu, jedes auf seine eigene Weise.
Denn von dort kommt das Leben.
Bei der Seele ist dies noch intensiver, weil die Seele den geistigen Quell hinter der Sonne sucht.
Der Yoga des Herzens ist also ein eingeborener Yoga, an dem es spontan, automatisch teilnimmt.
Ein spirituelles Wesen läßt sich freiwillig - aus Liebe also, einspannen vor den Wagen des Siebengestirns oder den Wagen von David, wie die kosmischen Überlieferungen berichten.
Durch die ganze Geschichte hin - vor allem die Ketzergeschichte, sieht man, wie die Ketzer entrannen, indem sie ihrem Herzen folgten, ihrer Liebe zu ihrer Überzeugung Ausdruck verliehen usw.
Wenn man in diesem Leben etwas tut, worin man das Herz begraben hat, kann man glücklich werden, WENN das Interesse oder das Werk das Herz tröstet, bereichert oder erhebt.
Wenn nicht, dann wird man unglücklich oder krank.
Das Herz kann nicht leben ohne Licht; und das Licht befindet sich immer bei oder in demjenigen, der das Herz liebhat.
Manchmal kann man sich irren und folgt einem falschen Licht, wie es in der Pistis Sophia beschrieben wird, oder wie es über diesem Vortrag steht: dann schlüpft der ärgste Feind in das Herz. Aber dann kann man wohl sagen, die Spur verloren zu haben, einer falschen Spur zu folgen bis zu einer Bruchstelle.
Dann ist man jemand, der durch Schaden und Schande lernt und vorher keinem weisen Rat folgt; dem Rat des Gewissens oder/und der Intuition.
Dann ist man völlig verstopft - durch Schmutz.
Dem Schmutz von Enttäuschungen oder Bitterkeit, dem Schmutz von Sorgen und Ängsten, auch dem Schmutz von schlechter Nahrung.
Denn das eine hängt mit dem anderen zusammen.
Alles beginnt mit dem Geist.
Es ist unmöglich, ungestraft das eine denken und das andere tun zu können.
Das verursacht eine Spaltung, wie Hippokrates, Paracelsus und alle Heiler und Botschafter es bezeugten.
Denn, ob man nun ein Heiler des Körpers oder ein Heiler der Seele ist, ist einerlei, man muß immer beide in Betracht ziehen.
Letztendlich kommt man immer wieder zurück auf das Loswickeln des wahren Menschen.
Dem sich Ent-wickeln, so daß der Entwickelte selbst urteilen, heller reagieren kann.
Und der irdische Mensch wird vorangehen auf seinem Lebensweg. Ob man dabei die Hilfe von anderen braucht, muß man selbst beurteilen.
Es besteht jedoch immer das Risiko, daß man dann wieder verwickelt wird in andere Belastungen.
Jeder Mensch muß nämlich seinem eigenen Prozeß folgen.
Dabei kann man wohl Rat empfangen.
Man kann informiert werden, aber niemand kann es für einen tun. Ebensowenig wird der eigene Weg der des Nächsten sein.
Der Mensch ist noch immer ein individuelles Wesen und jede Seele ist anders.
Um mit Pythagoras zu sagen: die Erinnerung der Seele unterscheidet sie von einer anderen Seele.
Und auf die Erinnerung soll sich jedes Wesen basieren, es gibt kein anderes Fundament.
Um die Erinnerung heller zu machen, wird man sich reinigen müssen, organisch, körperlich und geistig.
Aber die Reinigung macht einen nicht heilig, sie tut nur das, was sie bezweckt: heller werden.
Niemand von uns kann heller denken, wenn unser Organismus verschmutzt ist, ganz abgesehen davon, wenn man geistige Verschmutzung durch jahrelangen dogmatischen Zwang hinter sich hat.
Unser Lehen besteht größtenteils aus einem sich Loswickeln aus unnützen Belastungen. Aber wenn man damit sein ganzes Leben vertut, dann hat man seine Zeit vorbeigehen lassen.
Dann werden Gottes Mühlen langsam mahlen, wiewohl zweckdienlich.
Die Hauptsache ist natürlich, DASS man sich entwickelt.
Und sie, die sich loswickeln, werden wirklich anders - bis in die tiefste Tiefe ihres Wesens und begnügen sich nicht mit Schein, denn auch aus dem Schein müssen sie sich wieder loswickeln.
Das Leben ist - für den inneren Menschen - EINE große abenteuerliche Reise auf dem Rückweg zu seinem ursprünglichen Zuhause.
Und wenn man den Reiz dieses großen Abenteuers nicht mehr fühlt, ist es schlecht um einen bestellt.
Dann befindet man sich im Schlafwagen.
Denn was ist fesselnder, als die Erfahrung des Wiedererkennens, des Wiedererkennens des Lichtes seines ursprünglichen Zuhauses.
Solch eine Erfahrung erfüllt den Menschen mit Freude, mit Mut und mit Ausdauer, denn was er verloren hat, findet er bestimmt wieder.
Der eine findet es bald, der andere später, aber wiederfinden werden es alle, weil die Gesetze des Lichtes auf folgendem Prinzip fußen: "Führe sie zurück zu Meinem Licht, die einst daraus fortgingen!"
Dies klingt kirchlich-christlich, aber in Wirklichkeit ist es ein Urgesetz, dem niemand entkommt, der einst auf der Erde suchte, was er in seinem Lichtreich zurückließ.
Sie, die diese Worte erkennen, sollen nicht aufhören zu suchen und nie ihre Reise zu den Höhen abbrechen.
Möge Ihre weitere Reise gesegnet sein!