Die sieben edlen Gaben


"Der Weg zur endgültigen Freiheit liegt in dir selbst. Der Weg beginnt und endet außerhalb des Selbstes."


Die Lehre von den sieben Geistern oder Dämonen ist so alt wie die Welt selbst, und in den entlegensten Winkeln der Erde hat man sie studiert.

Mit diesen sieben führenden Prinzipien korrespondieren die sieben Ursünden, und ihnen stehen die sieben edlen Gaben gegenüber. 

Beide sind Produkte der Planeten, und wir sind davon überzeugt, daß jeder Lichtsohn seine Ursünden durch die edlen Gaben aufheben muß, wenn er schließlich die Harmonie innerhalb der Siebenheit erreichen will.

Nun ist es nahezu undenkbar, daß eine Seele von heute auf morgen zu einer vollkommenen Harmonie gelangt, aber es ist wohl möglich, daß jeder ernsthafte Kandidat einige dieser edlen Gaben erwirbt, während seine Affinität mit den Ursünden wegfällt.

Eine teilweise Überwindung, die von den verhängnisvollen Eigenschaften nicht zunichte wird, genügt bereits, um der Sünden enthoben zu werden.

Die Worte der Heiligen Schrift: "Wenn ihr einen Schritt zu Christus geht, kommt er euch zwei Schritte entgegen", stimmen hiermit überein.

Die Chaldäer, die Ägypter, die Griechen, die Inder, die Gnostiker, die mittelalterlichen Alchemisten und Paracelsus lehrten alle, daß die Menschheit unter sieben fatalen Einflüssen leidet.

Aus diesen sieben bösartigen Strahlungen gehen alle Krankheiten hervor.

Dementsprechend gibt es sieben Heilmittel oder Arkana.

Dieses sind Heilmittel mit einer verborgenen Heilkraft.

Paracelsus sagt in seinen Schriften, daß es bedauerlich sei, daß die Heilkunde die Weisheit der sieben Arkana vergessen habe.

Ein Arzt aus dem neunzehnten Jahrhundert spricht von der Wiederentdeckung der sieben Arkana und deren Anwendung.

Die Beweisführung dieser alten Weisen ist so verblüffend einfach und logisch, daß es merkwürdig ist, daß der moderne Arzt diese Kenntnis verloren hat.

Jeder Menschentyp hat seine eigene Medizin, die sich auf seine Affinität mit einer bestimmten Einströmung gründet.

Man kann dies in der Kräutertherapie wiederfinden, aber ebenso ist es in der alchemischen Heilweise zu erkennen.

Solch eine Heilmethode bezieht sich dann nicht nur auf eine organische Krankheit, sondern sie kann auch eine Disharmonie der Sinne oder der Triebe aufheben.

Ein Mensch wird krank, wenn im Zusammenwirken der sieben Geister eine Unausgeglichenheit besteht.

Sind sie ausschließlich dämonisch, dann ist der Mensch unheilbar krank: seelenkrank.

Wenn die sieben Strahlen, Planeten oder Geister in Übereinstimmung miteinander kommen können, gelangt der Mensch in das Stadium der Zubereitung.

Er besitzt dann diese sieben Gaben der himmlischen Lichter: 


1. Die Aufmerksamkeit  - eine edle Gabe des Mondes.

Es wird dem Kandidaten wahrscheinlich bekannt sein, daß diese "Aufmerksamkeit" in ihrer reinen Form nur selten vorkommt.

Einer, der vollkommen entleert ist und sich uneigennützig seinem Mitmenschen zukehrt, schenkt solch einem Menschen seine Aufmerksamkeit, eine Beobachtungsgabe, die von innen kommt und dem Menschen das Zuhören lehrt.

Wenige Menschen können zuhören, weil sie zu sehr von sich selbst erfüllt sind.

Feuertypen sind besonders schwer zum Zuhören zu bewegen, weil sie innerlich fortwährend angefeuert werden und diese Anregungen immer äußern wollen, um von ihnen befreit zu werden.

Der Mensch, der zuzuhören lernt, wendet sich dem Menschen zu, und wenn er dies mit seinem ganzen Herzen tut, was aus seinem Blick zu erkennen ist, dann nimmt er die Bewegtheit seines Mitmenschen fort.

