X. Ansprache

Fünfter und sechster Schlüssel 


Wenn der Mensch von der Spiritualität berührt worden ist, d.h. von dem Geist, muß darauf unwiderruflich das folgen, was der hermetische Weise sagt: die Erde, das Wasser und das Feuer müssen zusammenschmelzen und ein Körper werden. 

Aus dem Ego, der Seele und dem Geist wird das Brot des Lebens gebildet. 

Das Ego - die Erde - muß knetbar sein, so daß Wasser und Feuer es vollkommen durchdringen können. 

Erst wenn diese drei Elemente einen Körper bilden, kann man von einem Neuen Körper sprechen. 

Vor dieser Zeit sind die Bestandteile vorhanden, aber der Knetprozeß muß noch beginnen. 

Das Ego kann niemals geknetet werden, bevor nicht Wasser und Feuer in genügendem Maße zugeführt wurden - so wie der Bäcker Sauerteig und Wasser nötig hat, um aus dem Mehl ein gutes Brot machen zu können. 

Viele versuchen, das Mehl oder die Erde zu kneten, bevor die Seele oder das Wasser zugefügt wurde, was immer auf einen Mißerfolg hinausläuft. 

Das Wasser - die Seele - ist das unentbehrliche Element, wodurch sich das Ego fügt. 

Es fügt sich um des Endprozesses willen: das Lebensbrot. 

Wenn keine Seele anwesend ist, hat das sich-Fügen keinen Sinn. 

Deshalb bleibt das Ego ohne Seele, von anderen Egos getrennt, es ist kein zusammenfügender Bestandteil vorhanden. 

Wenn Sie und ich in unserem Ego eingeschlossen bleiben, werden wir einander niemals verstehen; wir müssen uns über die spirituelle Schwingung näherkommen, die das Ego durchbricht. 

Wenn wir beide, Sie und ich, uns zu der Spiritualität hingezogen fühlen, können wir dadurch die Unterschiede zwischen unseren Egos vergessen, WENN unser Ego nicht krankhaft egozentrisch geworden ist. 

Aber dann ist natürlich auch Spiritualität eine Farce. 

Vom spirituellen Menschen darf erwartet werden, daß er sich selbst um der Spiritualität willen vergessen will. 

Wenn nicht, dann sollte er lieber den alten breiten Weg gehen, denn er wird für sich selbst zu einem Peiniger. 

Der, welcher sich selbst nicht eingestehen will, daß er sich eigentlich nach den Genüssen der Materie sehnt anstatt nach der Strenge des Geistes, vergeudet sinnlos seine Zeit. 

Er hält sich selbst auf, auf seinem Lebensweg. 

Schein-Spiritualität ist Selbstbetrug, unterdessen wird man innerlich zerrissen. 

Die Spiritualität ist für den Menschen erst dann Wirklichkeit geworden, wenn er gegen seine Intuition und sein Gewissen nicht mehr sündigen kann, weil es ihn innerlich verletzt. 

Intuitiv wird fast jeder von uns wissen, daß unser tägliches Leben eigentlich ein Kompromiß ist zwischen Geist und Ego, um die Seele einigermaßen zufriedenzustellen. 

Es steht täglich so viel zwischen der Spiritualität und uns selbst, daß wir uns zwingen müssen, Zeit für den Geist zu erübrigen. 

Kommen dann noch Spannungen dazu, dann ist sogar unser Organismus nicht mehr imstande, sich aus dem Griff der Materie zu erheben. 

Spiritualität ist jedoch kein Träumen - ein Meditieren in der freien Natur und ein Überlegen, ob und wie wir handeln müßten.

Spiritualität ist Gärung. 

Wie die hermetische Weisheit sagt: das Brot muß in dem Feuer erwärmt werden und es muß gären. 

Durch träumen und meditieren gären Sie innerlich nicht. 

Sie gären erst, wenn Ihr Ego angegriffen wird oder wenn die Maske weggerissen wird. 

