"Wer kein Ungemach ertragen kann, wird nicht zu großen Dingen aufgerufen."
Es ist ganz selbstverständlich, daß der spirituell strebende Mensch über seine Behinderungen hinaussteigen möchte. Er will die Vollkommenheit wiederfinden, und so neigt er immer dazu, das Licht, die unirdischste Manifestion, die er kennt, zu suchen, anzubeten und zu vergöttern.
Aus Gott geboren, ist der innere Mensch ein Wesen des Lichts; und so begegnet man überall auf der Erde den Religionen des Lichts, als Formgebungen der innewohnenden Urerinnerung des Menschen.
Das bekannte esoterische Wort: "Demon est Deus Inversus" (Dämon ist der umgewendete Gott), wird auf der Erde zu einer greifbaren Wahrheit, so wie es auch im Menschen selbst Gestalt angenommen hat.
Der Fall Luzifers, der wie ein leuchtender Komet in das Chaos niederschoß, war von der Spaltung in Dämon und Deus begleitet.
Von jenem Augenblick an wurde das Wesen, das "aus Gott geboren war", zwei-in-eins: Dämon und Deus.
Und diese Gespaltenheit wurde in seine Umgebung, in das Naturreich, injiziert, wodurch die Schatten- und die Lichtseite mit Böse und Gut, mit Dämon und Deus gleichgesetzt wurden.
Dies alles würde eine philosophische Theorie bleiben, wenn nicht diese beiden Manifestationen nachweisbar und wahrnehmbar im Menschen anwesend wären.
Man erkennt sie in den menschlichen Tugenden und Untugenden, in den Ursünden und den Urtugenden.
Der Unterschied liegt im Vorhandensein eines unirdischen oder ursprünglichen Elementes, wobei Tugend und Untugend zu der Natur gehören und in Wirklichkeit weder absolut böse noch absolut gut sind; während die Ursünde und die Urtugend unter der natürlich normalen Ebene liegen bzw. über sie hinaussteigen.
Luzifer, der Sohn des Lichts, kennt neben den zwei Naturmanifestationen den wahren Dämon und Deus.
Diese beiden Eigenschaften des Lichtsohns zeigen sich ausgeprägt im Saturnmenschen.
Saturn ging in die Sagen und in die Geschichte als "die Zeit" ein, als der Gott der Begrenzungen, Kronos. Kronos, der jeden in seiner Umklammerung durch die Zeit gefangenhalten möchte und der Freiheitskämpfern mit Hilfe seines Schwertes das Schweigen auferlegt.
In der griechischen Mythologie zeigt sich dies deutlich im Kampf zwischen Saturn und Uranus. Nachdem Saturn seinen Vater Uranus, die Ewigkeit, die keine Begrenzungen kennt, besiegt hatte, wurden die Welt und die Menschheit den Gesetzen der Zeit unterworfen.
Zeit ist unwirklich, es gibt sie nicht, sagen einige Wissenschaftler. In der Tat.
Der Mensch wurde dieser Zeit in einer bestimmten Lebensperiode unterworfen, aber in Wirklichkeit existiert sie nicht, und ist Uranus unser Herrscher.
In diesem Zusammenhang ist es vielleicht interessant zu erwähnen, daß es ein altes Bild gibt, auf dem Uranus als der Planet dargestellt wird, auf dem der Gott der Menschheit wohnt.
Mit Uranus wieder verbunden zu werden, bedeutet das Durchbrechen der Begrenzung von Saturn. Saturn wird mit Satan verglichen. Er ist der Torwächter vom Tempel des Königs; er steht in Salomos Vorportal; er bewahrt die Schlüssel des Heiligtums.
Diese Worte aus der Geheimlehre müssen dem spirituellen Menschen deutlich machen, daß Satan in Wirklichkeit niemand anders ist als: Demon est Deus inversus.
Und das Wort Demon bedeutete ursprünglich: Engel.
Jeder Sohn des Lichts ist sein eigener Dämon oder Satan, und in diesem Satan oder Saturn wohnt die Ursünde.
Saturn ist nicht nur ein Planet, der über einen bestimmten zodiakalen Typ herrscht, sondern er ist in Wirklichkeit ein Dämon, ein gefallener Engel, so wie jeder Planet ein Dämon geworden ist.
