"Die Rose des Glücks duftet berauschend, aber ihr Leben ist kurz."
Es ist notwendig, ein Gleichgewicht zu schaffen zwischen Aktivität und Ruhe. Da man sich von Mensch zu Mensch unterscheidet, darf man niemals erwarten, daß alle auf dieselbe Weise reagieren werden.
Eins ist jedoch sicher: Der moderne Mensch muß zurückkehren zu der tiefen Bedeutung der Ruhe, der inneren Harmonie.
Man flieht vor dem Frieden, obwohl man behauptet, ihn zu suchen. Frieden ist: Sich nicht zu wehren gegen Gedanken, Emotionen oder Situationen. Im Sinne von: durch ein Sich-Einmischen eine Änderung erzwingen zu wollen oder sich mit Gedanken, Gefühlen oder Umständen zu vereinigen, die man eigentlich verabscheut.
Die Übergabe besitzt man bereits, wenn man mit der Spiritualität ernst macht und sie danach hinüberfließen läßt in die Begriffe: Verlangen - Tiefer Friede - Licht.
Jedes Bemühen um Stille oder Besinnung mißlingt, wenn man sich nicht übergeben kann. Warum kann man das nicht? Aufgrund einer inneren Zerrissenheit, eines inneren Kampfes zwischen zwei Gegensätzen und der Unausgeglichenheit zwischen diesen beiden.
Widerstand ist gut als Gegengewicht gegen ein blindes Mitbewegen. Zu viel Widerstand ist eine Art Unausgeglichenheit. Angst vor der Übergabe an den Geist kommt aus einem Mangel an geistigem Unterscheidungsvermögen.
Alles beruht natürlich auf bestimmten Erfahrungen, die nicht gut verarbeitet wurden. Widerstand kann genauso fatal sein wie ein Übermaß an Empfänglichkeit.
Man muß die Übergabe einmal nüchtern betrachten, kritisch beobachten. Zuallererst muß man wissen, woran oder an wen man sich übergibt.
Dies braucht kein Hinderungsgrund zu sein, denn bei der Pentagramm-Besinnung übergibt sich jeder eben seiner Vorstellung von Spiritualität, von Gott oder Geist.
Ist er unsicher, dann fehlt dem Menschen die rein geistige Idee, die Vorstellung dessen oder die Vereinigung mit dem, was er als heilig ansieht.
Der gespannte Mensch kann sich nicht entspannen, weil ihm während der "Übergabe" die innere Wachsamkeit fehlt.
So wie auf dem achtzehnten Bild des Tarot die Hunde wachen, während Osiris oder der Pilger meditiert, so muß in dem Menschen Anubis, der Bewacher der Geheimnisse und gleichzeitig der Wächter vor der Hölle, die Stelle des aktiven Bewußtseins einnehmen. D.h. sobald sich die Persönlichkeit in der Entspannung übergibt, muß sofort ein Stellvertreter da sein in Gestalt der Seele bzw. eines Aspektes der Seele - des Gewissens, der Intuition.
Es sollte dann vom Menschen vorausgesetzt werden können, daß er genügend innere Kernkraft gesammelt hat, um nicht wie abgefallene Blätter auf einem ätherischen Strom fortgetrieben zu werden.
Das innere Unterscheidungsvermögen und somit die Bewachung des Heiligen der Heiligen in dem Menschen erwacht, sobald die Persönlichkeit sich entspannt.
Körperliche Entspannung ist nämlich ein erster Aspekt der natürlichen Übergabe, der Abwesenheit von Wachsamkeit.
Man fühlt sich entspannt, weil man sich ruhig, angenehm oder sicher fühlt.
Der Gedanke: "Es kann dir nichts geschehen", erhöht die Bereitschaft zur Entspannung. Angst vor der "Übergabe" oder die Unfähigkeit sich zu entspannen, ist eine Flucht vor sich selbst oder eine Flucht vor eingebildeten Gefahren; manchmal suggerierten Gefahren, die sich disharmonisch auf den Menschen auswirken.
Sich zu übergeben heißt, ein Gefühl von Ruhe oder Beruhigung ausbreiten, entdecken, daß es viel mehr Möglichkeiten gibt, um diese Ruhe zu finden. In jedem Augenblick des Tages kann man diese Übergabe praktizieren. Sie zu erlernen, ist das Akzeptieren des Bildes, an das man sich übergeben will und der Wunsch, es zu tun. Nicht vorhandenes Wünschen kann nicht ersetzt werden durch Wollen. Dieses hat weder die Entspannung noch die geistige Übergabe zur Folge, sondern bedeutet nur, sich einer Methode zu beugen und sich selbst des freien Willens oder der freiwilligen Vereinigung zu berauben.