Gärung ist niemals eine Explosion, wodurch das Material auseinander birst - aber es ist eine alles durchgrabende Wirksamkeit, die unseren Organismus ergreift. 

Wenn die eingeborenen Sieben Wirklichkeiten frei kommen sollen, dann muß diese Gärung über das Blut in uns stattfinden - wir erfahren eine Veränderung, weil etwas in uns nach oben kommt, das lebenslang vergraben gewesen ist. 

Der Gärungsprozeß ist ein langsamer Prozeß, es ist ein Umdrehen, und dann ist es, als ob neue Erinnerungen auf den Menschen zukommen. 

Sie sind im Begriff, der Gesellschaft anders gegenüberzustehen. 

Sie entdecken, daß das, was Sie von Jugend an gelernt haben, nicht übereinstimmt mit dem, was Sie innerlich als richtig erkennen. 

Alles läuft entgegen Ihrer intuitiven Überzeugung. 

Sie werden ein Außenstehender, ein Fremder. 

In Ihrer Jugend war Ihnen das vielleicht nicht bewußt, wenn Sie erwachsen sind, wird Ihnen das bewußt. 

Und dann kommt Ihnen langsam aber sicher der Gedanke, daß es vielleicht mehrere gibt, die so denken. 

Denn ist nicht das, was innerhalb der Gesellschaft geschieht, ungerecht, nutzlos und absolut seelentötend? 

Ist nicht der gesamte Aufbau von Welt und Gesellschaft eingestellt auf Fressen und Gefressenwerden, dem Gesetz des Egos. 

Wird nicht auch der spirituelle Mensch darin mitgeschleift - und ist er nicht seiner Lebenskraft beraubt, bevor er sich dies klargemacht hat? 

Werden wir nicht ununterbrochen von dem siebenköpfigen Drachen der Todsünden gefressen, der uns in seinem Griff hält? 

Wieviele unter uns werden der Michael, der geflügelte Löwe, der Ritter, der den Drachen entthront? 

Ist nicht unser Leben eine große Flucht vor dem giftigen Atem; dieses Monstrums? 

Stehen wir nicht mit dem Rücken gegen die Wand, und müssen es geduldig über uns ergehen lassen, wie sein Gift uns einkapselt? 

Unser Denken erlahmt, 

unser Herz ist ermüdet, 

und unsere Träume scheinen zusammenzustürzen. 

Ist es nicht so in dieser modernen, auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung stehenden Zeit? 

Das Böse bekämpft das Böse - Chemie gegen Chemie - die Natur stirbt einen tausendfachen Tod, und der Mensch verliert seinen Glauben. 

Was tut dann der spirituelle Mensch? 

Sagen Sie mir, was tun Sie dabei, in Ihrem persönlichen Leben, um Sie herum, für Ihre Nächsten? 

Dem Mitmenschen einen blauen Dunst vormachen und sagen, daß alles schon nicht so schlimm sei, während Sie wissen, daß es um Seelen geht, und nicht nur um das Weiterbestehen der zeitlichen Natur? 

Sind die Flügel von Intuition und Gewissen stark genug, um Mitmenschen voranzugehen auf einem Weg AUS dem Niedergang heraus? 

Oder erledigen Sie das mit Worten? 

Sie wissen, daß ich persönlich das Bild einer Lebensgemeinschaft vor Augen habe, nicht als eine Flucht, sondern weil ich sicher weiß, 

daß die Menschheit in nicht mehr allzu langer Zeit nicht mehr anders leben können wird als innerhalb bestimmter Gemeinschaften. 

Der Mensch muß sich gegen sich selbst beschirmen. 

Bis jetzt tat er dies, indem er seinen Mitmenschen ausrottete (ausbeutete), wodurch er meinte, einen größeren Anteil an Wohlstand zu erlangen. 

