Die im vorigen Abschnitt gegebenen neun Beispiele von Lebensumständen bestimmen den Lebensweg und die Lebensverhältnisse des Menschen, aber auch seinen Freundeskreis, seine Beziehungen beruflicher Art, seine ganze geistige und materielle Ausrichtung. Die zusammengesetzten Zahlen - wie beispielsweise 12, 34, 65 - sind eine Verstärkung ihrer einzelnen Kräfte.
12 ist eine Verstärkung von 3 (1+2), 34 von 7 (3+4), 65 von 2 (6+5 = 11; 1+1 = 2). Diese erhöhte oder auch geistige Wirkung tritt nur bei einem geistig suchenden Menschen ein.
Wenn die Zahl des Geburtstags zum Beispiel eine Eins ist, dann ist der materiell eingestellte Mensch von verbissener Ausdauer, der arrogant an seinen Mitmenschen vorbeigeht und immer glaubt, alles besser zu wissen. Dagegen kann man den mehr spirituell orientierten Menschen mit dem Magier der ersten Tarotkarte identifizieren, der seine natürlichen und spirituellen Fähigkeiten zur Erreichung eines edlen Lebenszieles einsetzen wird.
Fällt der Geburtstag auf den Zehnten eines Monats, dann wird dieser Mensch der Eins weniger eigenbrötlerisch sein, weil er mehr als der Mensch vom Ersten eines Monats auf die Reaktionen und Ratschläge seiner Mitmenschen achtgeben wird. Die Null an der Seite der Eins macht ihn ein wenig feinfühliger und elastischer.
Ist jemand aber am 19. oder 28. eines Monats geboren, so wird die jeweilige Zahl ebenfalls auf 10 reduziert und ist eine der höchsten Verwirklichungen der Eins, damit also auch das Rad der Fortuna, die 10. Karte, wie auch die Kombination des Magiers, der 1. Karte, mit der Null des Toren. Dann kann die 10 das harmonische Zusammenspiel von Geist und Stoff werden.
Alle zusammengesetzten Zahlen lassen sich auf diese Weise reduzieren und finden ihre spirituelle Tiefe in den 22 Abbildungen des hermetischen Tarot.
Zahlen, die über 22 hinausgehen, werden auf ihre Quersumme reduziert: 29 = 11 = 2; 30 = 3; 27 = 9. Die geistige Bedeutung der einstelligen Zahlen kann man in ihrer Erhöhung innerhalb der 22 Tarotkarten wiederfinden. Die 6 findet ihre Verstärkung in der 15, der Karte des Schwarzmagiers, oder anders ausgedrückt: in der Entdeckung und Erhöhung seines persönlichen Strebens. Dieser Mensch kann ein sehr mächtiger Magier werden, der durch seine Ausstrahlung seine Mitmenschen zum Guten oder auch zum Bösen beeinflußt.
Darum sind die am 15. eines Monats Geborenen sich oft ihrer selbst noch stärker bewußt als die am 6. oder 24. Geborenen.
Die 7 findet ihre verborgene Macht in der 16, der Karte der Verwüstung: eine Aufgabe, die auf Ichlosigkeit oder geistigen Altruismus hinweist. Am 25. eines Monats Geborene werden zunächst auf die 7 reduziert, um danach ebenfalls ihre Macht entsprechend dem Bild der Verwüstung zu entfalten. Alle zusammengesetzten Zahlen werden zunächst auf die einstellige Zahl reduziert, wonach der bewußt geistig strebende Mensch seinen Auftrag in der zusammengesetzten Zahl der korrespondierenden Tarotkarte findet. Wir werden dies anhand der Tarotkarten in einem der folgenden Kapitel dieses Büchleins besprechen. (siehe Kapitel VI: Zahlenwert und Tarot)
Die Zahl 5 wird oft die Zahl der "goldenen Mitte" genannt, was vollkommen mit der Charakteristik des Menschen der Fünf übereinstimmt. Er schwankt immer zwischen Materialismus und Okkultismus oder Spiritualität. Er führt ein ruheloses Leben, weil er ein "halber" Mensch ist, der selten einen positiven Entschluß in einer eindeutigen Richtung faßt. Wenn wir 5 mit 9 multiplizieren, erhalten wir 45, also wiederum 9, was besagt, daß der Mensch der 5, der seine Schwächen durch die positiven Qualitäten der 9 aufhebt, eine 9 werden kann: wie der edle Eremit aus dem hermetischen Tarot. Die Einflüsse der 5 heben auch die schlechten Eigenschaften des oberflächlichen Menschen der 9 auf.
