"Was von der Erde ist, kehrt zu der Erde zurück und das, was das Leben des Himmels besitzt, nimmt wiederum seinen Flug zu den himmlischen Höhen."
Wenn der Kandidat die Astrosophie in sein Leben heben will, dann tut er das ausschließlich, um Zugang zu der "schweigenden Lehre" zu erlangen.
Es werden unzählige verschiedene Lehren mit Hilfe von Worten übertragen.
Im Altertum jedoch übertrug man eine Lehre über geschriebene, umschriebene Denkbilder.
Die heutige Sprache ist von der ursprünglichen Idee häufig weit entfernt, wodurch Mißverständnisse entstehen.
Man kann über ein Wort unterschiedliche Gedankenbilder und Auslegungen geben.
In den ältesten Zeiten war dies unmöglich, da Bild und Umschreibung die Kerneigenschaft oder Kernidee berührten.
Dies ist u.a. in den astrologischen Bezeichnungen der Sternbilder zu erkennen.
Wie bekannt, ist die Astrologie, in einer etwas anderen Form, eine Weisheit, die aus der Zeit vor der großen Sintflut zu uns gekommen ist.
Die Priester waren es, die die geschriebene Sprache benutzten, um die spirituellen Gedanken zu übertragen.
Aber diese geschriebene Sprache verbarg hinter ihren Hierogl yphen die "schweigende Lehre".
Die Bezeichnungen der Sternbilder beziehen sich nicht auf die äußere Form des Bildes, sondern auf deren innere Wirkungen.
Darum sagen wir häufig: man beobachte das Tier, das Zeichen des Sternbildes, und man findet den Charakter und auch die geistigen Behinderungen des Menschen.
Astrosophie ist darum keine Lehre einer Seelenerlösung, sondern ein Unterricht für das Ebnen eines Pfades für die Seele!
Die Seele selbst muß diesen Pfad gehen, und dabei hilft kein äußerer Unterricht.
Die Seele verbindet sich immer mit der "schweigenden Lehre".
Wenn daher die ältesten Symbole verwendet werden, werden Mißverständnisse in den Denkbildern in den Hintergrund treten und verschwinden.
Wenn wir z.B. über das Sternbild Stier sprechen, dann sieht man das Tier vor sich und - mehr oder weniger - kennt man dessen Verhalten.
Der Mensch muß sich daran gewöhnen, sich mit dem Bild zu identifizieren, welches das Kernwort aufruft.
Genauso verhielt es sich im frühen Altertum mit dem Namen Gottes.
Als dann dieser Name volkstümlich gemacht wurde, vermied man es, den göttlichen Namen auszusprechen, und man deutete Gott nur an durch "der Unsterbliche".
Astrosophie ist, so sagt man, die verborgene Weisheit hinter den Sternen.
Darum muß man, wenn man sich hierin durchfinden will, die ältesten Bezeichnungen kennen, die heiligen oder priesterlichen Symbole.
Ein Symbol, ein Priesterwort war immer dazu bestimmt, den Menschen zum Denken zu veranlassen.
Nimmt man dem Menschen seine Denkmöglichkeit, dann wird er abhängig vom Denkbild Dritter, einem individuellen Gedankenbild, das möglicherweise mit dem Denken des Empfängers nicht übereinstimmt.
Individualität wie auch Abhängigkeit beginnen bei dem Denken des Menschen.
Das individuelle Denken muß sich entlang der Bilder bewegen, die hinter sich die weitesten Fernen oder die tiefste Gnosis verbergen.
Darum ist das Modernisieren der Bibelsprache eine Farce!
Nur die ursprüngliche, direkteste Wiedergabe hat für die, welche die "schweigende Lehre" suchen, einen Wert.
Es gibt eine Sprache, die gebraucht wird, um viel zu sprechen und nichts zu sagen, das ist ein emotionales und intellektuelles Ventil für das Ego.
Es gibt auch eine Sprache, die nur wenige Worte umfaßt, welche jedoch alle eine Explosion von Kernkraft in sich enthalten. Dies ist die geheime Sprache, eine Sprache, die nur von Seele zu Seele gebraucht werden kann oder von Priester zum Geistverwandten.
