"Die edle Perle liegt in vielen von Leid und Trübsal gepeinigten Gemütern näher als in ihm, der meint, daß er sie ergriffen habe."
Saturnstrahlungen stellen den Menschen in bezug auf seine Spiritualität auf die Probe. Bei jedem Menschen ist Saturn die Schwelle, über die er hinüberschreiten muß. Dasselbe sagt auch Hermes Trismegistos: Saturn stellt das Schicksal dar.
Das Schicksal liegt nicht außerhalb des Menschen, es liegt in ihm.
Wenn der Mensch vom materiellen Leben zum spirituellen Leben übergehen will, dann muß er "das Schicksal", Saturn, über-winden. Dieses "Schicksal" ist ein Erbe aus der Vergangenheit, es liegt in seinem mikrokosmischen Erbe verankert, und es bestimmt seinen Bewußtseinsgrad und es ist sein schwerstes Hindernis. Das Schicksal ist jedoch da, um überwunden zu werden, nichts ist unüberwindlich!
Die Hermetischen Lehren sagen, daß "die Materie, in der man kristallisert", das Schicksal des Menschen bildet.
Man kann in einer spirituellen wie auch in einer materiellen Form kristallisieren. Da, wo man stehenbleibt, dort liegt die Schwelle des Menschen. Man findet unter den Menschen vielerlei Bewußt-seinsstadien, der eine bleibt in der groben materiellen Befriedigung stecken, der andere im Ehrgeiz, wieder ein anderer in der Philosophie.
Dieses beweist, daß sich der Saturn dieses Menschen auf dem betreffenden Niveau befindet, als ein Wächter, der zuerst das Losungswort vernehmen will, bevor er den Sucher durchläßt.
Saturn hält den Menschen in einem bestimmten Stadium fest, und erst nach einer individuellen Anstrengung kann es sein, daß solch ein Stadium durchbrochen werden kann.
Ein zu langer Aufenthalt in einem bestimmten spirituellen Stadium weckt die "heiligen" Krankheiten, wie die Alten sagen.
Dies sind alle Formen abnormer Sensitivität, Epilepsie, Magie, okkulter Gaben. Der Mensch hängt in einer solchen Gabe fest, und er kann ihr nicht entkommen, es sei denn, daß er sich einer enormen Anstrengung unterzieht. In allen diesen Erscheinungsformen sieht Hermes das Werk eines individuellen Saturn.
Es wurde dem Menschen ein "Halt" zugerufen, weil er für einen folgenden Schritt nicht genügend Bewußtsein, Kenntnis oder Einsicht besaß.
Wenn man durch eine Idee begrenzt wird, wenn man meint, alles sehr genau zu wissen, oder man glaubt, genügend Spiritualität zu besitzen, dann hat man seinen individuellen Saturn kennengelernt, den angeborenen Saturn, den der Mikrokosmos mitbekam.
Um diesen Satan zu überwinden, bekam man Qualitäten mit und man wurde in eine bestimmte Situation gebracht, um sich mit Hilfe jener gegen diesen spezifischen Satan behaupten zu können.
Wenn sich der Mensch jedoch von dieser Wissenschaft abwendet, besiegt Saturn-Satan ihn und kristallisiert er in seinem eigenen Denken.
In der Astrologie lernt man, daß Saturn den Gegensatz zur Sonne darstellt. Saturn zieht an sich, absorbiert seine eigene Kraft, bis er eine steinharte Materie wird; die Sonne strahlt aus, schenkt.
Saturn ist das Schicksal im menschlichen Leben (Nemesis), weil seine absorbierende Kraft den Stillstand und die Verhärtung bringt.
Man kann auf alle mögliche Weise kristallisieren. Die höchste Form der Kristallisation ist die subtile religiöse Form, in der man sich in einer abstrakten Spiritualität verliert, ohne dabei Interesse für die Fülle der anderen Auffassungen zu zeigen. Die einzige Möglichkeit für einen Ausbruch aus einer solchen saturnalen Behinderung ist immer die Licht- oder die Sonnenkraft, Seelenkraft, sagt Hermes.
Wenn sich ein Mensch gegen spirituelle Themen verschließt, oder wenn er meint, daß sein Bewußtsein nicht mehr in der Lage ist, spirituelle Werte einzutrinken, dann steht er vor seinem Wächter.