Hieraus folgt unmittelbar, daß die "Aufmerksamkeit" in ihrer höchsten Form nur von dem edlen Menschen verwirklicht werden kann, von dem Menschen, der innerlich stark und königlich ist.

Denn wer sich der impulsiven Aufmerksamkeit übergibt, kann daran zugrunde gehen, weil er seinen eigenen inneren Halt verliert. Er wird überspült und kommt ins Schwimmen.

Die Aufmerksamkeit ist ein ausgeglichenes Hinwenden, ein liebevolles Aufnehmen.


2. Die Unterscheidung oder das Untersuchen ist eine zweite edle Gabe, und sie wird von Merkur aktiviert.

Auch diese Gabe enthält jedoch eine Gefahr für den unvorbereiteten Menschen. Sie verfällt sehr schnell der Sünde von Merkur: der Eifersucht, die einmischsüchtig, neugierig und giftig wird über das, was der Mensch entdeckt.

Die merkurische Gabe steht jedoch mit dem Wort in Verbindung: untersucht alle Dinge und behaltet das Gute.

Wer sich weigert, seine Einsicht, seinen Horizont zu erweitern, weil er meint, alles zu wissen, verschließt sich für Merkur.

Der höhere Merkur behält in dem königlichen Menschen immer seine göttliche Intuition, und er wendet diese zum Suchen der Seelen an.

Ebenso handelt der weise Mensch. Er nimmt aus seinem Suchen die Seelenwerte und wirft den unnützen Teil von sich.

Dieses "Unterscheiden und Untersuchen" der Werte ist nicht jedem vorbehalten. 

Obwohl viele Kenntnis sammeln, Untersuchungsreisen unternehmen, gibt es nur wenige, die die Seelenschätze von den wertlosen Formen trennen können.

Darum kann der edle Mensch haarscharf unterscheiden, was zeitlich und was ewig ist.

Dieses Unterscheiden, verbunden mit der Aufmerksamkeit, gibt ein detailliertes, aber liebevolles Einordnen der Tatsachen und der Worte.

Während die liebevolle Aufmerksamkeit wirksam ist, trennt die Unterscheidung die Wahrheit von den Lügen.

Diese Wirkungen sind intuitiv, sie kommen im königlichen Menschen intuitiv nach oben, und sie fügen sich dort zusammen, wo es nötig ist.


3. Die dritte edle Gabe ist die Energie, das Feuer von Mars, ein unermüdliches Ausharrungsvermögen als Gegensatz zum Trieb - Ursünde von Mars -, der wie ein Feuerpfeil in die Höhe schießt, aber unmittelbar darauf wieder erlischt. 

Energie in ihrer edlen Form ist eine beständige, warm brennende Lebenskraft, aus der der edle Mensch unaufhörlich schöpfen kann.

Es ist eine geistige Lebenskraft, die unabhängig von Körperenergie und kräftiger Gesundheit ist.

Diese Energie kommt aus dem Vertrauen und dem Mut der Seele, und sie kann durch Enttäuschungen nicht geschwächt werden.

Jede Enttäuschung ist eine Empfindung des Ichs. Die Seele kann nicht enttäuscht werden, denn sie erwartet nichts, hofft nur.

Das ist der Unterschied zwischen dem Ego und der Seele: 

Das Ego erwartet vielerlei Dinge,

die Seele hofft nur auf ein Resultat.

Sie weiß, daß sie dieses Resultat niemals in dieser Materie erhalten wird, darum ist sie niemals enttäuscht, wenn die Umstände andere Resultate sehen lassen, als sie gehofft hatte.

Ihre Hoffnung wird aus ihrer Seelenenergie genährt, und wird niemals mit der Materie verbunden.

So entsteht die Energie, die sich niemals erschöpft, weil sich ihr Quell außerhalb der Natur befindet.

Aus dieser Energie gelingt es dem Menschen, stets zu schenken, ohne erschöpft zu werden, er wird immer wieder aufgeladen.

Die Aufmerksamkeit und die Unterscheidung sind zwei Gaben, die von dieser Seelenenergie belebt werden. Ohne diese sind die ersten zwei Gaben Scheinformen, die immer zeitlich sind und die den Menschen ermüden, die ihn langweilen, die ihn überbelasten.