Die, welche einen spirituellen Weg gehen, müssen darum lernen, eine eigene Sprache zu erschaffen, eine innere Sprache.
Das Ego drückt sich aus, aber die Seele will sich ebenfalls ausdrücken, wenigstens, wenn sie anwesend ist!
Diese Seele findet die Egosprache ärmlich, sie erreicht damit nicht ihren Nächsten, weil eine Anzahl von Mißverständnissen entsteht, denn Ego- und Seelendenkbilder verwirren sich in der gewöhnlichen Sprache hoffnungslos.
Sagt man nicht, daß mit dem Popularisieren der "inneren Sprache" der verborgene Weg für immer verschlossen wurde?
Das Denken findet zu der verborgenen, schweigenden Sprache des Geistes keinen Zugang mehr.
So ist es mit der Astrosophie und der Astrologie.
Die Astrologie ist die äußerliche, popularisierte Ego-Sprache der Astrosophie, der "schweigenden Lehre" des Priesters.
Über die Astrologie ist der Mensch an allerlei zodiakale, ego-beherrschende Einflüsse gebunden, und diese rufen im Ego-Denken alle möglichen Hieroglyphen und Berechnungen auf.
Deshalb ist die Astrologie voll mit komplizierten Berechnungen, deren Ziel einzig das komplizierte Ego ist, mit dem man sich dann beschäftigt hält.
Astrosophie ist das Erkennen der Einflüsse aus dem Welt-Ei, die Kraft hinter dem Zodiak ist die Energie, die auf die Schale von dem Welt-Ei drückt und es bewegt.
Über die Sternbilder, die zwölf Pforten, sagt Henoch, kommt die verborgene Kraft in die Welt und in den Menschen.
Die Aufgabe für den spirituellen Menschen ist, der äußerlichen Sternenkraft, der Astrologie, zu entkommen, um in Bindung zu treten mit der Kernkraft hinter den Sternen: der Astrosophie.
Da der Mensch ein naturgeborenes Wesen ist, empfängt er diese verborgene Kernkraft verformt durch seine herrschenden Sternbilder.
Es ist verständlich, daß die Befreiung von der Sternenkraft über ihre Pforten, d.h. über einen mitbewegenden Strom erfolgen muß.
Die zwölf Pforten oder Sternbilder können einen hermetischen Abschluß bedeuten, wenn man Widerstand aufweckt, aber sie können auch eine Öffnung sein, eine Aufhebung.
Und diese Aufhebung geschieht immer über die verborgene Kraft hinter den Pforten.
Die zwölf Pforten werden von sieben Bewachern beherrscht. Er, der das Losungswort der Bewacher kennt, findet den Durchgang.
Und darum ist es so wahr, was Paracelsus sagt: Es gibt eigentlich sieben Verwandlungen. Die Benennungen der Planeten gehören ebenfalls zu der "schweigenden Lehre". In der Mythologie nähert man sich ihren Kernkräften.
Aus dem Erkennen der "schweigenden Lehre" muß der Kandidat dieses lernen: niemals sich aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen durch einen flüssigen, schön scheinenden und mächtigen Wortstrom.
Es gibt so viele Worte aber nur einzelne tiefe Gedanken.
Solange der Sprecher - es spielt keine Rolle, wer es ist - seine Zuhörer so dicht wie möglich an die Tiefe einer Idee heranführt, hat er ein Recht zu sprechen.
Wenn der Zuhörer in die Sicht der Idee gebracht worden ist, läßt ihn der Übertragende los, der Empfänger muß nun selbst die Idee vertiefen.
Das bedeutet: individuelle, autonome Spiritualität.
Es gibt nur eine Idee, es gibt nur verschiedene Wege, weil diese mit dem Bewußtsein des Erforschenden zusammenhängen.
Und jeder Weg ist individuell.
Der Weg, die Freiheit, beginnt außerhalb des Menschen, in der göttlichen Idee, und dann bewegt er sich über das Innere und das Suchen des Menschen wiederum nach der Erlösung außerhalb des Stoffs.
