Der Umgewendete Lebensbaum

In den skandinavischen Mythen, in den östlichen Legenden und im ägyptischen Tarot kennt man die Symbolik von dem umgekehrt Gehängten und dem Baum, der mit den Wurzeln zum Himmel wächst. 

Diese Symbolik ist sehr tiefsinnig; sie stammt aus einer fernen Vergangenheit und ist direkt anzuwenden auf das, was in den sieben Briefen an die sieben Gemeinden geschrieben steht. 

Das Kreuzholz, wohl auch der Lebensbaum genannt, ist das Symbol für die Wirbelsäule, woran der Mensch befestigt ist, und an der der positive und der negative Strom des Lebens, Yin und Yang, auf- und niedersteigen. 

Die Heiligung oder die Heilung des Pilgers auf dem Pfad der Verborgenen Weisheit geschieht über diesen Baum des Lebens oder das Rückenmarksystem, das in engem Kontakt steht mit den spirituell wichtigen Organen im menschlichen Körper. 

Die Seele besitzt im menschlichen Körper sieben Organe oder Kerne, mit denen sie sich selbst einen Seelenkörper schaffen kann. 

Diese spirituellen Kerne werden direkt durch das Rückenmark belebt, das sein Leben aus dem Yin- und dem Yangstrom schöpft. 

Das Rückenmark oder der Lebensbaum ist unentbehrlich für die Aufnahme der göttlichen Schwingungen, die aus der ursprünglichen Gottesnatur zur Menschheit kommen. 

Diese hohen Schwingungen "verändern" den Menschen und können in Zusammenhang mit den sieben Chakras oder Gemeinden ein Seelenwesen aus ihm machen. 

Diese "Veränderung" oder "Umwendung" bezieht sich auf das Umgekehrt-Gehängtwerden an das Kreuzholz oder den Lebensbaum. 

Im Moment der Umwendung steht der Mensch mit den "Wurzeln zum Himmel", wie die östliche Weisheit lehrt. 

Die Gemeinde Ephesus, die sich als Atem das Rückenmark entlang bewegt und ihre Schwingungen durch den ganzen Körper sendet, muß sich im Haupt befinden, d.h. an der Spitze ihres Aufsteigens stehen, wenn das Schöpferische Wort nach außen gebracht werden soll. 

Hierauf vollzieht sich die umwendende Bewegung: das Becken mit den saturnalen acht Öffnungen des Heiligbeins kommt nach oben, und das Haupt wendet sich zur Erde. 

Saturnus, der als Herrscher des Heiligbeins die erste Berührung empfing, wird nun der Letzte, er, der die achtfache Pforte öffnet. 

Nun ist der irdische Mensch wahrlich gekreuzigt, aber der Christus, der Seelen-Mensch, steht als ein Beseelender aufrecht hinter dem gekreuzigten irdischen Jesus-Menschen. 

Das Becken des irdischen Menschen fällt so mit dem Haupt des Christus-Menschen zusammen. 

Es hängen in Wahrheit zwei Wesen an dem Kreuzholz oder dem Lebensbaum: der irdische, ich-geborene Mensch, der äußere Jesus, der durch die Menge gesehen wird (siehe: die gnostische Kreuzigung des Johannes *), und der Christus-Mensch, der innere Seelen-Mensch, ein leuchtendes Wesen. 

Dieses nun ist die symbolische Bedeutung der Abbildung des umgekehrt Gehängten. 

Ephesus, das Grenzland, befindet sich sowohl im Becken als auch im Haupt.  Man geht über Ephesus in das Paradies ein und aus; es bildet den Durchgang. 

Das Heiligbein ist im Laufe der Zeiten durch die saturnale Versteinerung zu einem Ganzen verwachsen, doch es hat in Wirklichkeit acht Öffnungen. Sobald der Ich-Mensch umgekehrt an dem Kreuzholz hängt, also sobald das schöpferische Wort des Lebens die Umwendung vollzogen hat, bläst der leuchtende Christus die Acht Seligpreisungen durch die acht Öffnungen des Heiligbeins. 

So ist die Vereinigung von Stoff, Seele und Gottes Geist eine Tatsache geworden. 

Der heilige Siebenklang als das schöpferische Wort zum Leben passiert die sieben Halswirbel, wonach die Siebenheit ihre Krönung in der Achtheit findet, den Seligpreisungen Christi. 