Gibt er dem "Nein" dieses Wächters nach und kehrt er auf seinen Spuren zurück, dann erstarrt er in seinem Typ, in seinem Denken, seinen Lebensgewohnheiten.
Wenn er jedoch wieder vorwärts will, dann stößt er noch einmal auf diesen "Wächter", den er überwinden muß, um einen Schritt vorwärts setzen zu können. Ohne Anstrengung kommt keiner weiter. Dies trifft selbstverständlich auch in spiritueller Hinsicht zu.
Gelangt die Menschheit vor ihren "Wächter", dann kann sie zwei Dinge tun: entweder in ihrem Schicksal verweilen und abwarten, welche Katastrophen über ihr Haupt ausgegossen werden, oder durch Einsicht und Weisheit den "Wächter" überwinden.
Dies hängt von der Zahl der Menschen ab, die ein höheres oder erleuchtetes Bewußtsein haben; sie werden die weniger Beschenkten mit sich ziehen müssen.
Individuell ist man an das persönliche Bewußtsein gebunden.
Das Ego, als konzentrierte Denkkraft, als konvergierende Wirk-samkeit ist rein saturnal.
Saturn ist die Behinderung von und in dem Ego.
In der Seele selbst liegen keine Behinderungen, aber ihr Gegenpol: das Ego, errichtet die Barrikaden. Das Ego ist das Blei, das Saturnmaterial, die Seele ist das Gold, das Sonnenmaterial. Hieraus ergibt sich logischerweise, daß das Ego (das Blei) zu Asche werden muß, wenn das Gold vollkommen werden soll.
Wenn sich der Mensch jedoch immer wieder aufs neue weigert, diesen "Wächter" zu passieren, bis daß er die achte Sphäre oder den achten Tag erreicht hat, kann keine Rede von einer Einäscherung dieses Bleis oder dieses Egos sein.
Es ist also niemals richtig, bei einer Idee, bei einer Überzeugung oder einem Gedanken stehen zu bleiben. Das Denken muß weiter, es muß sich einen Weg mit Hilfe von Intuition und Gewissen und unter der Beschirmung der Seele bahnen.
Das Denken ist saturnal oder auch von der Sonne erleuchtet, es kann niemals beides sein.
Sich an eine Erinnerung, an eine Vergangenheit, an Ereignisse festzuklammern, ist eine saturnale Handlung. Die Seele, geführt von dem Licht, denkt immer voraus, sie projiziert nach außen.
Die "heiligen" Krankheiten sind ein Beweis für das Suchen des Egos, das sich an eine Form in einer der astralen Gebiete festklammert. Das Ego sucht immer die Form, die Seele sucht das Formlose, weil sie sich nicht fürchtet, die stoffliche Sicherheit zu verlieren. Sie sucht keinerlei Form der Verankerung, weil die Seelensinnesorgane auch ohne Form eine Materialisation erkennen können. Die Seele will nichts "sehen", in der stofflichen Bedeutung des Wortes, weil sie dies nicht nötig hat!
Jeder, der Beweise für die Sinnesorgane sucht, beweist damit, daß sein Ego Befriedigung verlangt, und daß er also saturnal arbeitet.
Das Ego sagt: "Ich möchte so gern etwas in Händen halten", es will konkrete Formen. Sind nicht alle Konkretionen stofflich? Auch die astralen Formen, die die stofflichen Sinnesorgane berühren? Man muß sich über jede stoffliche Form erheben, wenn man Saturn überwunden haben will.
Wie der archaische Yoga sagt: "Wenn man auch alle Gaben besitzt, so heißt das nicht, daß man Shiva kennt!"
Alle Gaben bleiben innerhalb der Begrenzung von Saturn; Satan aktiviert den Selbsterhaltungsinstinkt. Selbsterhaltung im spirituellen und im materiellen Sein.
Um jedoch zur Selbstüberwindung zu kommen, muß man zuerst einen Satan-Saturn besitzen.
Jeder Mensch, der eine Behinderung hat, liegt innerhalb der Saturnmacht gefangen und kann sich so auf einem fundamentalen "Sein" absetzen.