Saturn nimmt jedoch eine Schlüsselstellung ein, deren Bedeutung in den beiden Saturn-Typen zu erkennen ist: dem Steinbock- und dem Wassermann-Menschen. Letzterer steht, in spiritueller Beziehung, unter der Herrschaft von Uranus, er wird sich also von der Freiheit der Ewigkeit angezogen fühlen und sich von der Zeit befreien wollen. Aber Uranus wurde, wie die Mythe berichtet, von Saturn besiegt.
Der rein spirituelle Wassermann-Mensch trägt in sich die unbegrenzte Inspiration des Mysterienreichs der Planeten.
Er sträubt sich gegen die Begrenzung, und darum wird er ein Freund der Freiheit sein in vielerlei Hinsicht, von Kräften, die ungebunden sind, wie das Meer, die Lüfte, die Winde.
Der Steinbock-Mensch ist hiervon das Gegenteil; er ist der exakte Ausführer der saturnalen Gaben: organisatorisch, pflichtbewußt, begrenzt, und vor allem starken Ups und Downs unterworfen, d.h. den Einwirkungen von Dämon und Deus.
Er verträgt keine Unordnung, Unbegrenztheit, Unsicherheit und Unverantwortlichkeit. Saturn übernahm die Herrschaft von Uranus, der saturnale Steinbock-Mensch möchte immer gern ordnen, gleichsam die Ungebundenheit binden.
Die Ursünde, die Saturn entspricht, ist der Geiz; Geiz im Sinne von umfrieden, festlegen, begrenzen oder der Zeit unterordnen.
Die größte Schwierigkeit für den Steinbock-Menschen besteht darin, sich von seiner Selbstdisziplin freizumachen, von seinen wahren oder eingebildeten Verpflichtungen oder seiner Verantwortung.
Der Wassermann-Mensch hat damit weniger Mühe, er blickt gleichsam über die Begrenzungen hinweg, und für ihn ist das Flüstern des besiegten Uranus immer noch eine Stimulanz.
Er möchte ständig weitergehen, weil er weiß, daß die Zeit und somit die Begrenzung illusionär sind.
Uranus schenkt einen unirdischen Idealismus, der dem irdischen Menschen manchmal irreal erscheint; Saturn schenkt Sinn für die Wirklichkeit, alles kann nur durch harte Arbeit erlangt werden.
Deshalb sind der Steinbock- und der Wassermann-Mensch einander vollkommen entgegengesetzt. Sie haben beide ein Gefühl für Förmlichkeiten und den Drang nach kultureller Bildung oder äußerem Anstrich, aber ihr Verlangen zeigt sich auf völlig verschiedene Weise.
Der Steinbock-Mensch hängt an äußerer Sicherheit, alles muß wohlgeordnet sein; der Wassermann-Mensch ist nicht so sehr an materieller Sicherheit interessiert als vielmehr an einer moralischen oder spirituellen Unbescholtenheit. Diese hängt von der inneren Entwicklung des betreffenden Menschen ab.
Dem Wassermann-Menschen fällt es nicht schwer, über die materiellen Behinderungen und Unzulänglichkeiten hinwegzusehen; der Steinbock-Mensch hat damit seine liebe Not, er möchte immer äußere Ordnung haben, bevor er mit einer inneren Ordnung beginnen kann. Darum kann man sich in allen Arten von Organisationen immer auf die Treue des Steinbock-Menschen verlassen, während sich die Treue des Wassermann-Menschen nur auf eventuell vorhandene innere Werte erstreckt.
Beide Typen besitzen jedoch die Ausdauer von Saturn, eine Ausdauer im Glauben an die Ewigkeit oder an die unaufhörliche Wiederherstellung der stofflichen Sicherheit.
Die symbolische alchemische Umwandlung von Saturn in Christus kehrt als dienende Eigenschaft im saturnalen Menschen wieder, mit deren Hilfe man auf ein geistiges Erhobenwerden hofft: der Steinbock-Mensch; und als ein Negieren des minderwertigen "Bleis" oder des unvollkommenen Irdischen und ein träumerisches Entgleiten in spirituelle oder ideelle Bilder: der Wassermann-Mensch.
Saturn stärkt seine Typen durch eine vorhandene bewußte Erfahrungserinnerung. Erfahrungen sind für diese Menschen von großer Bedeutung, sie sind ihr fester Boden, ihre saturnale Erde.
Sie gründen sich darauf, gute wie schlechte Erfahrungen werden kaum vergessen; durch die saturnale Einstrahlung werden sie in der Erinnerung dieser Menschen verankert, sie sind "geizig" in bezug auf diese Erfahrungen.