Der Übergang von der siebenfältigen Heiligkeit zur tatsächlichen Achtfältigkeit der Seligpreisungen (und auch der des Buddha) ist die wirkliche Transfiguration oder Umwendung, worüber in so vielen Büchern geschrieben wurde. 

Alle religiösen Lehren, die sich zu vervollkommnen suchen in der Beleuchtung der Siebenheit, schließen sich innerhalb der saturnalen Umarmung der sieben Dämonen ab. 

Der Durchbruch, wie dieser in der Aquarius-Ära eingestrahlt wird, kann diese erstarrten Anbeter der Siebenheit nicht mehr erreichen. 

Die Heiligkeit der Siebenheit ist für sie zu einer Unheiligkeit geworden, und Saturnus, als der innere mikrokosmische und organische und der äußere kosmische Wächter, bleibt für sie Satanael, der den bleiernen Panzer trägt und diesen nicht abwirft, bevor er das eine schöpferische Losungswort nicht vernommen hat. 

Saturnus wird hier der Fährmann des Todes, der den Styx befährt, und der nur durch Hermes (oder Mercurius), den Herrscher der Kehle, regiert werden kann. 

Die Lehren, die die Siebenfältigkeit als höchste Ansicht bringen, suchen auf allerlei Art Trost für das enttäuschte menschliche Ich, das den spirituellen Durchbruch zur spirituellen Abstraktion und dem Johanneischen Evangelium nicht vollbringen kann. 

Der Weg der Acht Seligpreisungen ist ein mittelpunktfliehender Weg, vom Ich aus gesehen. Der siebenfältige Tröster hat den Auftrag, die Seele zu trösten und diese von den Berührungen des Ichs und seiner verkrampften und entheiligten Siebenfältigkeit zu lösen. 

Der tröstende Geist lockt sozusagen mit den Schwingungen des Allerhöchsten die Seele aus der saturnalen Ummauerung. 

Sie wird aus der zeitlichen Siebenheit emporgezogen bis in die Seelen-Sphäre der Achtfältigkeit. 

Darum hängt der Pilger umgekehrt am Lebensbaum: das Ich kommt an Saturnus, dem Grenzwächter, nicht vorbei, doch es "stirbt", ehe die Seele die Pforte durchschreitet und DAS Leben findet. 

Diese tiefsinnige "Umwendung" spricht niemals das Ich an, sie zwingt das Ich nicht zu unmöglichen Taten; aber der Weg des inneren Stillwerdens kann praktiziert werden, um das innere saturnale Blei unter der Einstrahlung der höchsten Schwingungen zur alchimischen Umsetzung zu bringen. 

Das Nicht-Sein ist die höchste Verwirklichung innerhalb der tröstenden Anwesenheit des Siebengeistes. 

Der Tröster verhilft dem Pilger zu diesem Zustand des Nicht Seins mittels der "Bekehrung" der sieben Gemeinden oder Chakren . 

Die Kandidaten, die die tröstende Arbeit des Siebengeistes selbst in die Hand nehmen und sich durch allerlei Methoden zu einer Schein-Spiritualität zwingen, machen sich selbst geisteskrank, werden aber niemals eine Grenzüberschreitung erreichen (mediumistische Störungen sind eine Karikatur der wahren Grenzüberschreitung der Seele). 

Saturnus, der weise Greis, wie die Alchimisten ihn auch nannten, reagiert nur auf den schöpferischen Siebenklang, der aus der harmonischen Stille oder dem "Tiefen inneren Frieden von Bethlehem" hervorgeht. 

Die Jahrhunderte andauernden Versuche des arroganten Ichs, den siebenfältigen Tröster zu zwingen, die Umsetzung zu vollbringen, führten nur Täuschung, Selbstbetrug, intensive Ermüdung, Enttäuschung und Leugnung mit sich. 

Die Aquarius-Ära zeigt die Summe all dieser vergeblichen Methoden. 

Das Betragen der Menschheit beweist ihr Scheitern. 

Der Tröster als eine siebenfältige innere Harmonie kommt nicht, wenn das Ich die Zeit für gekommen erachtet; sondern er erscheint nur, wenn der Vater, der Allgeist, den Moment für reif befunden hat. 

