Das sich bewegende Feuer

Der Weissdorn

Wer Freude und Leid mit einem Lächeln begrüßt, kennt ihren Nutzen.

Entschuldigungen sind immer mit Unwahrheit vermischt.

Wenn die Flamme des Willens und der Einbildung ruhig brennen und durch keinen einzigen Orkan mehr gelöscht werden kann, kommt eine dritte Feuerprobe, die den Pilger in bezug auf seine innere Unbeweglichkeit prüfen wird. 

Im geduldig gewordenen Willen ruht die Energie; in der gestaltenden Einbildung bleibt die Energie konzentriert. Und beide Funken haben bewiesen, aus dem großen geistigen kosmischen Feuer hervorgebracht worden zu sein, da sie jedem Angriff von innen und von außen gewachsen waren. 

Nun sind diese beiden Funken im Begriff, einander in der Prüfung des sich bewegenden Feuers zu nähern. Dies ist eine riskante Erfahrung, denn eine unreine Einbildung kann den Willen aufpeitschen zu destruktiver Aktivität; und der Wille kann die Einbildung in lose Bilder auseinanderfallen lassen, die den beginnenden Pilger wie Dämonen beherrschen und ihn von seinem einmal gefaßten Entschluß abweichen lassen können, mehr noch, die ihn zu einer lächerlichen und beklagenswerten Kreatur machen können. 

Ein Beispiel hierfür ist die auf einem Willenstraining beruhende Meditation. 

Jeder Prometheusmensch wird dieser Möglichkeit, gleichsam als einer Prüfung, auf seinem Weg begegnen. 

Die alten Griechen nannten dies: Pluto begegnen. Pluto zu begegnen, ist wie die Konfrontation mit einem innewohnenden Dämon, der seine Freude daran hat, zwei Mächte gegeneinander auszuspielen. 

Wer kennt eine solche Erfahrung nicht? 

Pluto suggeriert diesen Menschen, daß nun "endlich etwas passieren müsse", daß alles, was zuvor geschah, nichts als abstrakte Sinnestäuschung war und daß man nach all den inneren Erwägungen und schönen Bildern doch eigentlich etwas in der Hand haben müsse. Fürwahr, ein ausgezeichneter Anstoß für den Willen, um in Aktion zu kommen! 

Eine sehr verführerische Suggestion für den Ego-Willen des hochmütigen Lichtsohns, der eine Welt nach Gottes Ebenbild erschaffen will, und zwar hier und jetzt. 

Ein wahrer Judasfall! 

Sobald sich die Flammen der Einbildung und des Willens aufeinander zubewegen, bemerkt der Pilger, wie in ihm eine erhöhte Energie entsteht, auf die er leidenschaftlich gern reagieren möchte, indem er etwas Konkretes vollbringt. Etwas, das seine Mitmenschen bemerken können. Etwas, das ihn, Körper und Ego, befriedigen kann. 

Er fühlt sich von dem mächtigen Verlangen beherrscht, das, was er in seiner Einbildung sieht, was er in seinem Herzen wünscht und woran seine Seele sich klammert, durch einen gewaltigen Willensimpuls zu realisieren. 

"Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg", diese Worte werden zu einer irritierenden drängenden Melodie, vor allem, wenn er mit diesem, stets falsch interpretierten, geflügelten Wort von Kindheit an vertraut ist. 

Starkes Wollen ist Gewalttätigkeit, starkes Wünschen ist wie das Suchen nach einer Öffnung in einer scheinbar uneinnehmbaren Mauer von Widerständen. Der Wunsch ist frei, den Willen kann man trainieren und dressieren. 

Das Begehren wurde infolge der fortschreitenden Entgeistigung zu einem Gegenspieler Gottes und dadurch zu einem Fluch für die Sucher. 

Doch es gibt noch eine andere Art von Begehren, nämlich jenes undefinierbare "Begehren des Heils" der Seele, das mit der Begierde des Willens oder irgendeiner krankhaften Naturbegierde nichts zu tun hat. Es hat vielmehr zu tun mit dem Wunsch eines edlen, reinen und geistigen Herzens, das eingebettet liegt in die ätherische Umarmung der Seelendüfte, die aus dem achtfachen Lotus - in der Nähe des organischen Herzens - aufsteigen. 

Kann man nicht durch Düfte getragen werden? 