Der Mensch der 5 besitzt unsagbar viele Möglichkeiten, die er jedoch leider selten ausschöpft. Nur der sehr schnell lebende und strebende Mensch der 5 macht aus sich einen wahren Pionier der Menschheit. Die Zahl 45, in der also die 5 und die 9 wohnen, wird noch umfassender, wenn wir die "heilige" Zahl 7 hinzuzählen. Wir bekommen dann 52, die Anzahl der Wochen eines Jahres, und gleichzeitig als einstellige Zahl die Anzahl der Tage einer Woche: 7. Multiplizieren wir 52 mit 7, dann erhalten wir die Zahl 364, die Anzahl der Tage des Jahres bei bestimmten alten Völkern, die den 365. Tag als den einzigen heiligen Tag des Jahres ansahen.
Alles, was mit dem menschlichen Lebensfeld zusammenhängt, ist in 7 Einheiten geteilt: sieben Lebenssphären, die unterteilt werden nach den Farben des Spektrums oder Regenbogens, sieben Farben im aurischen Feld des Menschen, die von den mentalen, emotionalen und spirituellen Reaktionen des betreffenden Menschen bestimmt werden, sieben Töne der Tonleiter. Das periodische System der chemischen Elemente kennt sieben Bahnzonen, die "Schalen" genannt werden. 22)
Der Mond kennt vier Perioden von 7 Tagen. Die direkte Beherrschung der Erde geschieht durch sieben Planeten: Sonne, Mond, Saturn, Merkur, Venus, Jupiter und Mars.
In der Zahlensymbolik nehmen die Zahlen 5, 7 und 9 einen wichtigen Platz ein:
5 ist die Zahl der goldenen Mitte,
7 ist die heilige Zahl und
9 ist die unveränderliche Zahl.
Wer unter der Zahl 5 geboren wurde, hat ein zweifaches Interesse: ein geistiges und ein materielles, und besitzt immer ein angeborenes Talent für das Übersinnliche, das er nur zu entfalten braucht. Sein Lebensweg kann immer sowohl nach oben als auch nach unten führen.
Wer unter der Zahl 7 geboren wurde, besitzt ein starkes Verlangen nach Heiligkeit, nach Selbstbeherrschung; dieser Mensch folgt einem zentralen Lebensziel. Die Natur baute ihre Erscheinungsformen auf der Zahl 7 auf; die Menschen der 7 besitzen immer einen zentralen Ausgangspunkt für ihr Wollen, Denken und Fühlen.
Die Menschen, die unter der Zahl 9 geboren wurden, sind wenig beeinflußbar, von einem Vorhaben kaum abzubringen, in sich konzentriert, geradeaus in ihrem Denken. Ihre Anfälligkeit für Entzündungskrankheiten ist eine Folge davon. Der Mensch wird von innen aus seinem Gleichgewicht gebracht, nicht von außen.
Die Kraft der zusammengesetzten Zahlen beeinflußt den verborgenen Menschen, nicht aber die Persönlichkeit oder das Ego; spirituell aktive Menschen sind mit der Schwingung der zusammengesetzten Zahlen verbunden, wie auch in der Astrologie die Planeten Uranus, Pluto und Neptun auf den inneren Menschen einwirken. In der Praxis des Lebens kommt man zunächst in Berührung mit den einstelligen Zahlen, die den Aufbau von Charakter, Persönlichkeit und Lebensziel bewirken. Sobald aber der Mensch nach den Hintergründen seines Lebens sucht und sich in Spiritualität vertieft, kommt er in Kontakt mit der Wirkung der zusammengesetzten Zahlen, wie auch die Darstellung des Tarot auf ihn anwendbar wird. Fast alle Forscher auf dem Gebiet der Zahlenlehre gehen davon aus, daß der Tarot die erste Niederschrift gewesen ist, die die verborgene Wirkung der zusammengesetzten Zahlen vollständig zum Ausdruck gebracht hat. 23)
Für einen oberflächlichen Menschen, der sich also nur für die äußeren Dinge des Lebens interessiert, haben die zusammengesetzten Zahlen keinerlei Bedeutung.
In der Praxis hat sich gezeigt, daß Hausnummern von besonderem Einfluß auf das Familienleben sind, das sich in dem betreffenden Haus abspielt. Da die meisten Menschen durch die heutige Wohnungsnot nicht mehr die Freiheit haben, ein Haus auszusuchen, werden viele Menschen unter den Einfluß einer Hausnummer geraten, die ihrer Art nicht entspricht, wodurch allerlei Spannungen aufgerufen werden, die bei freier Wohnungswahl hätten vermieden werden können.