4. Die vierte edle Gabe ist die Freude, eine Gnade der höheren Venus.

Der materielle Mensch erfährt Freude, wenn er befriedigt wird, wenn sein Ego, seine Sinne, sein Herz oder Denken Befriedigung erfahren.

Hieraus entsteht die vernichtende Ursünde, die Wollust.

Die edle Freude ist jedoch eine Form der Befreiung, so wie ein Kind befreit auflachen kann.

Freude ist ungreifbar, sie ist eine Regung, die das Herz berührt, die aber in ihrem Adel gleichfalls ein Ausdruck der Seele wird.

Extase ist eine Äußerung der Freude, gibt die Empfindung einer Befreiung, einer Sinnenbefreiung.

In der Extase läßt der Mensch seinen Sinnen unbeherrscht freien Lauf.

Die edle Freude ist jedoch eine innere Wahrnehmung, eine verborgene Freude, in der die Seele erfährt, wie vor ihr ein Reich erschlossen wird.

Die Freude des königlichen Menschen ist das Wiederentdecken seiner Seelen-Sinnesorgane, seiner inneren Sinnesorgane.

Wie der materielle Mensch seinen Sinnen in der äußeren Extase freien Lauf läßt, so erfährt der königliche Mensch, wie seine inneren Sinne unbehindert auf die Suche nach einer inneren Welt gehen.

Diese Freude richtet sich zu gleicher Zeit nach innen und nach außen.

"Diese erhabene Freude", so sagt Buddha, "befreit den Menschen von der Sünde der Wollust", der Mensch hebt also seine Ursünde auf.

Ein Mensch, der von einer inneren Freude erfüllt ist, sucht niemals die äußere Zweifältigkeit, weil er die Freude der höchsten, inneren Zweifältigkeit, der Geist-Seeleneinheit wieder-entdeckt hat.

Der Reichtum dieser vierten Gabe schenkt dem Weisen die Kraft, allein und einsam zu sein, eine Situation, die nur wenigen vorbehalten ist.


5. Die fünfte Gabe ist die Ruhe, ein Vorrecht von Jupiter.

Diese Ruhe erlangt der Mensch erst, wenn er genau weiß - als eine innere Wahrheit -, wozu er gehört.

Wenn er also, wie es die Absicht des jupiterischen Zinns ist, eingeordnet ist und sich nicht mehr gierig - die Ursünde von Jupiter - allen möglichen Quellen zukehren möchte.

Diese Ruhe ist das überzeugte Wissen von der inneren Herkunft, der Mensch hat sich selbst eingeordnet, untergebracht. Was weiterhin noch geschehen mag, ist von keinerlei Bedeutung mehr, er weiß, was sein Ziel ist, woher er kommt, wohin er geht.

Dann kann er alle Dinge untersuchen, sich der Aufmerksamkeit weihen, seine Intelligenz an der Erkenntnis schärfen und sich der inneren Freude übergeben, er verliert seine Ruhe niemals.

Man kann diese Ruhe mit einer gleichmäßigen und ausgeglichenen Atmung vergleichen.

Der Mensch ruht in dieser Atmung, diese geht weiter, obwohl er allen seinen Gaben Energie schenkt.

Er verliert seine innere Sicherheit niemals, weil diese, als Gabe von Jupiter, das unsichtbare und das sichtbare Gebiet umfaßt.

Solch ein Mensch experimentiert niemals in dem unsichtbaren Gebiet, er untersucht einzig und allein das, was er als wertvoll ansieht.

Er ruht mithin im Atem Gottes.


6. Die sechste Gabe ist die Macht der Konzentration, die Eigenschaft des erhabenen Saturns.

Dies ist das innere Verstärken, das Aufnehmen und nach innen bringen.

In degenerierter Form erkennt man dies in der Sünde des Geizes.

Dieses Vermögen der Konzentration wird jedoch angewandt, um die anderen Gaben zu bereichern, zu intensivieren.

Konzentration ist eine eindeutige Ausrichtung auf ein Ziel, einen spirituellen Wert, um damit die innere Kraft zu verstärken.

Konzentration ist die Beschirmung des königlichen Menschen.