Können Düfte uns nicht blitzschnell kostbare Erinnerungen heraufbeschwören? 

Nun, die Seele eines edlen Menschen badet sich im Duft ihres ursprünglichen Landes, dessen Bilder auf die Leinwand der edlen Einbildung projiziert werden. 

Solch ein Duft inspiriert das Herz zu einem geistigen Wünschen und veranlaßt den Ego-Willen zu Anbetung und wird bei der dritten Feuerprobe die Geduld aus ihren Fesseln befreien, auf daß sie den Willen und die Einbildung vereinige. 

Der Auftrag des Prometheusmenschen heißt hier: Warten. 

Warten, bis er "bis in Herz und Nieren" geprüft ist. Ob er in der Lage sein wird, dieses Himmelsfeuer mit seiner unirdischen Energie auszutragen und dadurch das Wort in Tat umzusetzen, und ob er dadurch nicht den Rückschlag des Zu-hoch-Greifens empfängt, wodurch er sich der Vernichtung durch den Dämonismus aussetzt. Der Dämonismus, der sich über eine oder mehrere Ursünden äußert, denen dieser hingeopferte Prometheusmensch so beseelt dient. 

Sind diese nicht überall auf der Welt zu erkennen, und vor allem im Zusammenhang mit geistigen, okkulten oder religiösen Experimenten? 

Zeugen nicht auch die Ketzer-, Hexen- und sonstigen religiösen Verfolgungen hiervon? 

Diese Feuerprobe bringt den Realitätssinn des Pilgers nach oben und läßt ihn sich selbst als einen sehen, der bereits etwas erreicht hat: einen demütigen Willen, ein beseeltes Herz, eine ekstatische Seele und eine reiche Einbildung. 

Doch er könnte vergessen, daß diese Qualitäten von der einen Minute auf die andere umschlagen könnten in Dämonismus. Die Begegnungen zwischen Deus und Dämon sind eine konstante Begleiterscheinung auf diesem Prometheusweg, es sind Erfahrungen, die ein Theoretiker nicht kennen wird. 

Nur die Wertvollen oder Würdigen werden geprüft! 

Je weiter man kommt, je höher man steigt, desto tiefer kann der Fall sein. So wie auch Luzifer aus den Himmeln fiel, doch mußte er hierfür zuallererst ein Himmelssohn sein. 

Erkenne darum, was geschehen wird, blicke wahrlich voraus, erleuchte die Gedanken mit dem Himmelsfeuer und bemerke, wie die Flammen von Wille und Einbildung gegeneinander aufgehetzt werden oder so sehr voneinander getrennt werden, daß ihnen das Lebenselixier ausgeht und sie verlöschen. 

Sei auf deiner Hut, Prometheus! 

Durchschaue die Dämonen, die den Gang eines Prometheus fürchten; denn gerät ihr Spiel durch ihn nicht in Gefahr? 

Ihrer, die einen Prometheus mit Freuden als einen Gleichen begrüßen, sind wenige. Die Nullen, die Unwissenden stürzen sich auf jedes Licht, dessen sie habhaft werden können. 

Doch seine Gefährten sind jene, die ihre Flamme der seinigen hinzufügen, auf daß das Feuer aus den Himmeln sich auf Erden manifestiere als eine Erinnerung und Ermutigung. Den Himmelssöhnen geziemt es, zu den Himmeln zurückzugehen und das Lied und das Feuer durch ihr Zeugnis zu übertragen. Doch darum sind sie selbst nicht das Himmelsfeuer! 

Darum: Möge sich niemand, der diese Situation in seinem Leben kennt, von innen her aufbrechen lassen! 

Bewahre die harmonische Wechselwirkung zwischen Wille und Einbildung und laß das sich bewegende Himmelsfeuer einen inneren Pfad freilegen. 

Gibt es einen anderen Pfad als jenen, welchen der Pilger selbst beginnt? 

Ist dies nicht ein universeller und gleichzeitig individueller Weg, der so schmal ist, daß nur der Einzelne darauf Platz hat? 

Laß das sich bewegende Himmelsfeuer in der inneren Goldenen Mitte ruhen, dort, wo alle Funken sich verlieren können. In dieser Goldenen Mitte kommen alle Energieströme zusammen, um sich der geistigen Energie des Himmelsfeuers zu übergeben. 

