"Das Göttliche Selbst ist wie die Sonne, und sie hebt, gleichwie der Äther, nur die Geflügelten empor!"
Wenn man seinem Gewissen ehrlich gegenüberstehen will, muß man sich auf die Fragen gründen:
"Was will ich?" - der Feuertyp.
"Will ich?" - der Wassertyp.
"Wer bin ich?" - der Lufttyp.
"Was besitze ich?" - der Erdetyp.
Wir haben dies im vorhergehenden Kapitel besprochen.
Wir hoffen, daß der Kandidat einsehen konnte, daß jede dieser Fragen den Grund seines ganzen Lebens berührt.
Wer schnell über diese Fragen hineilt, wird niemals Klarheit darüber erlangen, ob sein Leben wirklich ein spirituelles Ziel kennt.
Das harmonische Zusammenfließen dieser vier Fragen kulminiert in der absoluten Spiritualität, die sich nicht um Nichtigkeiten und Probleme kümmert, die nur das Ego betreffen.
Die vier Wahrheiten Buddhas, die in den vier Fragen zum Ausdruck kommen, bilden gemeinsam den spirituellen Weg, auf dem der Pilger festentschlossen vorwärtsgeht.
Das große Nicht-Sein, feuriger Wunsch vieler Spiritualisten, befindet sich mitten in dem Viereck, das diese vier Fragen oder Wahrheiten bilden.
Von der Einheit dieser vier Pfeiler des spirituellen Lebens umschlossen, findet der Pilger das Tao, die Seelenvibration, in der das Ego in der Umarmung der ewigen, ursprünglichen Natur einschlummert.
Es ist schwer, mit einem begrenzten Wort die Unermeßlichkeit dieses Taos auszudrücken und dem Pilger zu übertragen.
Man stelle sich nur einmal vor, daß das Ego nicht mehr will, daß sich dieser harte, egozentrische Kern aus dem Menschen zurückzieht und daß sein Denken und Fühlen sich in dieser energievollen Stille des Geistes auflösen.
Man kann es einigermaßen mit dem Erleben vergleichen, wenn man sich auf dem Gipfel eines Berges befindet, wo die Stille durch die atemberaubende Schönheit der Umgebung intensiver wird, während man sich gänzlich von der wunderbaren Natur aufgenommen fühlt.
In solch einem Augenblick ist die Stille spürbar in dem Menschen und um den Menschen.
Jeder Gedanke an Eigennutz zieht sich aus dem Pilger zurück, er fühlt sich von einer Erhabenheit umarmt, die alle menschlichen Interessen hinwegfegt.
Dieses sind nur sporadische, flüchtige Augenblicke, aber so wird es immer sein können, wenn das unermeßliche Tao in seine Seele eindringt und die eigene Begrenztheit und Kleinheit aus dem Menschen herausreißt.
In allen heiligen Schriften begegnet man der Einheit der vier Wahrheiten: u.a. im Neuen Testament, wo den Menschen die vier Evangelisten und die vier Tiere vor die Grundlage der Harmonie stellen.
Der achtfache Weg, auf welchem sich die doppelt polarisierten vier Wahrheiten befinden, hängt, so sagt Buddha, mit der Wirksamkeit der Kehle oder der Umwendung von Merkur zusammen.
Die Kehle ist die Pforte zu der großen Befreiung und sie besitzt als Symbol eine Blume mit sechzehn Blumenblättern (zweimal acht).
Die Pforte, durch die die Befreiung zustandekommt, so sagt Buddha, ist die Kehle, die mittels einer befreienden Vibration den Menschen von der Siebenheit zum Durchbruch der Acht drängt.
Jedes Menschenkind muß seinen innersten Wunsch durch eine starke, nach außen und nach innen durchdringende Schwingung bekräftigen.
Sobald der Pilger für sich selbst laut eine Antwort auf die vier Fragen gegeben hat, beginnen die Konsequenzen, nimmt der wirkliche Pfad einen Anfang.
Eine laut ausgesprochene Bestätigung oder Leugnung ist ein Beschluß, der unmittelbar seine Auswirkung hat.
Dadurch, daß die Schwingung der Bestätigung oder Verneinung nach außen getragen wird, verändert sich das aurische Feld des Menschen und erfährt er auch innerlich davon die Auswirkung.
