"Umfasse mich während der Einsamkeit Deines Pfades, o Licht!"
Wenn ein Mensch einen spirituellen Pfad gehen will, beginnt er mit einer Revolte. Am Anfang weiß der Mensch nicht, ob er einen solchen Pfad betreten will: alles, was er tut, ist instinktiv, er reagiert aus einer Aversion gegen seine heutigen Lebensnormen und Glaubensgewohnheiten.
Darum beginnt er mit einem Bruch und bis zu diesem Augenblick ist er sich einer bestimmten inneren Behinderung nicht bewußt gewesen, aber in diesem ersten entscheidenden Augenblick bemerkt er, daß es eigentlich nicht so ist, wie er es sich vorgestellt hatte.
In dieser beginnenden Revolte ist der Mars-Mensch ein mitleidlos Durchsetzender, er nimmt weder Rücksicht auf sich selbst noch auf andere.
Der Venusmensch möchte zwar durchbrechen, aber er sucht einen Kompromiß, endlose Halbheiten sind die Folge. Aber alle geraten in die revoltierende Bewegung und müssen daraus ihre Konsequenzen ziehen.
Der Gedanke an einen Durchbruch oder eine Flucht beginnt den gesamten Menschen langsam aber sicher in Beschlag zu nehmen, bis die Tat folgt und der Gedanke verebbt. Vom Denken aus wird der ganze Mensch beeinflußt; aber der erste Impuls entsteht im Herz, das dem Denken seinen Wunsch zu erkennen gibt, worauf dann alles weitere von den Sinnen aus erfolgt.
So verhält es sich auch mit dem Betreten eines spirituellen Weges.
Er beginnt mit einem Verlangen nach wahrer Spiritualität, unterdessen gehen die alten Gewohnheiten weiter, bis sich das Denken gegen das alte Leben auflehnt, und dann dauert es noch eine Weile, bis der entscheidende Schritt getan wird.
Die Venustypen verraten häufig ihr Herz, sie hindern es daran, seine Impulse an das Haupt durchzugeben. Die Marstypen reagieren auf das Haupt und folgen den Befehlen des Denkens, das unter Merkur steht.
Merkur muß auf Venus warten, Mars muß auf Merkur warten.
In der Praxis zeigt es sich, daß jeder Mensch eigentlich eine Einheit der sieben Gaben der sieben Planeten darstellt; folgt er jedoch nur dem Impuls von einem unter ihnen, dann wird er das Opfer einer Ursünde.
In der Einheit erzielt man das beste Resultat, vor allem auf spirituellem Gebiet.
Die Einheit der sieben inneren Planeten führt den Menschen zu einer vollkommenen Tat. Leider ist der Mensch innerlich gespalten, und darum kostet es ihm Mühe, eine solche Einheit zu erlangen.
Es gibt immer einen Planeten, der ihm das Gesetz vorschreibt, und um diesen Zwang durchbrechen zu können, muß er auf seine Ursünde achten. Es ist unmöglich, die notwendige Einheit zustandebringen zu können, wenn der Mensch einem Herrscher unter den Planeten untergeordnet ist. Außerdem ist man nicht frei, wenn man unter einer solchen Herrschaft steht, man ist der Gefangene seines individuellen Teufels oder Satanaels.
Der Kandidat geht einen spirituellen Pfad immer mit seinem Gefährten, Satanael, und so ist er niemals allein.
Wenn der Kandidat diesen Pfad mit Gott geht, ist er auf diesem Weg bereits weiter vorangekommen. Gott ist der Gefährte des Kandidaten, wenn Satanael zurücktritt, nicht eher.
Es ist nicht so, daß die Spiritualität ein Kampf zwischen Gott und Satanael bedeutet, wie es manche Religionen behaupten.
Gott kämpft nicht! Satan erhebt sich gegen Gott, weil er auf die Stellung von Adamas neidisch ist, aber Gott bekämpft ihn nicht!
Welch eine Torheit, anzunehmen, daß Gott seine Kräfte mit einer gefallenen Entität messen würde. So etwas kommt nur im Gehirn des dualistischen Menschen auf, der selbst zwischen Gott und Satanael schwankt. Die Essenz dieses typisch menschlichen Kampfes findet man in den Merkurtypen.