Die Flammen werden sich dort, im Himmelsfeuer, regenerieren können und danach fortgehen können zu ihren eigenen Orten im Organismus, beladen mit himmlischer Energie. 

Wenn zwölf Flammen brennen, sind alle verborgenen Höhlen erleuchtet und kann sich nirgends mehr ein Dämon aufhalten. Doch stürme jetzt nicht los in einem chaotischen Tatendrang, gerade jetzt nicht, denn die Einheit, die die Vielheit zu einer mächtigen Kraft zusammenbindet, ist in diesem Augenblick im Begriff, sich in der "goldenen Mitte" zu konzentrieren. 

Fange das sich bewegende Feuer auf in der edlen Reinheit des wiedererschaffenen Seelenkleides, auf dem der Name des Lichtsohnes geschrieben steht: 

"Prometheus, er, der sich selbst opfert um des Auftrages des Lichtes willen." 

Das sich bewegende Feuer wird durch das ganze Wesen hindurch auf die Suche nach seinen Funken gehen, alle Organe heilend, Herz und Seele reinigend, heiligend, den Willen dermaßen überwältigend, daß dieser sich freiwillig niederbeugt im schweigenden Gebet der Übergabe. 

Um den Stamm, der uns aufgerichtet hält zu den Himmeln, winden sich die Schlangen Ida und Pingala, Boaz und Jachin im Bilde der 8, das die Wiederverbindung von Himmel und Erde mit Hilfe des Kreuzungspunktes symbolisiert. Das Sonnengeflecht ist ein organisches Abbild dieses Kreuzungspunktes zwischen dem Oben und dem Unten, zwischen Natur und Geist. 

Welcher Mensch kennt nicht die Wirkung oder Reaktion in seinem Sonnengeflecht, wenn er gezwungen wird, Schwingungen aufzunehmen, die in großer Disharmonie zu seinem eigenen Schwingungsfeld stehen? 

Wer kennt nicht die Warnungen des Sonnengeflechtes in Verbindung mit okkulten, mystischen und religiösen Experimenten, die uns eigentlich widerstreben, die wir aber aus dem einen oder anderen Grund doch anstellen? 

Eine Ausnahme hiervon ist natürlich ein beschädigtes Nervensystem, das sein Unterscheidungsvermögen vollkommen verloren hat und davon durch ein abnormales Verhalten der Nieren, den Kontrolleuren des körperlichen Organismus, zeugt. 

Das sich bewegende Feuer erkennt alle Disharmonie und prüft uns so sehr, daß alle unsere Unzulänglichkeiten und Abweichungen klar ans Licht kommen, so daß wir sie nicht mehr negieren können. 

Alle fundamentalen Veränderungen vollziehen sich, wenn man eine doppelte Drei-Einheit erfüllt hat: 

Zuallererst das gleichseitige Dreieck zeichnen von Herz, Wille und Seele. Danach das pythagoräische Dreieck einbrennen von Seele, Herz und Einbildung. Dieses ist die Basis des Göttlichen Verhältnisses oder des Goldenen Schnitts, eine universale Basis, die sowohl natürlich als auch geistig in allen Geschöpfen und in der ganzen Schöpfung zu erkennen ist. 

Um ein Prometheusmensch zu werden, als das Zuhause für eine göttliche Seele, müssen die fundamentalen Voraussetzungen für die göttlichen Verhältnisse erfüllt sein, so wie der Schöpfer Seinem Geschöpf diese göttlichen Verhältnisse mitgab als Zeichen Seiner Hand. 

Wer sollte eine solche Schöpfung als verdammt ansehen?! 

Wer sollte sich selbst oder seine Nächsten verdammen können? 

Verdammt er damit nicht auch die Signatur des Schöpfers? 

Mögen wir bedenken, daß wir alle Merkmale mit uns tragen, denen wir nicht entkommen, wie sehr wir sie auch zu verbergen trachten. Das Innere drückt sich weiterhin, trotz allen Widerstandes, im Äußeren aus. 

Es kommen immer Augenblicke, da wir die Komödie und unsere Maskerade nicht mehr im Griff haben; und dann bricht das Innere nach außen wie ein Vulkan, der zu lange seine Energie zurückgehalten hat. 