Die Astrosophie befindet sich außerhalb des Menschen, aber ihre Schwingungen befinden sich in dem Menschen und rufen in ihm Widerstände oder Einsichten auf, wodurch sich der Mensch außerhalb seiner selbst begeben kann, sowohl in degenerierendem wie auch in regenerierendem Sinn.
Wenn der Mensch von einer Idee begeistert ist, wird er sein Bestes versuchen, um diese Idee zu verstehen, er möchte diese Idee konkretisieren, wodurch er die Idee notwendigerweise erniedrigt, den begrenzten Begriffen anpaßt, und so stirbt die Weite des ursprünglichen Gedankens.
Spirituell gesprochen, wird auf diese Weise das Göttliche dem Zeitlichen unterworfen, damit sich der Mensch, das Ego, darüber zum Meister erheben kann.
Nun, so wurde der leuchtende Rückweg verschlossen, und so starb das unaussprechliche Bild Gottes.
Wir schreiben hierüber, weil wir bemerken, daß man noch allzu häufig die Astrosophie mit der Astrologie verwechselt.
Man braucht keine Astrologie zu studieren, um die Astrosophie zu verstehen.
Jedoch muß man wohl ein Wissen haben über die Kernwirkungen der Natur, über die Wechselwirkung zwischen Schöpfer und Geschöpf.
Unwissenheit ist ein Hindernis, sowie auch ein zu großes Wissen eine Behinderung wird.
Auch hier gilt die Harmonie des goldenen Mittelweges.
Jeder spirituelle Mensch wird sich bestimmt gern ein Bild machen wollen von seinem Niederstieg in diese begrenzte siebenfache Natur und alles darüber wissen wollen, wie er diesem entkommen kann, wenigstens, wenn ihn seine Seele zum Wissen weiterjagt.
Wenn man von der "schweigenden Lehre" angezogen wird, findet man sich automatisch in der Bedeutung der Stille und der Konzentration zurecht.
Durch die Jahrhunderte hin waren die Schulen der Stille darauf aus, einen Durchbruch von der Äußerlichkeit zu der Innerlichkeit zustandezubringen.
Die meisten dieser Versuche scheiterten, weil die Stille, wie Paracelsus so schön sagt: eine Phase in dem siebenfachen Erlösungsprozeß ist.
Die Stille kommt erst nach der Kenntnis und dem Schweigen des Ichs und dem Sich-Erheben zu den unbegrenzten Fernen des Denkens.
Das ist das Sterben der äußeren Lehre und das Hineingehen in die innere schweigende Lehre.
Geht man da hinein, dann wird die vollkommene, zweifältige Stille ein Bad von Bethesda und keine forcierte Pflichtausübung.
Man ist dann still, man ist eins mit der Verborgenheit, man folgt der schweigenden Lehre, man sieht mit inneren Augen und man entkleidet die Worte der Menschen, um ihre wahre Art zu erkennen.
In der Astrologie kann man mit Hilfe des Intellekts durch-kommen, aber man findet nichts als Leere, begrenzte Kenntnis, Ummauerung, den würgenden Griff des: "bis hierher und nicht weiter."
Die Astronomie erschließt Fernen, wenn man den Weg der Pforten geht.
Wenn wir z.B. über die sieben Gaben als den edlen Verwirklichungen schreiben, dann muß das Andeuten einer jeden Gabe dem Kandidaten zu einem Edelstein mit vielen Facetten werden.
Die Aufmerksamkeit z.B. hat viele Aspekte.
Aber jede Schattierung kann sich auf eine höhere Ebene verlegen - anhand des Denkens und des Bewußtseins des Betrachtenden.
Alles hängt davon ab, wie sich der Pilger dieser Aufmerksamkeit nähert, von wo aus er sich ihr nähert.
Man kann die Aufmerksamkeit in begrenztem Sinn verwirklichen, aber ihre spirituelle Verborgenheit vollständig leugnen.
Sich an die äußeren Gesetze zu halten, ist eine Frage des Trainings.
Jeder Mensch kann einem solchen Training folgen.