Aber es kommt ein Augenblick, da sich die Opfer auflehnen: die Lethargie großer Menschheitsgruppen geht vorbei. 

Das Rad dreht sich, und die Kehrseite wird sichtbar. 

Es gibt kein Entkommen mehr als über die 

Flügel der Seele. 

Weil der Mensch allmählich die abscheuliche Wirklichkeit sieht und sein Denken damit gefüllt wird und er sich so von innen heraus krank macht. 

Bis jetzt versuchte der einzelne der Wirklichkeit mit Hilfe der Spiritualität zu entfliehen, und andere Gruppen wurden von ihren Führern in eine rosarote Unwirklichkeit geführt, damit sie NICHT erwachen sollten. 

Der schwarze Rabe zeigt sich denn auch von seiner raubsüchtigsten Seite und die Taube, die kämpfen will, wird getötet, nur die Taube, die den Himmeln entgegenfliegt findet wieder ein neues Land. 

Die Taube flieht, weil sie nicht in das Land des Raben gehört; niemals aus Angst flieht sie, sondern aus Weisheit. 

Eine verwundete und Kraft verlierende Taube findet den Weg zu den Himmeln nicht mehr - ihren Flügeln fehlt die Kraft. 

So ist es auch mit Ihnen. 

Vielen von Ihnen fehlt die Kraft, ihre Flügel zu den Himmeln auszubreiten und darum verbleiben Sie denn auch unter der Beschirmung der Horde der Dschungeltiere. 

Sie sprechen zwar über die Himmel, aber es sind nur gehörte und nachgeplapperte Klänge - sie lesen über die Himmel und meditieren, aber sie breiten nicht ihre Flügel aus, weil ihnen der Mut der königlichen Rasse fehlt. 

Ihr Mut ist der Mut des Dschungel-Löwen. 

Er kämpft aus Eigennutz, aus Ego-Trieb. 

Wenn Sie diesen Kampf beenden würden, würden Sie das Rauschen Ihrer eigenen Flügel hören können. 

Michael, der Ritter, kämpft nur, um andere zu befreien.  

Prometheus ging das Feuer holen, um anderen zu helfen, und der spirituelle Mensch wählt den Weg von Intuition und Gewissen, um anderen zu zeigen, daß es diesen Weg GIBT. 

Denn da, wo kein Beweis geliefert wird, dort verblaßt der Glaube. 

Da, wo der Mensch von vornherein annimmt, daß niemand solch einen Weg gehen kann, fehlt des grundsätzliche Bestandteil: das UR-Wissen, das aus dem Lebensfeuer des Geistes stammt. 

Die Intuition ist bereit, sich von dem Gewissen tragen zu lassen - sie sind nicht voneinander zu trennen, so wie zwei Flügel. 

Wenn Intuition die Antwort des Ur-wissens empfängt, dann erhebt sie sich, und gemeinsam bilden sie dann einen Flügelschlag. 

Viele Menschen können manchmal gemeinsam von den Flügeln eines Menschen getragen werden: seine Intuition und sein Ur-wissen sind stark und kräftig und tragen andere über die wirbelnde Lebenssee. 

Sie kennen dieses Bild aus den Legenden doch? 

Wenn der Mensch - allein mit sich selbst - ehrlich gegenüber sich selbst, sich vor das Tribunal von Intuition und Gewissen stellt, hört er das Urteil über sich selbst. 

Und dann kann er wissen, wie es mit ihm bestellt ist und wie er seinen Weg weitergehen muß. 

Er wird dann auch wissen, daß er eine Entscheidung treffen muß, sich mit der Welt bis an das fatale Ende selbst befriedigen oder außerhalb des Gesetzes der Welt einer anderen Welt folgen, wofür er dann Verantwortung und Risiken auf sich nehmen muß. 

Zwischen Gott und dem Lichtsohn gibt es keine Versicherungsagenten, es gibt nur Ja oder Nein. 