So manch einer erschrickt dann zutiefst über seine eigene innere Wahrheit, wenn sich der giftige Lava-Strom aus ihm freimacht und er ohnmächtig zusehen muß, wie dieser alle fruchtbare Erde und schönen Blumen, so mühsam erarbeitet, mit sich reißt. 

Das sich bewegende Feuer verjagt alle Scheinheiligkeit aus jeder Zelle und Faser, aus jedem Atom unseres Organismus, so daß dieser ernsthafte Pilger auf seinem Weg-empor vor eine heillose Überraschung gestellt wird, eine Überraschung, die ihn vom geistigen Olymp in die Tiefen stürzen wird. 

Dann wird er seinen so geliebten Namen verlieren, seine Arbeit wird auseinanderfallen, und er wird wieder zu dem großen Heer der Namenlosen gehören, die durch ihren Trank aus dem Becher des Vergessens den Klang ihres göttlichen Namens vergessen haben. 

Es ist nicht schlimm, auf dem Weg zur verborgenen Weisheit zu straucheln, doch es ist eine Selbstverurteilung, wenn sich der Pilger danach nicht mehr aufrichten kann, weil er alle seine Energie in einer einzigen Explosion wegfließen sah. 

Ist Trieb (Zorn, Leidenschaft) nicht eine der Ursünden, die den leidenschaftlichen Menschen kraftlos macht? 

Kann sich ein ernsthafter geistiger Pilger eine solche Leidenschaft erlauben, ohne sich danach vollkommen entleert zu fühlen? 

Darum bezeichnen die Weisen diesen Pfad-der-Weisheit als schmal: Der Pilger kann sich sehr bald nicht mehr viel erlauben, ohne sich selbst Schaden zuzufügen. 

Und wer sollte sich selbst schaden wollen?! 

Den Unwissenden wird das Böse nicht angerechnet. Doch kann derjenige, der dieses Wissen besitzt, der diese Lebenserfahrungen kennt, noch zu den Unwissenden gerechnet werden? 

Wie lange kann der Wissende so tun, als ob er unschuldig oder unwissend sei, ohne sich selbst zu einem Narren zu machen? Oder zu einem raffinierten Lügner? 

Bis zu dieser dritten Feuerprobe wurden die übereinstimmenden Erfahrungen gesammelt; wieviele einschneidende Lehren waren dabei, wieviele weise Worte wurden aufgenommen, wie oft wurde rebelliert, ehe Begreifen aufleuchten konnte? 

Wer den Ruf zum Werden des Lichtsohns verstanden hat, ist kein unwissender Anfänger mehr, sondern ein Gerufener! 

Ist ein Gerufener nicht dasselbe wie ein Auserwählter? 

Sind jene, die einen Ruf haben, nicht über die Masse hinausgehoben? 

Wer wird diesen Lichtsohn rufen, wenn der Geist dies nicht tut? 

Wer ist ein Gerufener, wenn er nicht den Bedingungen des Gerufenseins genügt? 

Die Herde wird vom Hirten gerufen; aber wer wird den Hirten rufen, wenn der in ihm wohnende Meister dies nicht tut, dessen Stimme ihm von innen und von außen entgegenkommt? 

Einer, der sich selbst ruft, verrät sich durch seine egozentrischen Motive, die sich immer in materiellen Interessen niederschlagen und verhärten. 

Das sich bewegende Feuer prüft den Pilger auch in dieser Beziehung. 

Es wird im Leben eines solchen Pilgers immer der Augenblick kommen, da er wählen muß zwischen materiellem oder geistigem Wohlergehen. Nur die Theoretiker meinen, daß die "Suppe schon nicht so heiß gegessen wird", und negieren die Notwendigkeit der Entscheidung und bemerken nicht, daß sie von dem Augenblick an in einem Kreislauf aufgenommen sind, anstatt einen Weg zu den Höhen zu ersteigen. 

Die Wand des "bis hierher und nicht weiter" hat sie dann umgeben; und sie bemerken dies nicht, bis ein harter, manchmal mitleidloser Zusammenstoß mit dieser Wand ihnen aus dem Traum heraushilft. 

Der vorauswissende Prometheusmensch läßt sich von diesem bewegenden Feuer bis in alle dunklen Winkel seines Wesens reinigen und bewahrt selbst Abstand, sieht zu, welche Unreinheiten vor seinem geistigen Blick ausgemistet werden und lernt daraus seine Lektion. 