Einer, der sich in seinem Denken und Suchen behindert fühlt, kann von zwei Empfindungen beherrscht werden.
Erstens: von dem Ärger über das "Halt" seines individuellen Saturn, und zweitens: kann er sich innerlich gezwungen fühlen, weiterzugehen.
Wenn er sich gereizt fühlt, gibt er den Kampf auf; beim Verlangen, weiterzugehen, nimmt er selbst ein Opfer auf sich.
Hierin kann man sich also selbst erkennen.
Wenn Hermes Saturn das individuelle Schicksal nennt, dann deutet er auf das fundamentale Schicksal des Egos hin, das sich selbst verlieren muß und dieses nicht will. Hieraus entstehen die "heiligen" Krankheiten, von denen in der Bibel u.a. gesagt wird: Und Jesus trieb die Teufel aus.
Diese "heiligen" Krankheiten sind ein Zufluchtsort des bis an die Grenze seines Könnens forcierten Egos, so wie alle dogmatischen Religionen Zufluchtsorte für das Ich sind.
Das "Ich" sucht einen Ort, an dem es sich vor seinem "Wächter" verbergen und sich selbst einbilden kann, daß es diesen Wächter nicht gibt. Das Ego ist fortwährend auf der Flucht vor seinem eigenen Spiegelbild. Ohne Spiegel kann es sich einbilden, daß es nicht besteht.
Sich in Philosophie zu verlieren, ist eine panische Flucht vor den Konsequenzen einer Selbstüberwindung.
Angst vor dem Schicksal oder vor Satan-Saturn, vor dem Tod in allen seinen Aspekten, erschafft eine Fülle religiöser Genugtuungen. Wenn eine Religion dem Ego seine Sicherheit zurückgibt, dann kann sie mit seiner Treue rechnen.
Der unerbittliche Wächter jagt viele in Todesangst in die Arme eines Traumbildes, einerlei auf welcher Ebene. Selbstbetrug ist die Zuflucht für die Feigen und die Lauen. Die Welt ist voll Methoden des Selbstbetrugs.
Bei den neurotischen Krankheiten hat das Selbstbewußtsein einen Schock erfahren, das saturnale Fühlen ist zerstört, obwohl noch nicht genügend Seelenerleben vorhanden ist.
Dadurch gelangt man häufig zu abnormer Sensitivität, einer Form krankhafter Befriedigung für das "Ich", weil dieses "Ich" keine Basis findet, auf der es sich niederlassen kann.
Selbstbewußtsein hängt mit dem "Ich" zusammen: Wenn das "Ich" von einem Thema gefesselt wird, fühlt sich der Mensch in einem solchen Augenblick "besser" oder auch selbstbewußter oder freudevoller.
Das "Ich" ist der Kern aller Störungen, auch der "heiligen" Krankheiten, derzufolge sich viele Prediger in Vergangenheit und Gegenwart erhoben haben. Die Ursache allen Widerstandes ist das Ego und seine fundamentale Angst, die saturnale Kernkraft.
Wenn das "Ich" wirklich will und verlangt, ist es imstande, Krankheiten und Ermüdung, Angst und Egoismus zu überwinden.
Das "Ich" muß wirklich von der Schwingung der Seele berührt werden. "Ich" und Seele sind Gegensätze, aber das "Ich" muß am Anfang mitarbeiten, um zu einem Resultat zu kommen.
Ist das "Ich" nicht interessiert, dann empfängt der Mensch keine Energie, um auch nur irgendeinen Berg zu erklimmen.
Saturn und Sonne sind einander entgegengesetzt, Ego und Seele sind Gegensätze, und sie können sich vereinigen, auf Kosten des "Ichs". Dies ist ein angeborenes Wissen eines jeden Lichtsohnes, weshalb er fortwährend auf der Suche nach einem Zufluchtsort ist.
Wenn sich der Mensch von der Spiritualität abwendet, oder wenn er sich mit Imitation und zitierten Texten begnügt, dann kann das ein Zeichen dafür sein, daß das individuelle Aufnahmevermögen gesättigt ist. Aber das bedeutet nicht, daß er nicht weiter könnte!
Sein Ego will jedoch nicht weiter, es arbeitet nicht mehr mit und ist nicht mehr interessiert, weil es die Konsequenzen zu nahe herankommen sah!