Merkur wird als der Botschafter der Sonne angesehen, und - astronomisch gesehen - steht er auch der Sonne am nächsten.
Merkur ist - in seinem spirituellen Aspekt - ein sehr erhabener Planet, aber, wie der Volksmund sagt: "Je größer der Geist, desto größer das Tier", so ist auch die Ursünde von Merkur in ihren Ausdrucksformen häufig bestialisch.
Einer, der direkt unter oder neben dem Führer steht, spielt immer mit dem Gedanken, daß er bald die Nachfolge dieses Führers antreten wird, wie es auch die Situationen im Leben zeigen.
So verhält es sich auch mit Merkur. Da er mit dem Licht der Sonne zu den Menschen kommt, identifiziert er sich mit der Sonne und er ist neidisch auf ihre Ausstrahlung, ihr Licht und ihre Kraft.
Er gibt dem Menschen die Idee von: "Nichts ist umsonst", und veranlaßt ihn zum Handeln, zu Geschäften. Der Neid ist beweglich, ein Pfeil, der abgeschossen, aufgefangen und wiederum abgeschossen wird.
Merkur wird von der Eifersucht beherrscht, weil er nach etwas strebt, nach dem vollkommenen Licht, wie es die Sonne besitzt.
Er ist jedoch einer der in sich selbst gegensätzlichsten Planeten, denn keiner der anderen Himmelskörper hat zwei einander so scharf entgegengesetzte Seiten.
Darum spricht man von einem hohen und einem niederen Merkur.
Mit Mars und Venus ist dies etwas anders. Man kann von einem höheren Mars sprechen und dann wird dieser ein Michael, der gegen den Drachen kämpft und von einer höheren Venus, und dann wird diese die zur Übergabe bereite Liebe, wenn man jedoch vom höheren Merkur spricht, meint man: den Lichtbotschafter.
Merkur trägt dann wirklich etwas vom Göttlichen in sich.
Ein Botschafter besitzt eine Botschaft, ein Zeichen, eine Erinnerung an den Absender. Deshalb sind die beiden Merkurtypen: Zwilling und Jungfrau einander vollkommen entgegengesetzt, obwohl sie beide von Merkur beherrscht werden.
Der Zwilling kennt den Neid als Ursünde und die Jungfrau kennt die Eifersucht als Ursünde, und in diesen beiden Worten liegt der subtile Unterschied der beiden Merkurwirkungen.
Die Zwillingstypen sind ununterbrochen beschäftigt, weil sie unaufhörlich nach etwas Besserem, nach etwas Höherem, nach etwas mehr Ansehen streben, jedenfalls immer nach etwas, das in ihren Augen wertvoller ist.
Hierin sieht man Merkur, der auf die Sonne neidisch ist, er wird alles daransetzen, um mehr Licht zu erlangen, und wenn dies nicht gelingt, wird er sich selbst und anderen vormachen, daß er es bereits besitzt.
Der angeborene Neid jagt ihn auf, mehr erreichen zu wollen als er vielleicht kann. Er wird über seine eigenen Möglichkeiten hinausgejagt, und dies führt zu Frustrationen und zu einem Komödienspielen, in dem sich dieser Mensch selbst spiegelt, weil ihn seine Bitterkeit und Enttäuschung unausgeglichen machen.
Unter ihnen findet man häufig Unausgeglichene; die beiden stark ausgeprägten Seiten von Merkur kämpfen um den Vorrang.
Auch hierin liegt der Neid.
Darum herrscht da die Ruhelosigkeit, wenn die eine Seite etwas erreicht, muß die andere Seite sehen, dies zu übertrumpfen.
Die beiden Kinder des Zwillings sind fortwährend miteinander überworfen, und das ist das Schicksal des Zwillingsmenschen: entweder ist er neidisch, eifersüchtig auf das Spirituelle im allgemeinen, oder er ist neidisch auf seinen Mitmenschen, der mehr erreicht als er.