Wenn seine egozentrische Selbstbehauptungsenergie auf das sich bewegende Feuer stößt oder die himmlische Energie sein inneres Fundament zersplittert - was bleibt ihm dann noch

übrig? 

Nichts als eine chaotische Verwirrung, als Bruchstücke der Wahrheit, die sich nicht mehr zusammenfügen lassen, oder eine Vielheit und Zersplitterung, die in Herz und Denken Verwirrung stiftet. 

Dann ist das sich bewegende Feuer für diesen Menschen zu einem Urteil geworden. Der Hochmütige wird unsanft auf die geistige Wirklichkeit gestoßen und fühlt die Peitsche des Einen Universellen Meisters. 

Wer wollte behaupten, daß Liebe und Härte sich gegenseitg ausschließen müßten? 

Sind die schlechten Heilmeister nicht jene, die dem Schmerz aus dem Weg gehen? 

Ist Schmerz - körperlich und geistig - nicht eine Mahnung, oftmals eine letzte Mahnung? 

Alle, die den Begriff "Schmerz" aus dem Lehrbuch des Lebens streichen wollen, haben das lebendige Wort von Natur und Geist nicht verstanden. Kein Prometheusmensch wird dem Schmerz aus dem Weg gehen wollen. 

Das dauerhafteste und höchste Glück erwächst aus dem Schmerz der Läuterung. Kein Schmerz, den man sich selbst - weil "Leiden nun mal zum geistigen Weg gehört" - mutwillig zufügt als die Karikatur eines Urgeseztes, sondern der Schmerz, dem man unaufgefordert und um des geistigen Auftrags willen begegnet. 

Eine geistige Verwirklichung besteht aus einer Reihe von Umsetzungsprozessen: Ursünde in Urtugend; Haß in Liebe; Dunkel in Licht; Schmerz in Glück. 

Würde wohl jemand glauben wollen, daß solche einschneidenden Umwandlungen ohne Anstrengung und ohne intensive innere und äußere Erfahrungen vollzogen werden könnten? 

Geborgen in der Umarmung des Himmelsfeuers oder des Lichtes der Lichter, gehen die Glieder der universellen Gemeinschaft der Lichtsöhne ihren schmalen Weg empor; und es wird keine Klage über ihre Lippen kommen. Warum auch? 

Haben sie nicht alles vorausgewußt oder -gesehen? 

Der Pfad-empor läuft immer entlang Abgründen; und wenn nicht genügend geleuchtet wird, kann man sich sehr bald in der Dunkelheit verirren und zu einem Umherschweifenden werden. 

Die direkte Bindung mit dem Licht-der-Lichter behütet den Pilger vor dem Umherirren. Viele nach diesem Weg suchende Menschen meinen, daß sie wahrhaftige Sucher sind. Doch ihr Verhalten stempelt sie zu ziellos Umherirrenden, nicht einmal zu Verirrten. 

Ein Umherirrender genügt sich in seinem Umherirren und -schweifen; ein Verirrter kann unaufhörlich um Hilfe rufen. 

Ist dieser dann nicht begünstigt gegenüber dem Umherirrenden? 

Wenn der innere Kompaß undeutlich geworden ist, gerät das Lebensschiff aus dem Kurs. 

Und worauf wird dieser innere Kompaß gerichtet sein müssen? 

Auf ein Licht, das unveränderlich wahrnehmbar sein wird! Für die Alchemisten war dies symbolisch der Polarstern, ein Fixpunkt für die Schiffe der Meere. 

Ebenso kann man von Gott, Geist, geistigem Lebensbronn, Licht der Lichter sprechen. Das Loslassen dieses geistigen Lebensbronns ist das Resultat der Untauglichkeit des inneren Kompasses. 

Dadurch wird das menschliche Lebensschiff die Beute der Lebenswellen und haltlos hin- und hergeworfen. 

Der Große Architekt erschuf den Menschen mit diesem inneren Kompaß, nach dem sich sowohl der Organismus als auch die Seele richten.

Die Einzigartigkeit des Mysteriums "Mensch" liegt gerade in diesem inneren geistigen Kompaß, der edler ist als der Instinkt der Tiere. 

