Freiheit


"Die größten Taten blühen im Verborgenen, ebenso wie die schönsten Blumen."


Jeder esoterisch interessierte Mensch weiß, daß das menschliche Denken imstande ist, Formen zu erschaffen. 

Die universelle esoterische Sprache spricht von Schwingungen, die im Laufe der Zeit durch das menschliche Denken entstanden sind. Nicht nur die Esoterik erwähnt dies, auch die verschiedenen Naturvölker sind davon überzeugt, daß der Gedanke in Wirklichkeit eine Art Wort ist, das für verschiedene Schöpfungen das "erste Wort" oder ihren Anfang bedeutet. 

Von diesem Gedanken ausgehend, der nicht neu ist, müßte man annehmen, daß von Zeit zu Zeit neue Schöpfungen entstanden als Folge von menschlichen Gedanken-Konzentrationen. 

Der Biologe weiß, daß dem nicht so ist, andererseits gewinnt die Überzeugung von einer menschlichen Denk-Kristallisation mehr und mehr die Oberhand und faßt die Theorie Fuß, daß diese Denk-Kristallisation die Ursache von krankhaften Gewebswucherungen ist, die der ursprünglichen bildenden Kraft, dem Bewegen zu neuen Formen und Bildnissen, mit im Wege steht. Dadurch befindet sich der Mensch in einem würgenden Zirkelgang, sein Denkmuster ist kristallisiert. 

Das wirkt sich auf seinen Organismus aus und behindert ihn auch, sich von seinem mentalen Gefängnis zu befreien, während gerade eine mentale Beweglichkeit, d.h. das mentale Hinaussteigen über seine eigenen Begrenzungen, die geistige und biologische Rettung für ihn bedeutete. Hier begegnet man wieder der uralten Weisheit der Gnosis. 

Man kann diese tiefgehende Weisheit bis in das heutige gesellschaftliche und geistige menschliche Lebensmuster verlängern, wo Dogmen, Gesetze und auferlegte Verpflichtungen den Menschen behindern, mental, emotionell und auch biologisch sein eigenes Denk-, Lebens- und Gefühlsmuster zu bilden, wodurch man zugleich die allererste Freiheit des Menschen: die formgebende Kraft fortnimmt oder verformt. 

So hat ein starres Dogma einen größeren Einfluß als rein äußerlich behindernde Grenzen. Man weiß, daß Geist und Natur, somit also Seele und Organismus, direkt miteinander in Verbindung stehen. Obwohl man vielleicht nicht die tiefsten Ursachen des menschlichen biologischen Systems kennt, weiß man, daß geistige Einflüsse das ganze biologische Zusammenleben bestimmen, sonst würde man kein esoterischer Mensch genannt werden können. Die bildende Kraft in der Natur bestimmt die Veränderung im menschlichen Charakter, im Organismus, im Gesicht und im mentalen und emotionalen Leben. 

Beweglichkeit in Denken und Fühlen bedeutet verändern, und d.h. umformen, wiedererschaffen aus alten Formen. 

Die Worte: "Siehe, Ich mache alle Dinge neu", sind sowohl biologisch als auch geistig absolut wahr. Auch die heutigen Biologen kommen zu derselben Überzeugung. Wenn diese Worte nicht mehr auf die Natur oder auf das menschliche Denken angewendet werden können, dann ist etwas mit dem Menschen und mit der Natur vollkommen falsch gelaufen.

Völlig in Übereinstimmung mit allen esoterischen Beurteilungen dieser Zeit entdeckt man, daß solch eine Basis-Kristallisation augenblicklich fortschreitet, ungeachtet der vielgerühmten wissenschaftlichen Entdeckungen. Diese haben aus der Sicht des fundamentalen Schöpfungsgesetzes überhaupt keinen Nutzen noch sorgen sie für eine Auflösung! 

In dieser Kristallisation der ursprünglich bildenden Kraft innerhalb der ganzen Natur und im menschlichen Denken befindet sich der Schlüssel zu einer geistigen Auflösung oder Erlösung. Viele Weise haben auf die Notwendigkeit der Freiheit des Denkens hingewiesen, aber fast nirgends wird sie in Verbindung gebracht mit der direkten Notwendigkeit, um geistig und körperlich gesund zu bleiben. 

Überdies ist über die "Freiheit des Denkens" viel zu sagen, weil der Begriff "Freiheit" durch autoritäre Führer so raffiniert ausgelegt werden kann, daß ein Mensch meint, frei zu sein, obwohl man bereits von fern seine mentalen und emotionalen Ketten rasseln hören kann. Und gerade um diese subtilen Ketten geht es! Wer sich mentale Bilder nur unter der Kontrolle seines Führers oder eines Dogmas bilden kann, verformt die geistig bildende Kraft, die zu der zweifachen Schöpfungskraft gehört: dem Beseeler und dem Formgeber. 

Wenn eines von beiden behindert wird, nimmt man dem Geschöpf seine Lebensmöglichkeit, in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes. Eine lang anhaltende Beschneidung führt zu mentaler und emotionaler Inkompetenz. 