Das Feuer des Neides verbrennt ihn, weil es ihn nicht in Ruhe läßt. Aus diesem Neid heraus ist er zu allem imstande, und die intensiven Bemühungen, das zu erreichen, was er will, führen ihn häufig zu einem Zusammenbruch.
Anders verhält es sich mit den Jungfrautypen. Ihr Neid äußert sich vollkommen anders, weil ihre innere Stabilität unter den Pfeilen des Neid-Feuers nicht nachgibt.
Er schlägt ins Gegenteil um und macht sich selbst krank durch "Einsalzen", Maulen, Grollen und eine abweisende Haltung.
Er äußert seinen Neid in einer häufig übertriebenen, gekünstelten Eifersucht; er nimmt seine Scheuklappen vor die Augen, um das blendende Licht der Sonne nicht zu sehen und er leugnet sein Wissen um sie, aber er eifert ohne Aufenthalt, um seine Sucht nach innerem Aufgang zu verwirklichen.
Da, wo die Zwillingsmenschen ihr Ziel des Vorankommens verfehlen können, weil sie immer wieder von neuen Methoden, neuen Zielen, neuen Möglichkeiten abgelenkt werden, da setzt der Jungfraumensch immer das durch, was er einmal begonnen hat.
Hier ist der Botschafter zu erkennen, er ist mit einem Auftrag belastet, mit einer Arbeit, und er wird diese ausführen.
Er ist sich seiner Stellung bewußt.
Diese Einstellung schenkt ihm ein gewisses "Mehrwertigkeitsgefühl", wodurch er ungestört sein gesetztes Ziel verfolgen kann.
Neid ist destruktiv, Eifersucht ist beschränkend; ein neidischer Mensch geht über Leichen, um sein Ziel zu erreichen; ein eifersüchtiger Mensch geht über seine eigene Leiche, um sein unumstößliches Ziel zu verwirklichen.
In den Zwillingstypen ist der Neid nach außen gerichtet, wie eine versengende Flamme schlägt er durch den Menschen hindurch und trifft jeden in seiner Nähe.
In den Jungfrautypen ist er nach innen gerichtet, er höhlt aus und frißt sein Opfer auf. Auch diese Ursünde braucht keinen Abscheu zu erregen, denn sie ist genauso schlecht oder gut wie die anderen. Jede Ursünde ist ein geschändetes göttliches Licht. Jeder Dämon besaß einmal die Kraft einer Gottheit.
Es gibt nur ein Licht, eine Kraft, eine Vollkommenheit.
Das Denken des Menschen verwandelt diese Kraft in eine Ursünde, je nach der Art seines Typs.
Sowohl der Zwilling, wenn er innere Harmonie erreicht, wie die Jungfrau, wenn sie ihren Neid auf sich selbst aufgibt, können die Arbeit des Botschafters verrichten, wie sie Merkur aufgetragen ist.
Der Zwilling muß bewahren, was er hat und nicht auf andere sehen, und die Jungfrau muß abgeben, was sie hat und darf anderen nicht abweisend gegenüberstehen. Bei beiden spielt der Neid die Rolle des Beschirmers ihrer Angst.
Der Zwillingsmensch hat immer Angst, daß er "es nicht rettet", weil die anderen ihn belagern, ihm voraus sind, ihm seine Chancen nehmen, daher sein Mißtrauen.
Der Jungfraumensch gibt seinen Besitz nicht ab, weil er diesen für die anderen zu kostbar hält und Angst hat, daß sie diesen beschmutzen, deshalb besitzt er das "Mehrwertigkeitsgefühl".
Aus dem Bewußtsein des kostbaren inneren Besitzes kann etwas Wertvolles wachsen. Zwischen dem sich selbst Vernichten, Preisgeben, und dem sich Peinigen, Niedertrampeln und Verschließen liegt die Grenze zwischen den beiden Merkuraspekten.
Merkurtypen sind Menschen der Vernunft; entweder schwätzen sie oder sie reden bewußt nicht, sind aber wohlüberlegend.
Der instinktive Neid ist wie ein Orkan, aber der merkurische Neid ist wie ein raffinierter Ansturm, stets auf die schwachen Stellen zielend.