Jeder natürliche Mensch besitzt Instinkt, obwohl auch dieser in der heutigen Zeit viel von seiner ursprünglichen Qualität verloren hat. Der geistig empfängliche Mensch besitzt eine geistige Richtschnur, die ihm den Weg nach Hause weist. 

Wer seinen inneren Kompaß kennt und mit seiner Hilfe fährt, wird durch die Feuerprobe des sich bewegenden Feuers niemals verwirrt werden, denn der Kompaß ist sein fester Grund. 

Zeugen Verhalten und Taten der Menschen nicht vom Funktionieren oder Nicht-Funktionieren dieses inneren Kompasses? 

Wieviele werden doch beim ersten besten Lebenssturm aus ihrer Bahn geworfen, wobei ihr Lebensschiff in den Fugen zu krachen und Risse aufzuweisen beginnt. 

Die Sicherheit in bezug auf das Ziel und die Beseelung für die Aufgabe befähigen ihn, den Stürmen zu trotzen, wie auch den Spott und Hohn der Angreifer zu negieren. 

Nächstenliebe war mit ein Anlaß, diesen Weg-empor zu besteigen. Doch ihm selbst, Prometheus, widerfährt selten Nächstenliebe auf seinem selbstverleugnenden Weg. 

Niemand kann ihm helfen außer dem Licht; bestenfalls kann ein Mitmensch ihm raten. Doch die Nächstenliebe eines Prometheusmenschen wird sich ausschließlich niederschlagen in Form von Rat, Denkmaterial, Ermutigung und Trost. 

Wer könnte dem Kreuzträger sein Kreuz abnehmen? 

Ein "Nikodemus" ist ein Freund, der vorübergehend Hilfe geben kann, doch der Weg-empor wird weiterhin selbst beschritten werden müssen. 

Wenn sich dieser Pilger entleert fühlt durch die Versuchung, seine Energie in eine andere Richtung zu lenken, einen anderen Weg-nach-oben zu suchen, den Weg zu verkürzen, oder aber eine völlig andere Methode zum Erreichen auszuprobieren, wird er sich selbst zurufen müssen: 

"Sei weise, Prometheus! Sei geduldig! Warte, bis die Wolken verziehen!" 

Es muß Kraft für die folgende Feuerprobe gesammelt werden; es darf kein Funke vergeudet werden. 

Verbirg dich in deinem beseelten Herzen, Prometheus, wo die Liebe der Seele dich tröstet und deine Geduld in einen Mantel von Licht hüllt, auf daß sie stärker werde. 

Wenn dieser Rat befolgt wird, wird eine Erleuchtung im Denken entzündet, und der Wille zieht sich in seinen Schatten zurück. 

Alles auf einem geistigen Weg wird für den Betreffenden zu einer Prüfung, sogar körperliche Schwierigkeiten können dieses werden. 

Gehe bei jeder Konfrontation, bei jeder Prüfung ein in die Ruhe des wahren Nicht-Denkens, Nicht-Wollens und Nicht-Reagierens. Laß die geistige Energie selbst ihren Weg in deinem Wesen suchen und sei ein Zuschauer, einer, der wartet und gewinnt. 

Es kommt immer ein Augenblick, da das Zeichen zur Aktivität gegeben wird; und der aufmerksame und altruistische Prometheusmensch wird das unmittelbar erkennen. Wenn man zu schnell reagieren und handeln will, so bedeutet das, daß ein Mangel an Denken besteht, nicht an Überlegen, sondern an wahrem Denken. 

Die Bilder aus der höheren Einbildung werden durch ihre Farbe, Form und Klang beweisen, ob der Augenblick des Handelns angebrochen ist. Muß man nicht zuallererst einen Plan aufstellen, ehe verwirklicht werden kann? 

Das sich bewegende Feuer tastet das Fundament des Hauses Sancta Spiritus ab und kontrolliert die drei Heiligtümer darin: Becken, Herz und Haupt. Herrscht in allen drei Heiligtümern die große vollkommene Stille? 

Wird nirgends Aggression, Zweifel, Hochmut, Eifersucht geweckt? 

Schaue darum zu, Prometheus, und lasse diese Feuerprobe über dich kommen und lasse den inneren Lichtsohn die Führung in die Hand nehmen, auf daß alles komme, wie es kommen muß!

©1970-2013 Henk und Mia Leene