Das Ohr bringt die Schwingung wieder nach innen, die aurischen Vibrationen nehmen die Schwingung in ihrem Feld auf und verändern ihre Farbe. Das ist die Auswirkung eines Wortes.
Und das ist also auch die Auswirkung der siebenfachen, befreienden Schwingung, die die Kehle nach außen trägt.
Bevor der Mensch positiv, wohlbewußt seinen Wunsch laut äußert, ist diesem eine innere Wirksamkeit voraufgegangen.
Wir sprechen hier natürlich über den ernsthaften Kandidaten und nicht über jene, die nonchalant mit der Schwingung des Wortes umspringen, auf diese Weise eine chaotische Verwirrung in sich und um sich herum entfesselnd.
Diese können nicht positiv und direkt einen spirituellen Weg gehen, denn sie behindern sich selbst von Tag zu Tag!
Wer sich wohlbewußt in die vier Wahrheiten vertieft, wird entdecken, wo seine Behinderungen liegen, und er wird nicht eher eine positive Antwort aussprechen können, als bis diese Behinderungen aus dem Wege geräumt sind.
Eine Antwort, also die positive Polarisation, die der negativen Polarisation der Frage entgegenkommt, wird absolut die innere Wahrheit des Kandidaten vergegenwärtigen müssen, wollen Frage und Antwort eine Einheit bilden, also: zur Harmonie kommen.
Das "Nicht-Sein" ist in sich eine absolute Wahrheit, denn Lügen und Scheinheiligkeit bringen Gegenbewegung, Störung des "Nicht-Seins".
Man kann dies bei sich selbst nachprüfen: der ernsthafte Pilger fühlt eine innere Unruhe, eine chaotische Verwirrung, wenn er die Wahrheit nicht spricht oder gesprochen hat.
Der Feuertyp gerät in Aufstand gegen die Verwirrung, sobald er die Lüge gebraucht, und er arbeitet sich immer tiefer in den Kampf der Gegensätze hinein.
Der Wassertyp läßt sich von seiner eigenen Lügenhaftigkeit deprimieren und versinkt in Ermüdung.
Der Lufttyp versucht, seiner eigenen Unwahrheit dadurch zu entfliehen, daß er nötigenfalls noch mehr Lügen darauf aufstapelt, sich so in eine Welt von Lügen und Schein einspinnend, an die er selbst glaubt.
Der Erdetyp fährt damit fort, sich auf seine eigene Lügenhaftigkeit zu gründen, und er leugnet einfach alle andere Wahrheit, sich auf diese Weise eine Schein-Erde unter den Füßen bauend.
Schließlich enden alle Typen in der alles vernichtenden Gegenbewegung, in der die Stille nicht zu finden ist.
Mit jedem Atemzug bindet sich der unwahrhaftige Pilger an die Gegenbewegung, an die Disharmonie, und entfernt sich von der Stille.
Einzig aus dem Grunde, weil sein Ausgangspunkt falsch gewesen ist.
Darum richteten wir die Aufmerksamkeit des Lesers auf die vier Fragen, die aus den vier Wahrheiten entspringen.
Man wird jede dieser Fragen bis auf den Grund ausloten müssen, und erst, wenn aus einem selbst, wie ein Springbrunnen, die deutliche, positive Antwort aufsteigt und man diese laut vor sich selbst auszusprechen wagt, wird man mit der Umwendung einen Anfang gemacht haben.
Buddha sprach nicht zufällig über die Vier Wahrheiten!
Denn keiner ist wahr. Kein Mensch, der sich noch im Streit der Gegensätze befindet, kennt die Wahrheit.
Vielleicht dann und wann, in seltenen Augenblicken.
Es gibt, so sagt die östliche Astrologie, fünf Bewegungen, fünf Hindernisse, die im Kosmos, in der Menschheit und im Individuum überwunden werden müssen.
Das Feuer wird durch das massale Verlangen der Menschheit symbolisiert: die niederen Verlangen vernichten, verbrennen, die höheren Verlangen erleuchten.
In dem Makro- und dem Mikrokosmos muß dieses Feuerelement geläutert, gereinigt werden.
Der Wunsch, das Verlangen der Menschheit muß also gereinigt werden, darum korrespondiert dies mit der Frage: "Was will ich?"
Wenn man sich diese Frage immer wieder stellt und prüft, inwieweit die Antwort rein, wahr und direkt aufwallt und womit diese Antwort in Verbindung steht, ist man damit beschäftigt, das große Verlangen zu reinigen.