Der Pilger feiert sein Pfingst- oder Auferstehungsfest, wenn er - wie in einer Johanneischen Vision - den Christus gen Himmel fahren sieht. 

Dann wird er sich seiner eigenen Umwendung bewußt und erfährt die Seligkeit aus dem Haupt-Heiligtum des Christus, das in den Himmel eingeht. 

Die Überschreitung der Grenze zwischen dem alten Land von Saturnus und dem Neuen Land des Geistes ist kein Tod, kein Sterben in der äußerlichen Bedeutung des Wortes, es bildet einen neuen Anfang.  Es ist der neue Beginn, der in der Offenbarung des Johannes vermeldet wird: 

"Und ich will ihm geben, mit mir auf meinem Throne zu sitzen, wie ich überwunden habe und mich gesetzt mit meinem Vater auf seinen Thron."  

Der umgekehrt Gehängte, der die Christus-Schwingungen über sein Becken-Heiligtum empfängt, wird in diesem Leben mit den Schwingungen der Mysterien-Planeten arbeiten. 

Diese Schwingungen werden durch den saturnalen Menschen als "schädlich" erfahren. 

Der erneuerte Mensch ist befreit aus dem Griff der sieben Himmelsdämonen, wodurch sich sein vorher erkennbarer astrologischer Typus verändert. 

Die Astrologie kommt dadurch in eine unhaltbare Stellung. 

Jedoch alle, die innerhalb der saturnalen Begrenzung leben und arbeiten (und das sind nahezu alle naturgebundenen Menschen), sind an ihren astrologischen Merkmalen zu erkennen. 

Der Christus als Seelenwesen überträgt seine hohen Schwingungen auf das umgekehrt hängende Wesen des Menschen, wodurch sich dieses Wesen strukturell verändert und nicht mehr auf die Schwingungen der sieben Himmelsdämonen reagiert. 

Der Naturmagnetismus der Sterne und Planeten hat dann keine Bindung mehr mit diesem Menschen, der einem anderen magnetischen Schwingungsfeld angehört. 

Die gnostische Kreuzigung, so wie sie Johannes wahrzunehmen vermochte, ist die mächtige Offenbarung, die der Mensch dieser Aquarius-Ära verstehen lernen soll. 

Sobald der Johanneische Mensch über sein Seelen-Auge (die Pinealis) die Wahrheit betreffs der gnostischen Kreuzigung schaut, geschieht die Umwendung in einem Moment, in einem Augenblick. 

Dann wird das Heiligbein wahrlich das Heilige Bein, durch Christi Atem geheiligt.  

Die sieben Dämonen und ihre Trabanten knien nieder und lauschen den harmonischen göttlichen Schwingungen, auf diese Weise die Erste Stunde von Apollonius von Tyana **) verwirklichend. 

Aller Streit, alles Streben, alle Übungen, vom Ich unternommen, verhärten die saturnale Materie im Menschen. 

Dieses fanatische Streben bringt Verbitterung, Enttäuschung und Verhärtung des Herzens. 

Durch die Gegenüberstellung der saturnalen Materie mit den Schwingungen des Lichts bricht der bleierne Panzer, und die Seele wird empfänglich. 

Der innere Mensch, der zu sterben droht innerhalb des saturnalen, ich-zentralen äußeren Menschen, will nicht streben, streiten oder forcieren.  Er will sich nur der ersten Liebe, dem lebenden Geist und dem Willen Gottes übergeben. 

Dem äußeren Menschen geziemt es, "zu warten, zu bewahren  und sich unberührt zu halten" und allen Ratschlägen zu folgen, die der siebenfältige Engel aus dem Buch der Offenbarungen ihm überträgt. 

Wenn nicht, dann wird der siebenfältige Leuchter aus ihm fortgenommen, und die saturnale Versteinerung wird die vollkommene Finsternis bringen. 

Verstehen Sie darum die Sprache dieser apokalyptischen Zeit, und lassen Sie sich von dem Engel helfen bei der Umwendung, daß Sie finden mögen, wonach Sie schon so lange gesucht haben. 


__________

*) "Die gnostische Kreuzigung" von G.S. Mead

**) Das Nuctemeron -  Apollonius von Tyana

©1970-2013 Henk und Mia Leene