Die Zahl 13 wird von vielen Völkern als eine Unglückszahl betrachtet, was jedoch der Wirklichkeit nicht entspricht. Die Angst vor dieser Zahl lebt vor allem in den westlichen Völkern und soll auf das Heilige Abendmahl zurückgehen, an dem 13 Personen teilgenommen haben, unter denen Judas war, der Jesus verriet. In der nordischen Mythologie kennt man ebenfalls das Mahl der Zwölf, das gestört wird durch Loki, den Gott des Bösen, der seinen aus einem Mistelzweig geschnittenen Pfeil auf den Gott des Friedens Baldur richtet und ihn tötet, wie die Edda berichtet. Dies ist offensichtlich eine Parallele zum christlichen Heiligen Abendmahl.
In der Gralslegende ist der Ritter Galahad 24) der Dreizehnte und wird derjenige, der den Gral findet, darin das verborgene Mysterium anschauen darf und dadurch den Quell des Lebens entdeckt.
Im gnostischen Evangelium der Pistis Sophia 25), das von Basilius Valentinus geschrieben wurde, einem Gnostiker des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts, ist der 13. Äon das Gebiet, aus dem die Pistis Sophia herabgekommen ist und wohin sie nach Durchquerung der zwölf Äonen wieder zurückkehren muß.
Bei den alten Mexikanern war die 13 eine heilige Zahl. Wie bei den Mayas kannten sie einen 260-tägigen Zyklus, den Tzolkin, unterteilt in 13 Reihen zu je 20 Tagen. Ferner unterteilten die Priesterastronomen die Nacht in 9 Stunden und den Tag in 13 Stunden, über die jeweils andere Götter den Vorsitz hatten. 26)
In Japan wird im Tempel von Atusa das heilige Schwert aufbewahrt, dessen Knauf mit den 13 Darstellungen der Mysteriengeschichte der Japaner verziert ist.
Im indischen Pantheon zählt man 13 Buddhafiguren; auch in Indien ist die 13 die Zahl der Mysterien.
Überall, wo die 13 als heilige Zahl verehrt wird, kann man dies auf ein spirituelles Mysteriengeschehen zurückführen, wobei der Dreizehnte oder die dreizehnte Phase den Ausbruch aus den 12 Bereichen der Begrenzung darstellt. Zwölf ist die Zahl des zodiakalen Gefängnisses des Menschen, wohin die Seele als ursprüngliche Bewohnerin des dreizehnten Äons nicht gehört und deshalb daraus erlöst werden muß.
Die Furcht vor der Zahl 13 ist unbegründet und wurde den Menschen nur deshalb einsuggeriert, weil der dogmatische Glaube des Christentums das wahre Mysterium der Kreuzigung auf Golgotha einfach nicht begriffen hat. Die Zahl 13 spricht von einem Durchbruch, einem Aufstand. Die orthodoxen christlichen Lehren bezeichnen Judas als den Dreizehnten, während die gnostischen Lehren von Christus als dem Dreizehnten sprechen, was eindeutig mit den Überlieferungen nichtchristlicher Völker übereinstimmt. Die Zahl 13 gibt ihre Kraft nur denen, die die Geheimnisse hinter der Symbolsprache lesen können und das Gesetz des inneren Menschen befolgen. Dann wird die Zahl 13 sehr stark und kann sogar als glückbringend betrachtet werden.
In einigen Ländern, beispielsweise in Deutschland und den Niederlanden, kennt man die Zahl 11 als "Narrenzahl" des Karnevals oder Faschings; sie steht in Verbindung mit der Vorstellung von Buße, Schuld und ist stets als schlechte Zahl bekannt gewesen. Im Tarot aber steht sie für "magische Kräfte". Nun beurteilt gerade der Durchschnittsmensch diejenigen, die über magische oder übersinnliche Kräfte verfügen, häufig als närrisch, abnorm.
In Wirklichkeit ist sie eine Erhöhung der Zahl 2 (1+1), wodurch symbolisiert wird, daß der Mensch der 2, der meist in dienender Stellung zu finden ist und sich nicht zu eigener persönlicher Kraft erheben kann, durch geistige Entfaltung zu "magischen Kräften" kommen kann - eine natürliche Begabung, die er auf dem spirituellen Weg in eine mächtige geistige Fähigkeit umwandeln kann. Die Natur als Sinnbild der Zahl 2 und Dienerin des Geistes kommt hier zu ihrer höchsten Verwirklichung und erweist sich als unentbehrliches Instrument im heiligenden Prozeß des Geistes. Auch hier stößt man also auf die durch Legenden und Unverstand verkehrte Wirklichkeit, daß das "Schlechte" eigentlich das "Gute" ist.
Die Unwissenheit über Märchen, Legenden und Mythen hüllte den Menschen in ein Chaos verdrehter Vorstellungen, und es wird sicherlich noch einige Zeit dauern, bis er sich daraus befreit hat.
Doch dieser Zeitpunkt kommt, wenn auch langsam, so doch spürbar näher!