Astrologie zu lernen ist ein Training, eine wiederholte Übung.
Die Astrosophie kann man nicht lernen, in sie dringt man ein mit Hilfe einer innerlich anwesenden Kernschwingung.
Diese Kernschwingung besitzt jeder seelenvolle Mensch, er muß diese nur erwachen lassen.
Wie? Indem er niemals aufhört, nach der "schweigenden Lehre" zu suchen.
Dies tut der Kandidat jedoch niemals dadurch, daß er hierhin und dorthin eilt, auf der Suche nach äußerlichen Lehren.
Dies tut er immer, indem er sich innerlich unbeweglich hält und sein beseeltes Denken alles abtasten läßt, womit es in Berührung kommt.
Auf diese "schweigende Lehre" gründen sich sehr viele östliche Symbole, wie z.B. die Mandalas.
In Einsamkeit und Stille vertieft sich das Denken des Pilgers mit Hilfe des Mandalas.
Ein lauer, abhängiger und phlegmatischer Pilger wird dies niemals tun. Das Bildnis sagt ihm nichts, sein Denken ist abhängig, bewegt sich entlang vorgeschriebener Andeutungen.
Diese Bildnisse sind die Folge des Verlorengehens der "verborgenen Sprache".
Beobachten, innerlich verarbeiten und danach handeln, das ist die Methode des spirituell aktiven Menschen.
Hören und währenddessen mit dem bildenden Vermögen sehen, das ist die Methode, um sich einer verborgenen Lehre zu nähern.
Ein Empfänger, sei es Beschauer, sei es Zuhörer, ist innerlich niemals passiv, immer aktiv!
Er setzt sein bildendes Vermögen in Gang, als ein aktives Element des Mysterienplaneten Neptun.
Das bildende Vermögen des von der Seele inspirierten Menschen richtet sich immer auf das spirituelle Leben.
Wer sein bildendes Vermögen dazu mißbraucht, um sich ein dekadentes Denkleben zu erschaffen, wird Mühe haben, sich der Hohen Einbildung der Seele bemächtigen zu können.
Für jeden spirituellen Kandidaten gilt: das bildende Vermögen rein, gesund und ausgeglichen zu halten.
Über diese Hohe Einbildung empfängt der Kandidat "die schweigende Lehre", und diese ist die erste Berührung mit dem inneren Pfad.
Die Intuition kennt den Weg zur Hohen Einbildung, und das Gewissen kann diese Einbildung reinigen oder rein halten. Die Astrosophie ist eine Konzentration von Kernkraft, wodurch man versucht, die Hohe Einbildung aufzuerwecken.
Je mehr man sich in der Sphäre dieser Hohen Einbildung bewegt, desto leichter wird es einem fallen, die zwölf Türen der Zugangswege zu dem Absoluten zu erschließen.
Darum ist es innerlich bereichernd, wenn der Kandidat die Edlen Gaben eine nach der anderen in seine Hohe Einbildung aufnimmt und sie von allen Seiten betrachtet, abtastet.
Kennt man solch eine Gabe erst einmal, ist sie ein innerer Besitz geworden, dann ist das Austragen davon nur eine automatische Handlung.
Hierdurch fällt das Ringen fort, über das so viele ständig sprechen.
Der Kampf zwischen äußerlich und innerlich.
Man kann äußerlich und innerlich nicht vermischen, noch ihnen gemeinsam dienen.
Sie müssen getrennt werden, und dies geschieht durch das prinzipielle Leben, auf der Basis von Intuition und Gewissen.
Es ist logisch, daß ein Kampf fortfällt. Der, welcher von der Hohen Einbildung inspiriert, das tägliche Leben lebt, wird ein edler Mensch, aber auch ein beseelter Mensch.
Ohne Beseelung, in der spirituellen Bedeutung, ist keine geistige Aktivität, noch irgendein geistiges Leben möglich.
Wir hoffen, daß die Möglichkeiten, die sich hinter diesen Worten öffnen, die Hohe Einbildung des Pilgers aktivieren, beseelen werden, damit so die Seele als Kernkraft in ihm lebendig bleibe!