Einer, der sich nicht konzentrieren kann, läßt seine inneren Werte verlorengehen, er vertut sie, weil er nicht in der Lage ist, sie mit Hilfe seiner eigenen inneren Kraft zu bewahren.

Konzentration ist die Gabe des innerlich reichen Menschen, von ihm, der von der Spiritualität gefesselt wird.

In der Materie ist Konzentration ein Vermögen des Willens. Einer, der einen starken Willen hat, kann sich auf alle möglichen Ziele konzentrieren, selbst, wenn sie ihn nicht interessieren.

Wenn der Mensch eine Beute der Ursünden ist, entartet die Konzentration zu einer genußsüchtigen Besessenheit und wird zu Geiz, Trieb nach Macht, hervorkommend aus innerer Ohnmacht.

Wie der Mensch von den Ursünden beherrscht werden kann, so wird er ebenfalls von den edlen Gaben beherrscht werden können.

Diese sechs genannten Gaben stehen einander als Herz- und Hauptberührungen gegenüber, sie sind häufig gepaart.


7. Sie finden ihre goldene Bekrönung in der siebenten Gabe der Geistsonne, der Gabe des Gleichgewichtes.

Dies ist eine Bewegung und eine Ruhe, im Gegensatz zu der Ursünde, die nur eine arrogante, ichzentrale Ruhe ist.

Die Ströme steigen auf und nieder über das Herz-Hauptsystem, und sie vereinigen sich im Scheitel, im Pinealis-Chakra.

Dort bilden sie zusammen die königliche Krone, über die all die Alten gesungen haben.

Keiner trägt solch eine Krone als der, der die sechs Gaben austrägt und sie dem Geist überträgt. Er wird von dem weisen Saturn, dem Torwächter, durch die Pforte geführt.

Paracelsus lehrt, daß zu all diesen Gaben eine Medizin gehört, aus Pflanzen- und Mineraltinkturen gewonnen.

Einem, der durch seine Krankheitserscheinungen beweist, daß ihm bestimmte Planetvibrationen fehlen, muß eine solche Tinktur verordnet werden.

Dies ist natürlich eine Heilmethode, die den Menschen zur Harmonie mit der Natur bringt!

Aber das sind alle Heilmethoden.

Die Akupunktur beabsichtigt dasselbe, ebenso die Naturheilkunde und die Homöopathie.

Die Heilweise der sieben Arkana kommt dem Kern jedoch näher.

Jede Krankheit ist Disharmonie, und es ist nötig, den Patienten in eine größtmögliche Harmonie zurückzuführen.

Disharmonie, die die Seele nicht mehr ertragen kann, entfesselt Krankheit, denn in Wirklichkeit leidet jeder Mensch an dis-harmonischen Zuständen.

Wenn man jedoch gesund bleibt, kann der Mensch die Disharmonie noch beherrschen, den gesunden Zustand wieder herstellen.

Darum muß jedes Krankenbett eine Lehre für den Kandidaten sein, ein Hinweis, daß er irgend etwas verkehrt macht!

Der ernsthafte, wirklich aufmerksame Kandidat kann sein eigener Arzt sein, vorausgesetzt, daß er sich in die Arkana vertiefen will, in die verborgenen Heilmittel, die der Geist in die Natur gelegt hat.

Der ernsthafte Kandidat kann ebenfalls die edlen Gaben in sich wecken, indem er aufmerksam ist, aufmerksam auf seine Seele, horcht auf die Seele, lauscht auf die Intuition, reagiert auf das Gewissen.

Einer, der nicht prinzipiell, gewissensvoll ist, verrät seine edlen Gaben, fällt dadurch automatisch in den Griff der Ursünden.

Und dann braucht er sich nicht verzweifelt zu fragen: "Warum gelingt mir das Gehen des Pfades nicht? Warum bin ich so schwach, so schlecht?"

Denn es gibt nur eine Antwort, und meistens kennt er diese bereits selbst: er ist nicht prinzipiell, leugnet entweder Intuition oder Gewissen.

Er leidet an der Krankheit des elastischen Gewissens, der Krankheit der Trägen und der Schein-Spirituellen.

Eins ist gewiß: der, welcher prinzipiell, intuitiv und gewissensvoll der Wahrheit der universellen Lehren folgt, er erfährt die Überwindung!

©1970-2013 Henk und Mia Leene