Es wimmelt in der Welt von Stellvertretern Gottes, nur: Gott hat sie nicht angestellt und er bezahlt sie auch nicht aus. 

Wenn Sie an einen Rückweg glauben und an eine Allgegenwärtige Kraft, aus der das Atom der Seele einmal herausexplodiert ist, dann müssen Sie doch beweisen, daß es möglich und vor allem Bedingung ist, das innere Gesetz dieses Atoms der Seele anzunehmen und in die Tat umzusetzen. 

Eine hohe Moral ist selbstverständlich, aber NIEMALS ausreichend, 

um in diesen Ur-Lichtsohn verwandelt zu werden. 

Dann gibt es noch den Auftrag, vorzugehen, so wie Michael, so wie Prometheus, so wie der Pelikan und der Phönix. 

Wenn ich persönlich Ihnen sage, daß in nächster Zukunft nur eine spirituelle Lebensgemeinschaft Möglichkeiten für eine spirituelle Verwirklichung besitzt, dann kommt der Augenblick, da ich auf diese Worte hin geprüft werde, und ich WEISS dies. 

In einem solchen Augenblick muß der Sprecher BEWEISEN, ein Verwirklicher zu sein. 

So ist es mit allem, was Sie sagen. 

Sie werden bei Ihrem Wort genommen. 

Das ist ein inneres Gesetz. 

Bei der Vollziehung dieses Gesetzes fallen viele. 

Prometheus - der Voraussehende - wußte, was seiner wartete und doch vollbrachte er seine Aufgabe, weil es keine andere Möglichkeit gab. 

Es kommt ein Augenblick in einem Menschenleben, wo keine Rede mehr von einem Wollen oder Können ist, sondern nur von einem MÜSSEN. 

So sehe ich es auch mit einer Lebensgemeinschaft. 

Es wird bald die Rede von einem MÜSSEN sein, aber dann stellt sich die Frage, ob diejenigen, die wollen, für die Verantwortung und die Gefahren bereit sind. 

Prometheus konnte es sich nicht erlauben, zu scheitern, es wurde auf ihn gewartet. 

Wir können uns nicht erlauben, die Zeit mit unnützem Geschwätz, Haarspaltereien und Mißverständnissen zwischen den Egos zu vertun.  Es wird, heißer als Sie denken, auf die Verwirklichung unserer Idee gewartet.

Nicht als ein horizontaler Plan - flüchtend aus einer Gesellschaft - protestierend gegen die Egozentrizität dieser Gesellschaft - sondern als eine Verwirklichung des Weges der Flügel. 

Wenn der Mensch weitergeht entlang den Richtlinien von Intuition und Gewissen, dann findet er sich selbst wieder. 

Den, der er war, bevor der Lichtsohn seine eigenen Kinder verschlang? 

Wir sagen Ihnen: Der, welcher die Flügel von Intuition und Ge(Ur-)wissen hat, er findet den wieder, der er war, und Den, aus dem er hervorkam. 

Auf den Wassern der reinen Intuition treibt der weiße Schwan der Seele der Küste des Neuen Landes zu - zielbewußt und edel - weil er WEISS, wo sich diese Küste befindet. 

Wenn die Intuition Sie mit dem Urwissen verbindet, werden Sie gleich Prometheus: 

Sie SEHEN, was Sie dann tun MÜSSEN - und Sie TUN es, weil Ihre königliche Abstammung Sie dazu verpflichtet. 

Derartige sind stark genug, um die Arche zu bauen, die der Aurora entgegenfährt. 

Es werden wenige sein, aber ihre "kleine Kraft" überwindet die Unwissenheit von Goliath. 

Diese "kleine Kraft" beweist sich immer in Wundern, nicht wahr? 

Es ist das Vorrecht des reinen Lichtsohns, daß er die Wunder als Wirklichkeit sieht! 

Wer es verstehen kann, verstehe es!

©1970-2013 Henk und Mia Leene