Sogar der "luftige" Wassermann stimmt in diesem Punkt mit dem Steinbock überein; als Typ der eisigen Lüfte läßt er diese Erfahrungen gefrieren und steckt damit seinen weiteren Lebensweg ab.
Lebenserfahrungen sind Lehren, aber Lehren müssen verarbeitet werden, um der Vergangenheit angehören zu können, sie dürfen nicht gesammelt werden.
Für den Saturn-Menschen existiert keine Vergangenheit, kein Heute und keine Zukunft; alles bewegt sich innerhalb eines Ringes und kehrt immer wieder zurück, nur der sprituelle Uranus kann diesen Ring für Saturn aufspringen lassen, wenn er seine Macht wieder empfangen würde. Uranus ist eine innere Kraft, eine geistige Macht.
So wie es bei allen Menschentypen immer die geistige Kraft ist, die den Durchbruch zustandebringt. Ein Durchbrechen der Zeit oder der Behinderung.
Satan besitzt die Schlüssel des Heiligtums, und das heißt nichts anderes, als daß für den Sohn des Lichts der Zutritt zu dem Heiligen der Heiligen über Satan oder Dämon führt.
Das "Abstand nehmen" oder Enthobensein ist für den Saturnmenschen eine mühevolle Aufgabe, weil er dafür über seinen eigenen Schatten springen muß.
Er ist es, der ständig mit dem Tempelwächter konfrontiert wird: in seinem Erfahrungsschatz, in seiner Verflechtung damit, in seinem Drang nach Sicherheit und in seiner Angst vor dem Unbekannten und Unsicheren und in seinem versteckten Minderwertigkeitsgefühl.
Keiner wird heftiger, direkter und vielfältiger mit Satan oder dem innewohnenden Dämon konfrontiert als der Saturnmensch, und darum erschwert er oftmals seine Lebensumstände, oder diese werden erschwert, entsprechend seinen eigenen Reaktionen.
Je stärker er seine Gebundenheit äußert, desto schwerer macht er es für sich selbst, und je mehr er bemüht ist, seinen Dämon zu überwinden, desto schwerer werden seine Lebensaufgaben werden.
Der Wassermann-Mensch wird davon ausgehen, daß alles Illusion ist und wird sich über alles hinwegsetzen, darin liegt seine Kraft; der Steinbock-Mensch wird jedoch pflichtgetreu versuchen, jede Schwierigkeit aus dem Weg zu räumen, weil es ihm schwerfällt, sich abzuwenden oder darüber wegzusehen.
Für ihre Mitmenschen sind jedoch beide gute Kameraden, man findet bei ihnen einen Halt, sei es in bezug auf die äußeren Lebensumstände oder in bezug auf geistige Dinge.
Der Wassermann-Mensch bewahrt, mystisch gesprochen, in sich die harte Erfahrung, daß er einmal durch die Zeit, durch das Begrenzte, besiegt wurde. Das ist der Grund, weshalb er sich selten, und dann auch nur unter zwingenden Umständen, wegschenkt, übergibt.
Hierin erkennt man wieder "den Geiz", das sich nicht Weg-schenken-Wollen.
Der Steinbock-Mensch verhält sich in dieser Beziehung völlig anders: er besitzt die Urerinnerung, daß er alles überwinden kann, wenn er sich an die Zeit wegschenkt; und darum ist er oft so fleißig, wobei er sich an seine Werke wegschenkt, sei es nun zum Guten oder zum Bösen.
Obwohl also beide Typen einander so entgegengesetzt zu sein scheinen, besitzen sie doch beide die Gabe von Saturn: die Ausdauer. Eine Ausdauer, die vielen ihrer Mitmenschen ein Balsam in bewegten Zeiten sein kann.
Beide Aspekte der Ausdauer (Standhaftigkeit) können sich segnend auswirken: der Optimismus des Wassermann, vorausgesetzt, daß er sich nicht durch die äußeren Unvollkommenheiten und Widersprüchlichkeiten irritieren läßt, die ihn ständig reizen, weil sie ihn daran erinnern, daß er in die Zeit untergetaucht oder an sie gebunden ist; oder die äußere Ausdauer, das Weiterarbeiten um jeden Preis, ohne sich durch schwere Umstände zurückhalten zu lassen.
Beide Typen können voneinander lernen.
Die Anwesenheit des Uranus oder spirituellen Aspektes ist für sie notwendig, um die Begrenzungen zu überwinden.
Gerade in den für sie so zutreffenden Worten: Demon est Deus inversus, liegt das mächtige Wissen von der Zeitlichkeit der Tugenden und Untugenden.