Auch hier ist die Angst wiederum die Ursache der Übergabe an die Ursünde. Die Angst ist der Teufel der zeitlichen Natur, und darum gebiert sie die sieben Ursünden. Gäbe es diese Angst nicht, dann gäbe es keine planetare Ursünde, und ihr individueller Auftrag würde offen ausgeführt werden.
Denn jeder Planet, und damit jeder planetare Typ, müßte dem höheren Auftrag der sieben Geister Gehör schenken.
Mars muß die heilige Tat verwirklichen; Venus muß die Liebe im Herz wecken; Merkur muß die klare, uneigennützige Vernunft austragen. Und ebenso müssen es die entsprechenden Typen auch verwirklichen, und dann spielt es keine Rolle, ob man ein Zwillings- oder ein Jungfrautyp ist.
Die denkende Vernunft und die austragende Vernunft sind beide unentbehrlich, sie gehören zusammen.
Der spirituelle Mensch hat die Aufgabe, seiner Seele den Pfad zu ebnen, aber dies wird er immer auf seine ganz persönliche Weise tun, auf die Weise, die die zodiakale Herrschaft ihm eingibt.
Der Zodiak bestimmt seinen Charakter, sein Blutserbe bestimmt sein äußeres Verhalten oder seine Gewohnheiten, aber die ausgesprochen zodiakalen Neigungen werden von seinem Typ bestimmt, und diese sind immer zu erkennen.
Wenn diese Neigungen in die planetare Aufgabe des Himmels verwandelt werden könnten, dann würden sie das Blutserbe überschatten und dem Menschen eine Hilfe sein können.
Ein liebevolles Herz (Venus), ein heiliger Mut (Mars) und eine weise Vernunft (Merkur), sind, wenn nicht der Beweis, so doch immer die Vorbereitung einer Seelenvervollkommnung.
Ein liebevolles Herz kennt keine Wollust, ein heiliger Mut kennt nicht die Besessenheit des Zornes, und eine weise Vernunft kennt keine Ungerechtigkeit noch Unvernünftigkeit, die so typisch für den Neid sind.
Hinter diesen drei Wirkungen des Himmels steht dann auch nicht das Ego, sondern immer die Kernkraft des Himmels: die Geistsonne - Gott!
Gott kennt keine Angst, darum kämpft er niemals gegen Satanael, noch kennt er die Sucht, überwinden zu wollen, oder die Wollust zum Unterwerfen. Man kämpft niemals aus Mut, sondern immer aus unbewußter oder instinktiver Angst, und auch Ehrgeiz basiert auf Angst.
Wer seine Ursünde bekämpft, fürchtet sie, wer seiner Ursünde davonläuft, fürchtet sie ebenfalls, und wer seine Ursünde maskiert, fürchtet sie auch. Wer aber seine Ursünde erkennt, sie sich eingesteht und ihr dann die Tür weist, weil er sie nicht mehr als Lebensbeschirmer annehmen will, der wählt den rechten Weg!
Man kann seine Herzenspforte verschließen, auch sein Denken kann man verriegeln, sind aber diese beiden immun gegen die Listen der Ursünde, dann wird der Mensch frei.
Ein jeder ist in der Lage, eine solche Tat zu verrichten, wenn man bewußt verlangt und bewußt will, weil man zwischen Stoff und Geist gewählt hat.
Jeder, der gewählt hat, gebraucht die Mittel, die ihm weiterhelfen können, nur der Heuchler weist sie ab.
Der Kern der Spiritualität liegt immer in dem unüberlegten, angeborenen Interesse, das aus dem Urwissen hervorkommt und das durch Behinderungen, Scheitern und durch Dogmen nicht zu löschen ist.
Aus diesem Seelen-Interesse bekommt man die Kraft zum Weitergehen auf diesem schmalen Pfad, und darum glaubt dieser von der Seele getragene Mensch an die Überwindung, an die Aurora, und keiner kann ihm diesen Glauben nehmen.
Dieser Glaube besiegt seine Angst, und damit stirbt auch seine Ursünde. Dann liegt der Nachhauseweg problemlos vor ihm, von der Geistsonne übergossen.