Das bedeutet, die erste Behinderung zu überwinden.
Die Gleichgültigkeit, die Lauheit und die Erstarrung in der Menschheit, in der Natur und im Individuum werden von dem Wasser-Element begünstigt.
Das Mitbewegen nimmt abnorme Formen an, es ist das Nicht-durchdringen-wollen zu der Frage: "Was will ich?" und "Will ich?". Stattdessen wird lieber nicht nachgedacht, man sucht den bequemen Weg.
Dieses Wasser-Element begünstigt Abhängigkeit, Anbetung von Autoritäten, Bequemlichkeit und massale Hysterie. Das Element Luft begünstigt Gedankenlosigkeit, Zerstreutheit und Agitation.
Es ist die massale Flucht in die Unwissenheit und die Gespaltenheit.
Dort, wo das Luft-Element regiert, kann keine Einheit und keine Harmonie zustandekommen, bevor nicht die Basis des: "Wer bin ich?" oder "Wer sind wir?" gelegt ist.
Solange die Menschheit nicht wissen will, was die Wahrheit oder was die Realität ist, wird sie von dem Luft-Element weitergejagt.
Diese negative Einstellung erkennt man in der Aquarius-Ära.
Jeder gedankenlose Mensch ist ein Spielball der Lüfte und wird die Beute der inneren Unruhe, die sich in nervösen Störungen und innerer Gespaltenheit äußert. Das Element Erde veranlaßt die Menschheit zu Boshaftigkeit und Untugend.
Man kann dies in Form von Egozentrizität sehen, Eigennutz, dem Gründen, Verankern des "Ichs" in jeder Handlung, in Denken und Fühlen. Die Erde, die Notordnung zwingt den Menschen zum Ausleben seiner Egozentrizität, das ist seine Lebensrettung.
Jeder Materialist ist egozentrisch und darum das Gegenteil von christozentrisch oder spirituell.
Darum heißt die Kernfrage für den zeitlichen Menschen: "Was besitze ich?" Und dieses legt der Mensch immer in materiellem Sinn aus.
Der spirituelle Mensch wird sich am spirituellen Besitz orientieren: "Was besitze ich?" in spirituellem Sinn.
Die Frage, die hinter dem Bösen drängt, ist: "Was besitze ich und was werde ich besitzen?"
Das "Böse" ist darum nicht teuflisch, sondern nur der Urtrieb des Elementes Erde.
Und dieses Ur-Treiben des zeitlichen Erde-Elementes kämpft mit den anderen drei Triebkräften der zeitlichen Elemente: Feuer, Wasser und Luft.
In ihrem stark konzentrierten egozentrischen Streben finden sie einander nicht, finden sie keine gemeinsame Basis für die Harmonie.
Dazu muß zuallererst das fünfte Element hinzugefügt werden: das Element Äther, welches mit einer Seelenschwingung übereinstimmt.
Das fünfte ätherische Element bringt Zweifel.
Zweifel hält den Menschen wach, reißt ihn aus seinem egozentrischen Streben und stellt ihn immer wieder vor einen Durchgang, eine Pforte.
Die Seele bringt den Zweifel am horizontalen Lebensziel, sie zerbricht immer wieder die horizontale Ruhe.
Nur der Spiritualist erkennt fünf Elemente, anstelle von vier Elementen, weil er auch das Seelenelement erkennt.
Wer kein Seelenleben kennt, erfährt keinen Zweifel, und demzufolge ist keine einzige Bewegung in ihm, keine Bewegung, die ihn am Ende zu der "Stille" oder dem "Nicht-Sein" in der Harmonie führen wird.
Das Basisviereck der Harmonie kann nur gelegt werden, wenn das fünfte Element: Äther, dabei mitarbeitet.
Die vier Wahrheiten von Buddha erheben sich erst auf der spirituellen Ebene, wenn die Seele im Mittelpunkt steht.
Wenn nicht, dann ist nur ein fanatisches Weiterdrängen der eigenen, begrenzten, persönlichen Wahrheit zugegen.
Der Zweifel, den das Ätherelement zu der Menschheit bringt, ist der Anfang des Erwachens.
Es kommt ein Augenblick, da dieser Zweifel untergeht.
Wenn nämlich die vier Elemente: Wasser, Feuer, Luft und Erde nicht mehr in Disharmonie leben, gibt es für den Äther keinen Grund mehr, den Zweifel zu überbringen.