Die Folge: die Flucht in die Imitation oder in die Wiederholung.
Das Gesetz der Sieben ist das Gesetz der Wiederholung, wenn nicht darauf das Gesetz der Acht oder der achten Sphäre folgt, wie Hermes sagt!
Hermes war der Botschafter der Acht, der Mittler zwischen dem Allerhöchsten und der siebenfachen Welt. In den ägyptischen Mysterien vergleicht man ihn mit der Sonne, so wie man auch Shiva mit der Sonne vergleicht. Sie sind der Mittler in dem Felde der Acht, der Herr über dem Licht und dem Dunkel der siebenfachen Sphäre.
Ein Mensch, der sich an seinen Körper gebunden fühlt, leidet unter Ängsten vor Krankheiten, an Depressionen, an Zwangsvorstellungen, an extremen Gewohnheiten; auch hierin ist Saturn-Satan wirksam.
Neurotische Menschen sind fortwährend mit sich selbst beschäftigt, ihre Sorge ist ihr Körper und ihr "Ich".
Sie sind in dem Ring von Saturn gefangen, und nur ein kräftiger Durchbruch mit Hilfe eines Seelenimpulses rettet sie aus solch einem Gefängnis. In der Psychotherapie versucht man dies über die Arbeit. Das Denken muß beschäftigt sein, damit es nicht von Saturn-Satan beherrscht werde, dem Schöpfer der Angst.
Die einzige wirklich helfende Medizin ist die Inspiration in allen ihren Formen. Spirituelle Inspiration ist jedoch absolut heilend und hilft sogar so sehr, daß der Mensch zu einem neuen Stadium durchbricht.
Die Flucht in die individuelle Einsamkeit ist auch eine Form saturnaler Angst, das Ego flieht vor der Berührung mit der Enttäuschung. Könnte das Ego seine Angst der Sonne der Seele übergeben, dann würde der höchste Gegensatz ineinanderfließen, und würde dadurch das Oben und das Unten miteinander verbunden. Das Sprichwort sagt: "Was das Haupt nicht will, kommt in das Herz nicht hinein und umgekehrt."
Das Herz ist die offene Pforte, aber wenn sich das Haupt, in dem das "Ich" sich befindet, verschlossen halten will, verhärtet sich das Herz.
Wenn hingegen das Herz von einem Denkbild leidenschaftlich besessen ist, kann das Haupt mitgeschleift werden, wenn nicht, dann sucht das Herz seine Befriedigung in Träumen.
Herz und Haupt werden dadurch getrennt, Seele und Ego bleiben weit voneinander entfernt.
Die Beseelung für die Scheinspiritualität beginnt in dem Herzen, aber das Fortdauern liegt in dem Haupt. Das Haupt allein bringt saturnale Erstarrung, das Herz allein bringt emotionale Ekstase.
Herz und Haupt zusammen lassen die Seele in dem Hauptheiligtum erwachen, wodurch Satan-Saturn im Denken überwunden wird. In diesem Augenblick wird der Mensch das Ende von aller Behinderung, von allen Krankheiten und von aller Versteinerung und Einsichtslosigkeit kennen.
Um Satan-Saturn überwinden zu können, hat man Herz und Seele nötig, hat man angeborenes Gold nötig, das Licht der Ewigkeit.
Solange Saturn-Satan den Menschen regiert, bleibt er das Opfer von Krankheiten, Ängsten und Lauheit.
Wenn das Ich des Menschen, sein Satan sagt: "Und nun ist es mit meinem Spiel zu Ende, nun lasse ich die Seele den Streiter sein", ist es mit Ihrer Mühsal zu Ende!
Nur leider, wenn dies ein Herzimpuls ist und dieser das Haupt nicht erreicht, dann ist dies ein zeitlicher Zustand!
Eine Wiederholung dieser Impulse kann das Denken jedoch infiltrieren, so daß es gereinigt wird, und ist das Denken rhythmisch mit seinem Herzverlangen verbunden, dann bildet man die Einheit, die die Sonne reflektiert, die also ausstrahlt, anstatt zu absorbieren.
Der Mensch suche das Licht, das ihn von den saturnalen Ängsten heilen kann, auf daß er vorankomme auf einem Pfad zu den Höhen!