Solch ein Zustand führt zu körperlich-organischen Krankheiten, da der Formgeber im Organismus ebenfalls angegriffen, behindert, krank gemacht wird. Gebunden zu sein an ein zwingendes Lebensmuster, einerlei, aus welchem Gesichtspunkt diesem gefolgt wird, hat fatale Folgen. 

Vor allem die heutige westliche Menschheit erfährt augenblicklich die Resultate hiervon, wobei sich nur der energische, in Emotionen und Denken noch lebende Mensch erfolgreich dem widersetzen kann. 

Alle anderen werden das Leiden notwendigerweise erfahren. Der Beseeler und der Formgeber, die beiden Schöpfungskräfte, halten Natur und Mensch im Gleichgewicht, und der Mensch sündigt fast jede Minute gegen ihre fundamentale Arbeit. 

Wenn man darin keine radikale Veränderung anbringt, als Individuum und selbstverständlich auch als Menschheit, wird sich die "geistige Erlösung", worüber überall so eindringlich gesprochen wird, als eine Fata Morgana erweisen. 

Man hält selbst den Fortschritt auf, man behindert so sehr die innere und die geistige Bewegung und das Voranschreiten, daß selbst biologisch von einem "Sterben oder Aussterben" gesprochen werden kann. Ist das Aussterben von bestimmten Pflanzen- und Tierarten nicht analog mit dem sogenannten geistigen Wohlsein des Menschen? 

Das erste Menschsein muß wiedergefunden werden und das wahrhafte Menschsein muß beschützt werden, sonst stirbt das geistig-biologische menschliche Geschöpf aus. Der Mensch, der seine Gedanken frei und beseelt die geistigen Höhen abtasten läßt und daraus seine geistigen Bildnisse formt, ist eine Seltenheit geworden. So wie auch der geistig und körperlich gesunde Mensch heute selten ist.

Das Handlungsleben des Menschen ist immer ein Ausdruck seiner treibenden Denkkraft. In Übereinstimmung mit diesem Denken verändert man sich hinsichtlich der Lebenseinstellung des Charakters: das Denken muß auf die Erfahrungen reagieren und umgekehrt. Wechselwirkung ist der Quell des Lebens. 

Auch die formgebende Kraft ist von der Wechselwirkung abhängig. Ein Ausschließen der Wechselwirkung bedeutet Stillstand, behindert die Formgebung, bringt somit körperliche und geistige Folgen mit sich. Man versucht, die Folgen durch allerlei Methoden, Medikamente, Eingriffe aufzuheben, aber wenn der Basis-Zwilling der Schöpfung: der Beseeler und der Formgeber sein Werk in dem Menschen nicht verrichten kann, nimmt man die Ursache nicht hinweg. 

Mentale und emotionale Freiheit bedeutet, daß man selbst zwischen Fortschritt oder Rückschritt wählen kann, dem Erschaffen von neuen Bildern oder dem ständigen Betrachten von alten Bildern, die man, aus Mangel an formgebender Kraft, nicht mehr verändern kann. 

So wie es sich in dem Denken abspielt, so spielt es sich auch in dem Organismus und auf dem Lebensweg des Menschen ab. Geistige Entfaltung, Befreiung oder Erlösung ist - theoretisch weiß man das - das Loskommen von sich selbst, d.h. von seinem eigenen Denkmuster, von dem Charakter, von der heutigen biologischen und geistigen Behinderung. 

Loskommen von dem Jetzt! 

Leben ist das Jetzt, ist dieses Leben wiedererschaffen! 

Wer nicht wünscht, von diesem Jetzt loszukommen, hängt am Stillstand, an der Kristallisation und widersetzt sich so den geistig kosmischen Gesetzen, die sich bis in die kleinste biologische Zelle fortsetzen. Wenn die Notwendigkeit der zweifachen Wirkung des Beseelers und des Formgebers zu dem Menschen durchdringt und man darüber einmal tief nachdenkt, wird man zu einer bahnbrechenden Schlußfolgerung kommen können. 

So intensiv eingreifend, daß man sich von der einen Sekunde auf die andere verändern kann, man beginnt dann mit der Erneuerung. Den Damm, den man vielleicht jahrelang in dem lebenden Strom seiner Gedanken und Emotionen aufgeworfen hat, holt man radikal weg und läßt sich auf diesem Strom von Denken und Fühlen mitführen, der den Menschen stets bis an das Ufer des Landes seiner ursprünglichen Bildnisse bringt, die seine spezifischen Schöpfungen sind, geformt von dem Beseeler und dem Formgeber. 

Möge dieser Beseeler und diese formgebende Kraft voller Geist sein, damit die Seele und der Körper die Harmonie ihrer Sphären wiederfinde




Der alte Mann lächelte glücklich:

"Ich habe mein ganzes Leben nach der Weisheit gesucht", 

sagte er, "und heute sah ich ihre Fußstapfen!"

©1970-2013 Henk und Mia Leene