Dann ist das Urtreiben des Äthers erfüllt, und kann auch er in dem absoluten Tao des fünfeckigen Geburtssterns aufgehen.
Das Nichtsein ist darum kein Kampf, es ist die Summe aller Selbstuntersuchung und aller akzeptierten Wahrheit. Das Nichtsein ist die Akzeptation der Wahrheit und das Kommen zu der Unermeßlichkeit dieser Wahrheit.
Diesen fünf negativen Eigenschaften der fünf Elemente der zeitlichen Natur stehen, und das ist selbstverständlich, fünf positive Eigenschaften gegenüber.
In der zeitlichen Natur heben sich die Gegensätze auf.
Der Kandidat wird versuchen, in sich die zwei Seiten der Element-Eigenschaft miteinander in Harmonie zu bringen.
Und das bedeutet immer: das Gleichgewicht bewahren, den Mittelweg gehen. Die positive Seite des Feuer-Elementes stimuliert die Ausrichtung, die Konzentration.
Die positive Seite des Elementes Wasser verstärkt den Glauben.
Die positive Seite des Elementes Luft bringt eine Verstärkung des Aufnahmevermögens.
Die positive Seite des Elementes Erde bringt Verwirklichung.
Und schließlich bringt das Ätherelement, und das kann nicht anders sein, auf der Basis der Harmonie der vier vorigen Elemente, die vollkommene Kenntnis oder Weisheit.
Die Harmonie innerhalb eines jeden Elementes ruft in dem Menschen die Seelenschwingung zu sich.
Die Konzentration, die stabile, lebendige, eindeutige Ausrichtung des Feuers, vereinigt mit dem unausrottbaren, lebendigen, festen Glauben des Wassers, gepaart mit der Offenheit und der lebendigen Einsicht der Luft und ausgetragen als eine mächtige, bewußte Handlung des Elementes Erde, ruft die Seelenschwingung auf! Das ist der Prozeß.
Die Umwandlung liegt einzig im Übertragen der vier Elemente an das fünfte Element, wonach dieses selbst als Mittler dient für das vollkommene Absorbieren innerhalb Taos.
Ein Mensch ohne Selbstkenntnis leugnet die Wahrheit.
Wer die Wahrheit leugnet, wie wenig es auch sein mag, erreicht niemals den Grund des Seins, um dieses dem absoluten "Nicht-Sein" zu übertragen. Die Stille ist eine Bewegung, die von der zeitlichen Natur nicht völlig umfaßt werden kann.
Das "Nicht-Sein" innerhalb der vier Elemente ist das Aufgenommenwerden in die ätherische Seelenschwingung.
Am Anfang ist dies wie ein fünfeckiger Stern, die Seele bildet den höchsten Punkt und leitet die ätherische Schwingung, aber dies ist nur die Geburt.
Aus dieser Seelenschwingung werden die himmlischen Elemente geboren, die Elemente der neuen Himmel-Erde, in denen einst der vollkommene Mensch leben wird.
Dann ist die Rede von acht Elementen von der himmlischen Natur, die die zeitliche Natur, freiwillig und in Liebe, umfaßt halten wird, damit sie nicht in sich selbst sterbe.
Das Leugnen, das "Nein" des spirituellen Kandidaten in bezug auf das Annehmen der zeitlichen Natur, hat immer sein Gegengewicht in dem positiven "Ja" gegenüber der ewigen Natur. Und das schließt in sich ein: die Verbindung, die Wache an der Pforte, das Opfer.
Das "Nein" besteht nicht für sich allein, wenigstens niemals für den spirituellen Kandidaten, noch gibt es ein isoliertes "Ja".
Es besteht ein Gleichgewicht, ein Zusammenspiel zwischen "Ja" und "Nein".
Wenn der Pilger die Spiritualität mit einem positiven "Ja" beantwortet, sagt er ein positives "Nein" zu aller A-Spiritualität. So ist es auch mit der inneren Antwort des Menschen auf die Fragen der Vier Wahrheiten.
Ist dieses harmonische Gleichgewicht erreicht, liegt das "Ja" des Kandidaten in dem oberen Kreis der Acht, dann bedeutet das: Tao, das "Nicht-Sein", die absolute "Stille", die die Bewegung des Göttlichen Lebens ist.