Die Untugend ist bestimmt kein Satan, noch ist Tugend ein Gott. Niemand ist gut, auch nicht einer.
Der Lichtsohn ist Deus oder Demon.
In der Gespaltenheit des Lichtsohnes liegt seine Schwäche, doch kann sie auch zu seiner Kraft werden. Die natürliche Anlage spielt dabei keine Rolle.
Es ist nebensächlich, welcher zodiakale Typ man ist. Zwar bekam man bestimmte Eigenschaften mit, aber diese ändern nichts an dem wahren: Deus oder Demon zu sein.
Ein spiritueller Mensch zu sein, heißt immer, Dämon in Gott zu verwandeln, und niemals, Untugenden mit Hilfe von Tugenden zu verdecken, das ist nicht möglich.
Man kann die Nacht nicht durch den Tag erleuchten lassen, beide haben ihre Aufgabe.
Eine Untugend enthält genauso Lehren wie die Tugend. Untugenden spiegeln sich in dem Leben des Menschen, so wie Tugenden ihre Resultate in dem Leben einätzen.
Nichts bleibt ohne Reaktion. Und diese Reaktionen ordnen das Leben des Menschen, er fügt sich nach ihnen, er sortiert sie und zieht daraus die Bilanz.
Mit dem Dämon verhält es sich jedoch anders. Er bewacht das Heilige der Heiligen, und von Zeit zu Zeit versucht er, dieses Heiligtum zu betreten; dann wird sein Denken satanisch, von seinen Gefühlen aufgepeitscht. Dann hat Satan sich einen Zugang zum Tempel verschafft. Dann hat er sich mehr erlaubt, als ihm zusteht, er versucht, die Ewigkeit zu entkräften.
Legende und Wirklichkeit begegnen sich hier.
Jeder bewußt lebende Mensch, der spirituell ernsthaft bemüht ist, den Demon durch Deus zu ersetzen, weiß, wann Demon den Altar der Götter entweiht. Alle Formen der Ursünden sind ein Beweis für diese Entheiligung. Der unbewußte Lichtsohn erreicht niemals das Vorportal, wo Satan die Schlüssel des Tempels in der Hand hält, nur der bewußte, spirituelle Lichtsohn dringt bis dorthin vor.
Darum wird er auch andere Lebensumstände kennen und tiefere Gefühle und tiefsinnigere Gedanken und vor allem innere Erwägungen.
Niemand ist gut, auch nicht einer! Weil das Gute nicht für sich allein bestehen kann: es bedarf des Bösen, um sich selbst zu beweisen. Wie auch der Fall Luzifers die Anwesenheit sowohl von Demon wie auch von Deus bewiesen hat.
Nach diesem Geschehen ist sich der Lichtsohn des: Demon est Deus inversus, bewußt geworden, aber der Weg-zurück ist immer mühsamer als der Fall ins Chaos, weil man sich nun des Dämons und seiner Fallstricke bewußt ist und weil das Göttliche in das Blei von Saturn eingefaßt wurde.
Das Gold wurde in Schwarz gefaßt, und um dieses Gold vom Schwarz zu befreien, muß man die entspechende Arbeitsmethode lernen. Ohne Anstrengung wird nichts erreicht, das begreift der Saturn-Mensch sehr wohl, aber dieses Gebundensein an die zeitliche Anstrengung kann für ihn, der gewohnt ist, ein Lichtsohn zu sein, so unbequem sein.
Das ist die Reaktion des durch den Geist inspirierten Menschen.
Das kräftig Göttliche drängt ihn, die Hindernisse zu überwinden, aber er vergißt seine Gebundenheit, die zu einer Realität geworden ist.
Er braucht sich an ihr nicht blindzustarren, noch soll er sie überschätzen, doch darf er sie auch nicht unterschätzen, denn das würde zu Abnormitäten führen, und "der irdische Mensch kann in das Königreich Gottes nicht eintreten".
Saturn kann nicht in das Reich der Ewigkeit eintreten, er ist nur der Wächter, so wie das Ego des Menschen der Wächter zwischen dem Irdischen und dem Unirdischen ist.
Der Mensch erkenne diesen Wächter und nahe ihm auf die richtige Weise, er lerne das Losungswort, das ihm aus dem Garten des Vaters übertragen wurde, wiederum auszusprechen, und Satan-Saturn wird ihm die Schlüssel zum inneren Tempel in Demut überreichen.
Es gibt keine schönere Wirklichkeit als die verborgene Wirklichkeit, die Gott im Menschen hinterließ.