Letztlich ist die Freiwilligkeit sowohl der Anfang als auch die Endphase der Spiritualität. Keiner braucht sich an etwas oder jemanden zu übergeben, der ihm unbekannt ist.
In den eigenen Umständen kann allein schon der Begriff Übergabe ein Anlaß sein, um die Vibration dieses Rituals während des Überdenkens erneut zu beleben, und das wirkt sich in jeder Hinsicht segensreich oder heiligend auf Organismus und Seele aus.
Zusammenfassend hat man:
Erstens: Die eigene geistige Idee zu suchen und zu erkennen.
Zweitens: Diese objektiv von allen Seiten zu betrachten, ohne daß die Gedanken diese Betrachtung torpedieren.
Drittens: Sich dermaßen in das Bild zu vertiefen, daß man sich selbst vergißt, auch die eigene Unruhe.
Viertens: Nur eine Vereinigung mit dem zu wünschen, was einem heilig ist.
Fünftens: Niemals zu vergessen, sich nach jeder Besinnung streng und vollbewußt zur täglichen Ordnung zurückzurufen. Wie bei jeder Entspannung: Die Dinge um sich herum klar und deutlich wahrnehmen.
Wach, gegenwärtig sein, ist eine Frage körperlicher Wachsamkeit, der Organismus ist dann in jeder Sekunde auf seiner Hut.
Der Wechsel zwischen Wachsam-, Gegenwärtigsein und Abwesenheit (Übergabe) erfolgt ausschließlich durch den Wunsch. Wenn der Wunsch zum aktiven Da-Sein in dem Menschen nach oben steigt, fügen sich die Organe danach. Man zieht sich dann aus einer bildenden (Einbildungs-) Welt zurück, um wieder anwesend zu sein in der tastbaren Formenwelt.
Wenn man träumend, versunken dasitzt und durch einen Vorfall aus seiner Haltung aufgeschreckt wird, so ist das ein Augenblick eines inneren Schocks, häufig eine unangenehme Empfindung. Durch Schocks hin- und hergeworfen zu werden zwischen geistiger Bilderwelt und prosaischer äußerer Formenwelt, ist schädlich für den Organismus; jeder Arzt, der Entspannungsmethoden lehrt, weiß dies.
Entsprechend den Wünschen des Menschen muß man das eine Mal in der einen, das andere Mal in der anderen Sphäre zugegen sein können.
Man muß in jeder Beziehung über sich herrschen können; je weniger sich die äußere Welt von der inneren Welt unterscheidet, desto näher steht man der Harmonie, einer mühelosen Übergabe der Persönlichkeit an die Seele und der Seele an den Geist.
Als Pilger auf ein und demselben geistigen Weg, einerlei, worin man sich unterscheiden mag, hoffen bestimmt alle auf eine innere Entfaltung oder Bereicherung.
Man kann nicht die geistigen Bilder oder die geistigen Gedanken abweisen und gleichzeitig auf eine geistige Entfaltung hoffen. Es muß etwas geschehen. Und dieses Etwas bestimmt man selbst! Freiwillig - auf Veranlassung eines Wunsches. Nicht eines flüchtigen Verlangens, eines vorübergehenden Impulses, sondern eines angeborenen Wunsches, der den Menschen eigentlich niemals verlassen hat.
Es ist nichts Merkwürdiges oder Ausgefallenes an der Übergabe an den Geist oder an der Entspannung der Persönlichkeit, weil die Seele Wache hält!
Vor allem muß vorhanden sein: ein Glaube an die Seele. Gäbe es diesen nicht, dann wäre der Mensch auch kein geistiger Pilger.
Viele Menschen glauben an Gott, jeder auf seine eigene Weise, warum sollte man dann nicht an eine Seele glauben, der diese Gottesidee entspringt? Zu wenig Vertrauen in diese Seele ist gleichbedeutend mit zu wenig Vertrauen in Gott oder den Geist. Zu wenig Glaube ist zu viel persönlicher Hochmut, ist Unwissenheit als Folge von zu wenig geistigen Erfahrungen mit der Seele oder mit Gott.
Wer sollte sich dagegen sträuben wollen, sich zu entspannen und zu erfahren, wie etwas in dem Menschen die Führung übernimmt, den Menschen behütet, bewacht und vor allem Kenntnis sammelt aus der geistigen Übergabe?
Denn während der Übergabe lernt man genausoviel wie aus harten Erfahrungen.
Man versuche darum, sich vollkommen mit dem Gedanken vertraut zu machen: Wenn meine Persönlichkeit sich zurückzieht, nimmt mein innewohnender Gott den Platz ein.
Das ist nämlich eine Erfahrung, die jeder geistig verlangende Mensch macht.